Transdisziplinäre Forschungsbereiche
Innovationsräume in Forschung und Lehre – das sind die sechs Transdisziplinären Forschungsbereiche (Transdisciplinary Research Areas, TRAs) der Universität Bonn. In den TRAs forschen Spitzenkräfte über Fakultätsgrenzen hinweg gemeinsam an zentralen wissenschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Zukunftsthemen.
Die sechs TRAs
Mathematik, Modellierung und Simulation komplexer Systeme
Komplexe Systeme verstehen durch die Kombination aus mathematischer Modellierung, Beobachtungsmethoden, rechnergestützter Simulation und kreativem Geist.
Bausteine der Materie und fundamentale Wechselwirkungen
Wie wechselwirken die Bausteine der Materie miteinander? Wie entstehen komplexe Strukturen auf ganz unterschiedlichen Längenskalen?
Leben und Gesundheit
Die Komplexität des Lebens verstehen – neue Strategien für die Gesundheit entwickeln.
Lesen Sie hier mehr über die TRA Leben und Gesundheit.
Individuen, Institutionen und Gesellschaften
Erforschung komplexer Relationen zwischen Individuen, Institutionen und Gesellschaften – Entwicklung neuer Sichtweisen auf Mikro- und Makrophänomene.
Vergangene Welten - Zeitgenössische Fragen. Kulturen in Zeit und Raum
Wir fördern und vernetzen Forschung zu Voraussetzungen und Entstehungsbedingungen moderner Gesellschaften sowie zu Aushandlungsprozessen von Heritage.
Technologie und Innovation für eine nachhaltige Zukunft
Die TRA Nachhaltige Zukunft erforscht institutionelle, wissenschafts- und technologiebasierte Innovationen zum Thema Nachhaltigkeit.
Wie wichtig der Geruchssinn ist, werden wir uns oft erst bewusst, wenn er nicht mehr da ist: Das Essen schmeckt kaum noch, oder auf Gefahren wie Brandgeruch wird nicht mehr reagiert. Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB), der Universität Bonn und der Universität Aachen haben erstmals die neuronalen Mechanismen der menschlichen Geruchswahrnehmung untersucht. Individuelle Nervenzellen im Gehirn erkennen Gerüche und reagieren spezifisch auf den Duft, das Bild und das geschriebenen Wort eines Objektes, beispielsweise einer Banane. Die Ergebnisse dieser Studie schließen eine lange bestehende Wissenslücke zwischen tierexperimenteller und menschlicher Geruchsforschung und wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.
Forschende der Universitäten Bonn und Montreal haben einen neuartigen Katalysator entwickelt. In ihrer Studie erzeugten sie damit aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Strom Methan, und das mit hoher Effizienz. Methan eignet sich beispielsweise zum Beheizen von Wohnungen oder als Ausgangsstoff für die chemische Industrie. Es ist Hauptbestandteil von Erdgas. Wird es mit Hilfe von grünem Strom hergestellt, ist es dagegen weitgehend klimaneutral. Die Einsichten aus dem Modellsystem lassen sich auf großtechnische Katalysatoren übertragen. Zudem lassen sie sich auch für die Herstellung anderer wichtiger chemischer Verbindungen nutzen. Die Studie ist im Fachjournal Nature Chemistry erschienen.
Die genetische Sicherung der Verdachtsdiagnose „Erblicher Darmkrebs“ hat große Bedeutung für die medizinische Versorgung der betroffenen Familien. Aber viele der in den bekannten Genen identifizierten Varianten können bisher hinsichtlich ihrer ursächlichen Rolle bei der Tumorbildung noch nicht sicher eingeordnet werden. Unter Federführung des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn hat ein internationales Forscherteam bei einem nennenswerten Anteil unklarer Varianten deren medizinische Relevanz neu bewertet und somit auch deren Anzahl wesentlich reduziert. Die Studienergebnisse sind jetzt im renommierten Fachjournal „American Journal of Human Genetics“ veröffentlicht.
Bei Entzündungsreaktionen spielt die Bildung von Poren durch ein spezielles Protein, dem Gasdermin D, eine Schlüsselrolle. Dieses wird durch die Abspaltung eines inhibitorischen Anteils aktiviert. Mehr als 30 der verbleibenden Proteinfragmente verbinden sich dann zu einer größeren Einheit, und bilden Poren in der Zellmembran, durch die Zellbotenstoffe freigesetzt werden können. Da die Methoden zur Untersuchung dieser Vorgänge in lebenden Zellen bislang unzureichend waren, blieb die Reihenfolge der Oligomerisierung, der Porenbildung und des Membraneinbaus bisher unklar. Einem internationalen Forschungsteam unter Federführung des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn gelang es mithilfe von ihnen identifizierten Antikörper-Fragmenten, so genannten Nanobodies, diese Frage zu beantworten. Sie erhoffen sich dadurch potenzielle therapeutische Anwendungen. Ihre Ergebnisse sind jetzt im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
TRA2-Preis bringt interfakultäre Kooperationen auf ein neues Level
Der “TRA² – Transdisziplinary Research Prize” der Universität Bonn prämiert hochinnovative Projekte, in denen mindestens zwei verschiedene TRAs der Universität Bonn gemeinsam relevante Fragestellungen zu Zukunftsfragen bearbeiten. Erstmals haben die sechs Transdisziplinären Forschungsbereiche 2024 gemeinsam den TRA²-Preis ausgeschrieben. Die erfolgreichen Anträge erhalten eine Förderung von bis zu 50.000 Euro als Anschubfinanzierung für die gemeinsame Forschung.
Die transdisziplinären Forschungsprojekte widmen sich folgenden Themen und Fragestellungen:
Was passiert, wenn man ein wichtiges Ziel verfolgt, dabei jedoch andere wichtige Aspekte aus dem Blick verliert? Wenn Unternehmen beispielsweise ihre Gewinne optimieren, dabei aber die Nachhaltigkeitsziele vergessen?
Wie passen sich die Mikroorganismen im Mund des Menschen an geänderte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten an?
Und was tun wir, wenn bei Brust- oder Prostatakrebs die Tumore gegen gängige Medikamente wie etwa Mitoxantron unempfindlich werden?
Möchten Sie mehr dazu erfahren? Lesen Sie die Abstracts der ausgezeichneten Projekte!
Transdisziplinär forschen – eine Vision wird Wirklichkeit
Seit über 200 Jahren steht die Universität Bonn für Wissenschaft auf Spitzenniveau. Davon profitieren Forschende, Lehrende und der wissenschaftliche Nachwuchs.
Transdisziplinäre Forschungsbereiche (TRAs) als Exzellenzstrategie
Der Erfolg der Universität Bonn im Exzellenzwettbewerb beruht zum einen auf einer starken disziplinären Forschung in den Fakultäten, die die Grundlage für sechs Exzellenzcluster gelegt haben – mehr, als es an jeder anderen deutschen Universität gibt. Zum anderen leisten unsere sechs Transdisziplinären Forschungsbereiche einen maßgeblichen Beitrag zur Exzellenzstrategie der Universität Bonn. Mit der gewonnenen Förderung seit 2019 wurden die TRAs intensiv auf- und ausgebaut als das zentrale Element des Forschungsprofils der Universität Bonn. Heute wirken sie bereits nicht nur in die Uni hinein, sondern ebenso in Gesellschaft, Technologie oder Politik.
Wissenschaftsfestival - Die TRAs stellen sich vor für jung und alt!
Beim Wissenschaftsfestival 2023 unter dem Motto "Wissenschaft zum Mitmachen für alle!" stellten Vertreter*innen der TRA die sechs Transdisziplinären Forschungsbereiche (TRA) vor.
Wissenschaftsfestival
Neue Räume für inter- und transdisziplinäre Ansätze
Die Etablierung der TRAs basierte auf dem Grundgedanken, dass viele der Zukunftsfragen nur durch inter- und transdisziplinäre Ansätze gelöst werden können. Neben starker disziplinärer Forschung, die an Universitäten traditionell in Fakultäten organisiert ist, sollten neue Strukturräume geschaffen werden, um transdisziplinäre Ansätze zu fördern und zu organisieren.
Heute sind die TRAs Teil einer innovativen Forschungskultur an der Universität Bonn. Sie dienen als Innovationsräume für Forschung und Lehre, die disziplinübergreifende wissenschaftliche, technologische und gesellschaftliche Herausforderungen der Zukunft adressieren. Die Etablierung neuer Netzwerkstrukturen befördert den Auf- und Ausbau neuer profilbildender Forschungsbereiche. So haben sich über die Jahre sechs Bereiche ausgebildet, in denen die Universität herausragende Qualität besitzt. Jede TRA steht darüber hinaus in Verbindung zu einem der Bonner Exzellenzcluster.
Offenheit und Zusammenarbeit
Die TRAs stehen allen Forschenden der Universität Bonn und kooperierender Einrichtungen offen, wenn sie einen Beitrag zu deren spezifischen Fragestellungen leisten können. Durch die Beförderung wissenschaftlicher Kooperationen sind die TRAs auch Inkubatoren für neue Verbundprojekte. In Workshops und Vortragsreihen werden dazu Ideen ausgetauscht. Finanziell unterstützt wurden bereits neue Forschungsideen, Open-Science- und Lehrprojekte sowie die Vorbereitung neuer Sonderforschungsbereiche und Graduiertenkollegs. Transparente Forschung in die Gesellschaft hinein und mit ihr im Dialog ist dabei ein maßgeblicher Pfeiler des neuen Forschungsprofils.
Hertz-Professuren, nach dem Bonner Physiker Heinrich Hertz (1857-1894) benannt, bilden das Herzstück unserer Exzellenzförderung. Sie werden mit international renommierten Forschenden besetzt, die in ihrem jeweiligen Fachgebiet führend sind und das Profil unserer Transdisziplinären Forschungsbereiche schärfen. Die Professorinnen und Professoren sind zentral in der Universität verortet und verfügen über einen großen Gestaltungsspielraum, um neue Forschungsfelder zu etablieren, Disziplinen miteinander zu verbinden und wichtige Impulse zu setzen.
Künstliche Intelligenz und Neurowissenschaften
Prof. Dr. Dr. Dominik Bach
Dominik Bach setzt in der TRA Life and Health einen starken neuen Schwerpunkt an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften, Psychiatrie und Computerwissenschaften.
Life Ethics
Prof. Dr. Christiane Woopen
Christiane Woopen erforscht in der TRA Individuals and Societies vier systemisch zusammenwirkende Dynamiken unserer Zeit: die Technologisierung, die Ökonomisierung, die Ökologisierung und die Globalisierung unseres Lebens sowie die mit ihnen verbundenen Transformationsprozesse.
Innovation for Planetary Health Prof. Dr. Ina Danquah
Ina Danquah Danquah forscht zu den Interaktionen zwischen Klimawandel, Ernährung und Gesundheit. Sie ist Hertz-Professorin in der TRA Sustainable Futures.
Clausius-Professur
Die Clausius-Professur wurde zum Anlass des 200. Geburtstags des Bonner Physiker Rudolph Clausius (1822-1888) eingerichtet. Diese Professur wurde an eine besonders herausragende Nachwuchswissenschaftlerin im Bereich des transdisziplinären Forschungsbereichs „Bausteine der Materie und fundamentale Wechselwirkungen" vergeben.
Jun. - Prof. Dr. Lena Funcke
Lena Funcke forscht an der Entwicklung neuer Modelle und computergestützter Rechenmethoden, um die fundamentalen Fragen der Teilchenphysik anzugehen.
Die Förderung von Wissenschaftler*innen auf allen Karrierestufen ist eines der wichtigsten Ziele der Exzellenzuniversität Bonn. Dabei dienen Argelander (Tenure-Track)-Professuren (benannt nach dem Bonner Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander, 1799-1875) speziell der Förderung des exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchses und ermöglichen ihm die Bearbeitung und Weiterentwicklung seiner Forschungsfragen an der Schnittstelle zwischen den Disziplinen über die Grenzen von Fächern und Fakultäten hinweg.
Integrated System Modeling for Sustainability Transitions
Jun.-Prof. Dr. Wolfram Barfuss
Wolfram Barfuss, Argelander-Professor in der TRA Sustainable Futures, arbeitet daran, die Modellierung von Mensch-Umwelt-Beziehungen neu zu gestalten, um kritische Hebelpunkte für den Übergang zur Nachhaltigkeit zu identifizieren.
Kritische Museums and Heritage Studien
Jun.-Prof. Dr. Julia Binter
Julia Binter ist Mitglied des Global Heritage Lab in der TRA Present Pasts. Ihre transkulturelle Forschung eröffnet neue Kooperationen zu den Naturwissenschaften und Theologien.
Mathematik - Ökonomie-Informatik
Prof. Dr. Florian Brandl
Florian Brandl kombiniert Methoden und Ansätze aus der Wirtschaftstheorie, der Mathematik und der Informatik in der TRA Modelling und dem HCM.
Biohybridforschung
Jun.-Prof. Dr. Patrycja Kielb
Patrycja Kielbs Forschung dreht sich um das Thema „BioSpectroElektrochemie“ und trägt damit zur Weiterentwicklung des Bereichs Molekularwissenschaften der TRA Matter bei.
Recht der Nachhaltigkeit und ökologischen Transformation
Jun.-Prof. Dr. Jacqueline Lorenzen
Jacqueline Lorenzen forscht in der TRA Individuals and Societies zu rechtlichen Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung.
Umweltökonomik, Nachhaltigkeit und Ungleichheit
Jun.-Prof. Dr. Julia Mink
Julia Mink forscht an der Schnittstelle von Umwelt- und Gesundheitsökonomie in der TRA Individuals and Societies.
Organoide und Chemische Biologie
Jun.-Prof. Dr. Elena Reckzeh
Elena Reckzeh verbindet Chemische Biologie und Organoidforschung, um den Forschungsbereich „Construction“ im Profil der TRA Life and Health weiter auszubauen.
Organoid-Biologie
Jun.-Prof. Dr. Ana Ivonne Vazquez-Armendariz
Ana Ivonne Vazquez-Armendariz fügt dem Forschungsprofil der TRA Life and Health mit ihrer Expertise zu Organoiden der menschlichen Lunge einen neuen Schwerpunkt hinzu.
Kontakt
Dr. Ines Heuer
Dr. Eva Drews