21. November 2025

Sturm, Hitze und Flut in der Aula Sturm, Hitze und Flut in der Aula

Bonner Forschende begeistern Publikum mit Extremwetterforschung

Erst nieselt es, dann stürmt es in der Aula der Universität Bonn. Trotzdem bleibt das Publikum trocken. Chorleiter Jan-Hendrik Herrmannn animiert die Gäste zum leisen Schnipsen und Klatschen, auf die Schenkel und in die Hände. Es ist ein akustischer Sturm, mit dem der Jazzchor der Universität Bonn den Abend eröffnet, das Stück: „The Secret Garden“ von Aurora.

Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch betritt die Bühne – sichtlich auf Extremwetter vorbereitet. Im Vordergrund: Moderator*innen Alea Sonntag und Frederik Schumacher vom Campusradio Bonn FM.
Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch betritt die Bühne – sichtlich auf Extremwetter vorbereitet. Im Vordergrund: Moderator*innen Alea Sonntag und Frederik Schumacher vom Campusradio Bonn FM. © Volker Lannert / Universität Bonn
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Unter dem Motto „Sturm, Hitze, Flut – Extremwetter: Auch unsere neue Realität?“ machte die Reihe „Die Exzellenzuniversität Bonn lädt ein“ zum sechsten Mal Bonner Forschung für die Stadtgesellschaft erlebbar. Wegen großer Nachfrage fand die Veranstaltung erstmals in der Aula der Universität statt. Rund 500 Gäste informierten sich am 19. November 2025 über Ursachen, Folgen und Herausforderungen extremer Wetterereignisse und kamen mit Bonner Forschenden ins Gespräch.

Zwischen Regenschirm und Spitzenforschung

In signalgelber Regenjacke und robuster Fahrradhose betritt Rektor Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch mit einem Regenschirm die Bühne. Mit den beiden Moderator*innen Frederik Schumacher und Alea Sonntag vom Campusradio Bonn FM stimmt er auf das Programm ein. Vom Klimamodell bis zur Hausarztpraxis: Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen vier Beiträge renommierter Bonner Wissenschaftler*innen.

Wo Wetterdaten entstehen – Herausforderungen der Klimabeobachtung

Jun.-Prof. Dr. Leonie Esters vom Institut für Geowissenschaften zeigte mit zahlreichen Beispielen aus ihrer Forschung, wie komplex die Erfassung von Klimadaten ist. Hitzeinseln in Städten, Messlücken in ländlichen Räumen, Geräte, die selbst Hitze nicht gut vertragen: „Wir messen an den Grenzen des technisch Möglichen“, so Esters. Warum präzise Daten entscheidend sind, wurde bei ihrem Vortrag greifbar: Sie sind die Voraussetzung, um Extremwetterlagen zuverlässig vorherzusagen.

Klimawandel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verstehen

Dass Extremwetter nicht nur gefühlt häufiger wird, sondern messbar und berechenbar ist, machten Prof. Dr. Andreas Hense und Dr. Petra Friederichs vom Institut für Geowissenschaften eindrücklich deutlich. In ihren Vorträgen spannten sie den Bogen vom historischen Klima über aktuelle Daten bis hin zu Zukunftsszenarien. Ihr Befund: Extremereignisse wie Hitzeperioden und Starkregen sind inzwischen fester Bestandteil moderner Klimamodelle. Eindrücklich erklärten sie, wie diese Modelle funktionieren, welche Unsicherheiten es gibt und warum jede zusätzliche Messung wertvoll ist.

Hitze trifft den Menschen mit medizinischen und gesellschaftlichen Folgen

Prof. Dr. Birgitta Weltermann vom Institut für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn ist Mitglied im transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) Life and Health. Mit einem Blick auf die gesundheitlichen Folgen extremer Temperaturen richtete sie das Augenmerk auf die unmittelbaren Risiken von Extremwetter: Hitzevorsorge, Schutz besonders gefährdeter Gruppen, der Einfluss klimatischer Veränderungen auf chronische Erkrankungen – all dies präsentierte sie in praxisnahen Szenarien. Dazu kam ein Impuls zur „Planetary Health Diet“, die gesunde Ernährung mit Klimaschutz verbindet: ein Ansatz, der die Dimensionen Umwelt, Ernährung und Gesundheit zusammenführt.

Fragen und Denkanstöße aus dem Publikum

Dass das Thema Extremwetter die Menschen bewegt, zeigt die lebhafte Fragerunde. Lässt sich Regen künstlich erzeugen? Wie schützt man Säuglinge am besten vor Hitze und könnte eine Veränderung des Golfstroms eine Eiszeit auslösen? Die Expert*innen nehmen sich viel Zeit, um ein breites Spektrum an Fragen zu beantworten.

Das Vokalensemble der Universität Bonn unter der Leitung von Ansgar Eimann sorgte mit „Vineta“ von Johannes Brahms für einen feierlichen musikalischen Ausklang, bevor Lucia Gröger und Valerion Adler aus der Fachschaft Meteorologie und Geophysik für ihr Studienfach warben. Ebenso wie alle Vortragenden wurden sie mit langem Applaus verabschiedet.

Thema für April 2026: Träume und Schlaf

Das Thema Extremwetter hatte sich das Publikum der Veranstaltung am 2. April 2025 per digitaler Abstimmung gewünscht. Die Reihe wird am Mittwoch, 29. April 2026, um 18 Uhr, fortgesetzt – dann zum Thema „Träume und Schlaf“, das rund 75 Prozent der Gäste auswählten. Die Vortragenden werden von Rektor Hoch ausgewählt, der die Reihe initiiert hat: aus unterschiedlichen Disziplinen, damit ein transdisziplinäres Gesamtbild entsteht.

Das Interesse an Extremwetter ist groß: Die volle Aula fasst rund 500 Personen.
Das Interesse an Extremwetter ist groß: Die volle Aula fasst rund 500 Personen. © Volker Lannert / Universität Bonn
Der Leiter des Jazzchors der Universität Bonn, Jan-Hendrik Herrmann, animiert das Publikum zu einem akustischen Sturm.
Der Leiter des Jazzchors der Universität Bonn, Jan-Hendrik Herrmann, animiert das Publikum zu einem akustischen Sturm. © Volker Lannert / Universität Bonn
Alea Sonntag und Frederik Schumacher vom Campusradio Bonn FM moderieren das Programm: hier die Fragen des Publikums.
Alea Sonntag und Frederik Schumacher vom Campusradio Bonn FM moderieren das Programm: hier die Fragen des Publikums. © Volker Lannert / Universität Bonn
Jun.-Prof. Dr. Leonie Esters vom Institut für Geowissenschaften spricht über die Erfassung von Klimadaten.
Jun.-Prof. Dr. Leonie Esters vom Institut für Geowissenschaften spricht über die Erfassung von Klimadaten. © Volker Lannert / Universität Bonn
Jun.-Prof. Dr. Leonie Esters erläutert die Tücken von lückenhaften Datensätzen.
Jun.-Prof. Dr. Leonie Esters erläutert die Tücken von lückenhaften Datensätzen. © Volker Lannert / Universität Bonn
Dr. Petra Friederichs erläutert Klimaänderungen in Vergangenheit und Zukunft.
Dr. Petra Friederichs erläutert Klimaänderungen in Vergangenheit und Zukunft. © Volker Lannert / Universität Bonn
Prof. Dr. Andreas Hense vom Institut für Geowissenschaften eröffnet einen physikalischen Blick auf Extremwetterlagen.
Prof. Dr. Andreas Hense vom Institut für Geowissenschaften eröffnet einen physikalischen Blick auf Extremwetterlagen. © Volker Lannert / Universität Bonn
Prof. Dr. Birgitta Weltermann vom Institut für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn berichtet über Extremwetter aus medizinischer Sicht.
Prof. Dr. Birgitta Weltermann vom Institut für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn berichtet über Extremwetter aus medizinischer Sicht. © Volker Lannert / Universität Bonn
Prof. Dr. Birgitta Weltermann (dritte von links) nimmt eine Frage aus dem Publikum entgegen: Wie schützt man Säuglinge am besten vor Hitze?
Prof. Dr. Birgitta Weltermann (dritte von links) nimmt eine Frage aus dem Publikum entgegen: Wie schützt man Säuglinge am besten vor Hitze? © Volker Lannert / Universität Bonn
Prof. Dr. Andreas Hense beantwortet eine Frage aus dem Publikum: Regen lässt sich nicht künstlich erzeugen!
Prof. Dr. Andreas Hense beantwortet eine Frage aus dem Publikum: Regen lässt sich nicht künstlich erzeugen! © Volker Lannert / Universität Bonn
Ein Zuschauer fragt: Könnte eine Veränderung des Golfstroms eine Eiszeit auslösen?
Ein Zuschauer fragt: Könnte eine Veränderung des Golfstroms eine Eiszeit auslösen? © Volker Lannert / Universität Bonn
Das Vokalensemble der Universität Bonn unter der Leitung von Ansgar Eimann singt „Vineta“ von Johannes Brahms.
Das Vokalensemble der Universität Bonn unter der Leitung von Ansgar Eimann singt „Vineta“ von Johannes Brahms. © Volker Lannert / Universität Bonn
Lucia Gröger und Valerion Adler aus der Fachschaft Meterologie und Geophysik geben fünf Gründe für ihr Studienfach.
Lucia Gröger und Valerion Adler aus der Fachschaft Meterologie und Geophysik geben fünf Gründe für ihr Studienfach. © Volker Lannert / Universität Bonn

Die Reihe macht Forschung für die Stadtgesellschaft, Studierende und Universitätsangehörige im Sinne der Exzellenzstrategie „WE create impact“ erlebbar. Jedes gesellschaftlich relevante Thema wird aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet und durch künstlerische Beiträge, Diskussionen und Publikumsbeteiligung ergänzt. So wird Wissenschaft verständlich, dialogorientiert und praxisnah vermittelt.

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