Die Rede des Rektors – Rückblick und Einordnung
Rektor Hoch blickte auf ein Jahr, das von globalen Unsicherheiten geprägt war: vom andauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine über die nach wie vor angespannte Lage im Nahen Osten bis hin zu den tiefgreifenden Veränderungen der internationalen Ordnung. Er betonte die zunehmende Gefährdung der Freiheit von Forschung und Lehre weltweit und verwies auf die Umbrüche in der internationalen Wissenschaftslandschaft, die auch die Mobilität von Forschenden und Talentströme beeinflussen.
Auch die finanziellen Rahmenbedingungen in Bund und Ländern blieben herausfordernd. Zugleich stellte Hoch die soziale Lage Studierender in den Mittelpunkt: Trotz BAföG-Reform erschwerten hohe Lebenshaltungskosten und Wohnungsnot den Studienalltag; internationale Studierende seien häufig besonders betroffen. Die Universität unterstütze im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Trotz allem sei das vergangene Jahr „bewegend und außergewöhnlich“ gewesen: Von November 2024 bis Februar 2025 meisterten acht Exzellenzcluster und -Neuinitiativen ihre Begutachtungen – ein Kraftakt mit vielen Beteiligten, und ein Aufwand, der sich voll und ganz gelohnt hat: Denn aus der Förderentscheidung im Mai dieses Jahres gingen alle als Gewinner hervor. Alle sechs bisherigen Exzellenzcluster wurden verlängert, und die zwei neuen Initiativen erhielten ebenfalls eine Förderzusage. Damit ist Bonn mit acht Clustern – wie schon in der letzten siebenjährigen Förderperiode – bundesweit spitze.
Im Juni wurde mit der erfolgreichen Vor-Ort-Begehung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Systemakkreditierung gemacht. Beim 20-jährigen Jubiläum des Universitätsfests feierten Anfang Juli rund 7.000 Gäste mit 2.000 Absolvent*innen aus 77 Nationen. Außerdem wurden drei neue Mitglieder in den Hochschulrat eingeführt; den Vorsitz hat seit diesem Jahr Dr. Georg Schütte inne. Und erst Ende September bzw. Anfang Oktober habe der zweitägige Ortsbesuch der Gutachtenden in der Förderlinie „Exzellenzuniversitäten“ noch einmal in beeindruckender Weise gezeigt, wie stark der „Bonn Spirit of WE“ trage – im engen Zusammenspiel von Rektorat, Fakultäten, Verwaltung, allen Statusgruppen und vielen Engagierten.
Auch Zahlen und Preise unterstreichen den Erfolgskurs der Universität: Rekord-Drittmittelzahlen, ein großer Sprung nach vorn im DFG-Förderatlas mit der deutlichsten Aufwärtsbewegung unter den Top-40-Hochschulen, 54 laufende ERC-Grants und Spitzenplätze im THE- und im Shanghai-Ranking. Herausragende Auszeichnungen wie der Leibniz-Preis für Angkana Rüland, der Heinz-Maier-Leibnitz-Preis für Lena Funcke und der Breakthrough-Preis für Dennis Gaitsgory belegten die Leistungsfähigkeit der Universität ebenfalls in eindrucksvoller Weise.
Ausblick – „Emerging Leaders“ im Fokus
Für die kommenden Jahre setzte Hoch ein ambitioniertes Ziel: die Universität Bonn möchte sich dauerhaft unter den besten akademischen Institutionen weltweit positionieren.
Wie die Universität Bonn zur Weltspitze aufschließen will, ist in ihrer Exzellenzstrategie klar umrissen. Exzellente Forschungsbedingungen, eine starke transdisziplinäre Ausrichtung und die konsequente internationale Vernetzung seien einige der Schlüsselfaktoren. Einen besonderen Schwerpunkt werde man zudem auf der Förderung der nächsten Generation legen: Mit einer „Emerging-Leaders-Strategie“ sollen Studierende, Promovierende und junge Forschende bereits ab einer frühen Phase ihrer Laufbahn eine noch exzellentere Ausbildung und noch exzellentere Entwicklungschancen bekommen. Denn: „Nur wer die besten Köpfe gewinnt und hält, kann sich im globalen Wettbewerb behaupten“, so Rektor Hoch.
Dankbar sei man für die große Unterstützung der Landesregierung. Nun warte man gespannt auf die Entscheidung der Gutachtenden, ob die Universität Bonn auch in den kommenden sieben Jahren weiter als Exzellenzuniversität gefördert werden wird.
Enge Verbundenheit von Stadt und Universität
Für die Bundesstadt Bonn sprach Bürgermeisterin Gabi Mayer ein Grußwort. Sie betonte die enge Verbindung von Stadt und Universität. Die Universität sei stets eine verlässliche Partnerin und verleihe als führende Exzellenzuniversität der Wissenschaftsregion Bonn große Strahlkraft. Den rund 7.000 Studienanfänger*innen des aktuellen Wintersemesters wünschte sie einen guten Start und allen, die dazu neu nach Bonn gekommen sind, ein gutes Einleben. Sie empfahl dazu, die vielfältigen Angebote der Stadt intensiv zu nutzen. „Und vielleicht fühlen Sie sich dann so wohl in Bonn, dass die Stadt für sie mehr wird, als nur ein Studienort“, sagte Bürgermeisterin Mayer.
Der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses, Sean Bonkowski, legte aus studentischer Sicht den sinnbildlichen Finger in offene Wunden: so etwa mit Blick auf die besonders für Studierende angespannte Wohnraum-Situation in Bonn. Noch immer übersteige die Wohnraum-Nachfrage bei weitem das bestehende Angebot. Auch beim BAFöG sieht er noch viel Luft nach oben. Die letzte BAFöG-Novelle sei allenfalls ein „Reförmchen“ geworden. Bonkowski mahnte, die angekündigten Haushaltskonsolidierungen des Landes dürften nicht zu Lasten der Studierenden gehen. Zuletzt gab es dann aber auch noch Lob vom AStA-Vorsitzenden: Die Systemakkreditierung, die jetzt in die entscheidende Phase gegangen ist, sei eine große Chance für eine nachhaltige Verbesserung der Lehre an der Universität Bonn. Und auch die Etablierung einer Vollbefragung aller Studierender zum Thema Mentale Gesundheit sei ein wichtiger Meilenstein gewesen.
Ehrungen und Programm des Abends
Neben den Redebeiträgen und der Rede des Rektors würdigte die Universität vier herausragende Persönlichkeiten mit der Universitätsmedaille (siehe separaten Beitrag). Der festliche Rahmen wurde durch den Internationalen Chor der Universität sowie Fanfaren von Campus Brass geprägt.