14. Mai 2025

Service for Science: Start-up für die Wissenschaft Service for Science: Start-up für die Wissenschaft

TILLER ALPHA GmbH unterstützt mit KI große Forschungsanlagen

Dr. Katharina C. Cramer, Nicolas Rüffin und Dr. Kristofer Rolf Söderström haben den Wechsel von Wissenschaftler*in zu Unternehmer*in erfolgreich vollzogen und Anfang 2025 das Start-up TILLER ALPHA GmbH gegründet. „Uns ist wichtig, dass wir diesen Rollenwechsel offen kommunizieren“, betont Katharina. Denn ihre Kunden kommen ebenso wie sie aus der Wissenschaft: TILLER ALPHA erstellt datengetriebene und KI-gestützte Analysen für Forschungsinfrastrukturen. Dieses Thema hat Katharina auch in ihrer Forschung am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn untersucht. Im Gespräch erläutert sie ihre Geschäftsidee, ihren Gründungsweg und welche Unterstützung sie dabei vom Transfer Center enaCom erhalten haben.

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Was ist Eure Geschäftsidee?

Im engen Austausch mit Forschungsinfrastrukturen und Core Facilities erarbeiten wir Analysen, um die Dynamiken von Nutzergemeinschaften, die Nutzungsmuster an Instrumenten sowie Kooperationsnetzwerke besser zu verstehen. Forschungsinfrastrukturen und Core Facilities sind Einrichtungen, die komplexe Instrumente für die Wissenschaft bereitstellen, wie beispielsweise Lichtquellen, Laser, Teilchenbeschleuniger oder Teleskope. Diese sind kritische Infrastrukturen unserer modernen Gesellschaft. In Zeiten politischer Unsicherheit und knapper Finanzierungsspielräume müssen sie effizient, resilient und nachhaltig agieren und im Zentrum starker und exzellenter Nutzergemeinschaften stehen. Mit unserer Expertise machen wir ihre Daten greifbar und liefern handlungsrelevantes Wissen für strategische Entscheidungen.

Welche aktuellen Herausforderungen löst Ihr?

Wir nutzen anfallende Daten, z.B. Projektanträge, Publikationen, Abschlussberichte oder statistische Metadaten und bündeln diese in einem Datenökosystem. Auf dieser Grundlage erstellen wir dann Analysen, zum Beispiel mit großen Sprachmodellen aber auch komplexen Algorithmen. Zentrale Fragen von Seiten der Forschungsinfrastrukturen sind u.a.: Wer nutzt die Instrumente und wie häufig? Wie lassen sich Kooperationsnetzwerke sowie soziale, kognitive und geografische Dynamiken modellieren?

Wir reagieren auf die Herausforderungen, die Forschungsinfrastrukturen und Core Facilities bei der Durchführung von Nutzeranalysen bewältigen müssen. Diese sind ressourcenintensiv und erfordern viel Zeit, Personal und spezifische Expertise. Die Situation wird zusätzlich durch die steigende Komplexität erschwert: eine wachsende Vielfalt an Instrumenten, stärker vernetzte Nutzergemeinschaften sowie zunehmend flexible Nutzungsstrukturen von Instrumenten. 

Mit unseren Lösungen können wir den massiven Ressourceneinsatz der Einrichtungen schon deutlich entschärfen. Das sehen wir jetzt gerade auch bei den Pilotstudien, die wir mit der schwedischen Photonenquelle MAX IV oder auch mit den Core Facilities des Bonn Technology Campus der Universität Bonn durchführen. Unsere Analysewerkzeuge machen mithilfe von KI bisher verborgene Muster in den Daten sichtbar – Erkenntnisse, die dem menschlichen Auge zuvor verborgen geblieben wären.

Euer Tool ist ein „Service for Science“, was heißt das?

Unsere Dienstleistung ist ein „Service for Science“, weil wir aus der Wissenschaft für die Wissenschaft gegründet haben. Unsere Forschungsarbeiten sind für die Gründung absolut fundamental. Sie haben es uns ermöglicht, durch jahrelange Auseinandersetzung mit der Organisation und Steuerung von Forschungsinfrastrukturen ein tiefes Verständnis dafür zu entwickeln, wie diese funktionieren und welche Herausforderungen sie bewältigen müssen.

Es bietet aber auch die Herausforderung, den Rollenwechsel von der Forscherin zur Unternehmerin zu vollziehen. Gerade jetzt in der Übergangsphase von der Tätigkeit an der Universität hin zum eigenen Unternehmen ist es sehr wichtig für uns, diesen Rollenwechsel gut zu kommunizieren. Wir haben ein breites Netzwerk aus Forschenden, die an unterschiedlichen Forschungsinfrastrukturen und Core Facilities arbeiten und somit natürlich auch zur Zielgruppe von Tiller Alpha gehören. Ihnen gegenüber thematisieren wir unseren Rollenwechsel ganz offen.

Wie entstand Eure Idee und wie organisiert Ihr Euch?

Die Idee entstand an der schwedischen Universität Lund, am Pufendorf Institute for Advanced Studies, an dem ich 2022 bis 2023 als DAAD-Stipendiatin geforscht habe. Gleichzeitig war ich auch mit der größten schwedischen Forschungsinfrastruktur MAX IV assoziiert. In der Zeit haben wir unser Geschäftsmodell entwickelt. Nicolas ist unser Experte für den Umgang mit sensiblen Daten sowie für Organisations- und Netzwerkforschung. Kristofer entwickelt als Datenanalyst KI-basierte Ansätze und Algorithmen. Ich selbst bringe ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Forschungsinfrastrukturen mit und verfüge über ein breites Netzwerk in der Community. Wir sind ein internationales Team und arbeiten von Deutschland und Schweden aus. Das funktioniert sehr gut, denn wir sind extrem gut organisiert.

Ein Start-up zu gründen ist sicherlich immer ein Risiko. Wir gehen da einerseits furchtlos und zuversichtlich heran, weil wir davon ausgehen, dass in Zukunft gute Dinge passieren werden. Aber wir haben auf der anderen Seite auch den nötigen Respekt vor dieser Aufgabe und wissen um die Verantwortung, die wir tragen.

Wozu war der Prototypisierungsgrant nützlich?

Den Prototypisierungsgrant von der Uni Bonn haben wir Ende 2023 bekommen. Durch diese Förderung hatten wir zum ersten Mal die finanziellen Mittel, um eine technische Infrastruktur aufzubauen. Wir haben damit unseren Prototyp „Tiller“ entwickelt, eine KI-basierte Wissensdatenbank, die wir damals mit Mitarbeitenden des European XFEL – dem weltweit größte Röntgenlaser in Schenefeld bei Hamburg – getestet haben. Außerdem hatten wir durch die Förderung auch Gelegenheit, über wichtige Aspekte wie Datenschutz oder rechtliche Implikationen von KI wirklich fundiert nachzudenken.

Wie hat Dir das EXIST Women Programm geholfen?

Das EXIST Women Programm war neben dem Prototypisierungsgrant sicherlich ein wichtiger Meilenstein, weil ich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich gewachsen bin. Das Transfer Center enaCom hat mich da sehr gut unterstützt und viele Workshops und Seminare angeboten. In dem Programm habe ich auch meine Mentorin kennengelernt, die selbst seit über 30 Jahren Unternehmerin ist. Ihre Expertise ist unschlagbar – auch wenn es zum Beispiel um Alltägliches aus dem Geschäftsleben geht.

Welche Tipps gibst Du Gründer*innen?

Wenn Ihr selbst gründen wollt, holt Euch Unterstützung und sucht Euch Rat. Macht das auf gar keinen Fall im stillen Kämmerlein und seid geduldig mit Euch und dem Prozess. Es braucht alles mehr Zeit, als man am Anfang eingeplant hat.

Welchen Support habt Ihr von der Uni Bonn bekommen?

Besonders hervorzuheben sind die Gründungsberater*innen vom Transfer Center enaCom, die uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite standen und immer ansprechbar waren. Sie haben uns geholfen, unser Geschäftsmodell zu entwickeln und zu verfeinern und einige Baustellen noch mal nachzuarbeiten. Außerdem haben wir auch das Workshop-Angebot von enaCom intensiv wahrgenommen.

Hier geht es zur Website der Tiller Alpha GmbH.

Das Team der Tiller Alpha GmbH
Das Team der Tiller Alpha GmbH © Eva Persson, Pufendorf IAS

Dr. Katharina C. Cramer ist Politikwissenschaftlerin und Historikerin und forscht seit vielen Jahren zu Forschungsinfrastrukturen.
Nicolas Rüffin kommt aus der Wirtschaftspsychologie und Wissenschaftsforschung und ist Experte für Datenschutz sowie Netzwerk- und Organisationsforschung. Beide waren und sind auch weiterhin am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn tätig.
Dr. Kristofer Rolf Söderström ist Wirtschaftswissenschaftler und Datenanalyst an der Universität Lund in Schweden.

Hier geht es direkt zum Video auf Youtube.

GRÜNDUNGSBERATUNG DER UNI BONN

Beim Transfer Center enaCom der Uni Bonn seid Ihr sowohl mit einer konkreten Gründungsidee als auch als völlige Neueinsteiger*innen in das Thema Gründen und Unternehmertum genau richtig. Wir unterstützen sowohl Studierende als auch Wissenschaftler*innen, Mitarbeiter*innen und Alumni der Uni.

www.uni-bonn.de/enacom

 

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