Forschen für die Zukunft

Exzellenzcluster 

Die Universität Bonn gehört zu den bedeutendsten Forschungsuniversitäten in Deutschland und genießt auch weltweit einen sehr guten Ruf. Das lässt sich auch an der bisherigen Förderung in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder durch die  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und den Wissenschaftsrat ablesen. 2006 warb die Universität Bonn zwei Exzellenzcluster und zwei Graduiertenschulen ein. Seit Januar 2019 hat die Universität Bonn sechs Exzellenzcluster, mehr als jede andere Hochschule in Deutschland. Mit der neuen Förderperiode ab Januar 2026 ändert sich das: Dann zählt die Universität sogar acht Exzellenzcluster – und behauptet damit ihre führende Position.

Neues von den Exzellenzclustern
Universität Bonn mit acht Exzellenzclustern erfolgreichste Universität im Wettbewerb
Es ist ein Riesen-Erfolg für die Universität Bonn: Im bundesweiten Exzellenzwettbewerb wurden heute alle sechs bereits bestehenden Exzellenzcluster der Universität zur Weiterförderung ausgewählt. Darüber hinaus erhalten beide neu beantragten Bonner Clusterinitiativen eine Förderung durch Bund und Länder. Damit wird Bonn in der kommenden Förderperiode mit insgesamt acht Clustern vertreten sein – so vielen wie an keiner anderen Hochschule in Deutschland.
Tilo Freiherr von Wilmowsky-Ehrenpreis für Prof. Matin Qaim
Prof. Dr. Matin Qaim hat den Tilo Freiherr von Wilmowsky-Ehrenpreis der „Verbindungsstelle Landwirtschaft-Industrie“ (VLI) erhalten. Der Verein verleiht seit dem Jahr 2012 jährlich die Auszeichnung an Personen, die sich in besonderer Weise um das deutsche Agribusiness verdient gemacht haben. Der Preis wurde nun bei der VLI-Frühjahrstagung in Frankfurt verliehen. 
Agri-PV genießt vergleichsweise hohe Akzeptanz
Zunehmend werden Photovoltaik-Anlagen nicht nur auf Dächern installiert, sondern auch im Freiland. Bei Bürgerinnen und Bürgern stößt das nicht immer auf Gegenliebe. Deutlich positiver wird hingegen die sogenannte Agrivoltaik (Agri-PV) bewertet, wie Forscher der Universität Bonn nun zeigen konnten. Bei ihr werden die Solarzellen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen angebracht - etwa auf Viehweiden oder als Überdachung von Weinreben. Laut einer Umfrage unter fast 2.000 Personen genießt diese Form eine deutlich höhere Akzeptanz als normale Solarparks. Die Studie ist in der Zeitschrift „Land Use Policy“ erschienen.
Frank Bradke in die NRW Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen
Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste begrüßt 2025 zwölf hochkarätige Forschende sowie Künstlerinnen und Künstler in ihren Reihen, darunter auch Biochemiker und Neurobiologe Prof. Frank Bradke von der Universität Bonn und dem DZNE. 

Die sechs Exzellenzcluster

An diesen sechs Exzellenzclustern der Universität Bonn findet Spitzenforschung statt: Das Cluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies beschäftigt sich mit "asymmetrischer Abhängigkeit", ECONtribute ist in den Wirtschaftswissenschaften angesiedelt, das Hausdorff Center for Mathematics ist ein international bedeutenden Zentrum für mathematische Forschung und Lehre. ImmunoSensation2 erforscht das Immunystem, ML4Q fokussiert auf  Quanteninformationen und PhenoRob ist Deutschlands einziges Exzellenzcluster, das Agrarwissenschaften mit den Ingenieurwissenschaften verbindet. Alle sechs Cluster werden in der nächsten Förderperiode ab Januar 2026 weiter gefördert.

Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS)

Arbeiterinnen auf einer Teeplantage, die große Taschen auf ihren Rücken tragen.
© Hung Chung Chih/Shutterstock

„Starke Asymmetrische Abhängigkeit“ – mit diesem Schlüsselkonzept bietet das Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) seit 2019 neue Perspektiven auf die Sklaverei- und Abhängigkeitsforschung. Dabei werden tiefgreifende soziale Abhängigkeiten aus verschiedenen Zeiten und Weltregionen historisch untersucht – von römischer, transatlantischer und mamlukischer Sklaverei über Zwangsarbeit und Schuldknechtschaft bis zu Menschenhandel und Leibeigenschaft – und alle Schattierungen zwischen „frei“ und „unfrei“ berücksichtigt. Forschende aus 43 Disziplinen arbeiten transdisziplinär mit 24 internationalen Partnerinstitutionen zusammen. Die „Starke Asymmetrische Abhängigkeit“ liefert einen analytischen Rahmen, um zu verstehen, wie Machtverhältnisse Gesellschaften historisch geprägt haben und bis heute prägen. Angesichts globaler Herausforderungen wie Zwangsmigration, Ungleichheit und Umweltzerstörung liefert diese Forschung zentrale Erkenntnisse über anhaltende Abhängigkeitsverhältnisse.

Sprecher:
Prof. Dr. Stephan Conermann, Islamwissenschaft, Universität Bonn

Beteiligte Institutionen:
Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie 
Bonn International Center for Conflict Studies
German Institute of Development and Sustainability
Rautenstrauch-Joest Museum Köln, Köln
Ruhr Universität Bochum, Bochum

ECONtribute: Märkte & Public Policy

Der Exzellenzcluster ECONtribute: Märkte & Public Policy beschäftigt sich mit drängenden gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen wie globalen Finanzkrisen, steigender Ungleichheit, politischer Polarisierung, Digitalisierung und dem Klimawandel. Rund 150 Wissenschaftler:innen aus den Wirtschaftswissenschaften und verwandten Disziplinen entwickeln innovative Ansätze, um Märkte und Politik zu analysieren und Antworten auf solche Herausforderungen zu finden. Im Mittelpunkt der Forschung steht der Mensch mit seinen Überzeugungen, Erwartungen und seinem Gerechtigkeitsempfinden — entscheidende Faktoren, um Märkte besser zu verstehen und fundierte Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Märkten und Politikmaßnahmen abzuleiten. In der zweiten Förderphase werden sich die Wissenschaftler*innen des Exzellenzclusters verstärkt mit den Bedingungen beschäftigen, unter denen politische Maßnahmen gesellschaftliche Akzeptanz finden.

Sprecher:
Prof. Dr. Thomas Dohmen, Professur für Angewandte Mikroökonomie, Universität Bonn
Prof. Dr. Matthias Heinz, Professur für Strategie, Universität zu Köln
Prof. Dr. Pia Pinger, Professur für Design und Behavior, Universität zu Köln

Beteiligte Universitäten:
Universität Bonn, Universität zu Köln

Beteiligte Institutionen:
Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, Bonn

EconTribute
© Marc Thürbach

Hausdorff Center for Mathematics (HCM)

HCM
© Barbara Frommann/HCM

Das Hausdorff Center for Mathematics (HCM) wurde im Jahr 2006 als deutschlandweit erstes Exzellenzcluster in der Mathematik gegründet. Es hat sich zu einem international bedeutenden Zentrum für mathematische Forschung und Lehre sowie wissenschaftlichen Austausch entwickelt. Jedes Jahr bringt das HCM viele international angesehene Preisträgerinnen und Preisträger hervor. Das Forschungsspektrum reicht von reiner und angewandter Mathematik über Fragestellungen der Ökonomie bis hin zu interdisziplinären Arbeiten mit Fachbereichen wie etwa Materialforschung und Lebenswissenschaften.

Sprecher:
Prof. Dr. Valentin Blomer, Mathematisches Institut, Universität Bonn

Beteiligte Institutionen:
Max-Planck-Institut für Mathematik

ImmunoSensation2

Seit seiner Gründung 2012 hat ImmunoSensation entscheidende Impulse für das Verständnis des Immunsystems gesetzt. Über 80 Forschungsgruppen aus der Immunologie, Neurowissenschaft, Systembiologie, Bioinformatik, Mathematik und Klinischen Forschung arbeiten eng vernetzt zusammen. Gemeinsam konnten sie maßgeblich zur Identifikation und Charakterisierung wichtiger Sensoren des angeborenen Immunsystems beitragen, neue Mechanismen der Immunaktivierung entschlüsseln und das Konzept des Immune Sensing international etablieren. Im Kern wird das Immunsystem dabei als immunsensorisches System, also als Sinnesorgan, betrachtet. In der Förderperiode ab 2026 soll dieses Fundament genutzt werden, um unter dem Namen ImmunoSensation3 die nächste wissenschaftliche Herausforderung zu adressieren: die systematische Erforschung der Immundiversität, die die strukturelle, funktionelle und dynamische Vielfalt des Immunsystems beschreibt.

Sprecher:
Prof. Gunther Hartmann, MD, Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn

Beteiligte Institutionen:
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)

Zwei Wissenschaftlerinnen am Mikroskop im Labor: Beide tragen Laborkittel. Eine schaut durch das Mikroskop, während die andere die Probe justiert.
© Johanna Saba/UKB

ML4Q – Materie und Licht für Quanteninformation

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© Simon Wegener / ML4Q

Quantencomputer stehen im Zentrum des im Jahr 2019 von der Universität Bonn, der Universität zu Köln und der RWTH Aachen sowie dem Forschungszentrum Jülich ins Leben gerufenen Exzellenzclusters ML4Q. Ziel des Clusters ist es, die Grundlagen für neue Computer- und Netzwerkarchitekturen zu schaffen, die auf den Prinzipien der Quantenmechanik beruhen und deren Leistungsfähigkeit jene von klassischen Computern übertrifft. Dafür werden Quantenmaterialien analysiert und optimiert, die für die Realisierung unterschiedlicher Qubit-Plattformen (wie z.B. Halbleiterqubits, supraleitende Qubits, topologische Qubits sowie Rydberg-Atome) erforderlich sind. Die Cluster-Forscherinnen und Forscher erarbeiten darüber hinaus Algorithmen für fehlertolerantes Quantencomputing und Strategien für Fehlerkorrekturen.

Sprecher:
Prof. Yoichi Ando, Festkörperphysik, Universität zu Köln

Standortsprecher Bonn:
Prof. Dr. Simon Stellmer, Quantenmetrologie, Universität Bonn

Beteiligte Universitäten:
Universität zu Köln, Universität Bonn, RWTH Aachen,

Weitere beteiligte Institutionen:
Forschungszentrum Jülich

PhenoRob

PhenoRob steht für nachhaltige und technologiegetriebene Transformation der Landwirtschaft. Diese ist weltweit von höchster Relevanz - auch für Deutschland. Im Fokus des Exzellenzclusters stehen die Entwicklung innovativer und nachhaltiger Anbausysteme sowie neuer Technologien, wie Robotik, Künstliche Intelligenz und sensorbasierte Phänotypisierung, zur ressourcenschonenden Erzeugung pflanzlicher Nahrungsmittel. Interdisziplinäre Teams erforschen neue Ansätze, um den Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt zu reduzieren, Automatisierungspotenziale auf dem Feld zu nutzen und zukunftsweisende Lösungen für Agrarsysteme in Deutschland zu identifizieren. Eingebettet in die Agrar-, Ernährungs- und Ingenieurwissenschaftliche Fakultät, steht der 2019 gegründete und international sichtbare Exzellenzcluster für den Bereich Landwirtschaft 4.0. Aus PhenoRob sind bereits mehrere marktreife Produkte hervorgegangen.

Sprecher:
Prof. Dr. Cyrill Stachniss, Photogrammetrie und Robotik, Universität Bonn
Prof. Dr. Heiner Kuhlmann, Geodäsie, Universität Bonn

Beteiligte Institutionen:
Forschungszentrum Jülich

PhenoRob
© Volker Lannert/Uni Bonn

Die neuen Exzellenzcluster 

Für die zweite Förderperiode der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder haben die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat zwei neue Cluster, "Color meets Flavor" und "Our Dynamic Universe", bewilligt. Sie sind damit zwei von acht geförderten Clustern in der neuen Förderperiode und werden im Januar 2026 ihre Arbeit aufnehmen.

Color meets Flavor

Prof. Dr. Jochen Dingfelder, Sprecher der Cluster-Initiative "Color meets Flavor", über das Ziel der Forschungsinitiative.

Die Existenz von Dunkler Materie und die Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie im Universum geben Hinweise darauf, dass unser Verständnis der Natur noch unvollständig ist. Auch wenn fast alle Messungen der Teilchenphysik bereits präzise vom Standardmodell beschrieben werden können, bleibt die Entschlüsselung der Struktur von Materie im sub-atomaren Bereich eine der drängendsten Forschungsfragen der fundamentalen Physik. Dabei geht es um die Frage: Wo verstecken sich neue fundamentale physikalische Phänomene?

Einige der interessantesten Messungen der letzten Jahre beinhalten ein Zusammenspiel der starken (“Color”) und der schwachen (“Flavor”) Wechselwirkung. Dieses Zusammenspiel wollen die Forschenden im neu bewilligten Exzellenzcluster in enger Zusammenarbeit zwischen Theorie und Experiment näher beleuchten. Der Fokus liegt auf der Physik der Quarks und der Frage wie diese fundamentalen Materiebausteine komplexe Bindungszustände bilden. Darüber hinaus sollen die Eigenschaften des Higgs-Bosons untersucht und die Suche nach dem Axion fortgesetzt werden. Da sich die Massen der sechs bekannten Quarks über mehrere Größenordnungen erstrecken, reicht die zu ihrer Untersuchung nötige experimentelle Infrastruktur von Experimenten bei kleineren Energien am ELSA-Teilchenbeschleuniger in Bonn bis zu Experimenten bei höchsten Energien am Large Hadron Collider (LHC) am CERN in Genf, bei denen auch das Higgs Boson untersucht werden kann.

Sprecher:
Prof. Dr. Jochen Dingfelder, Elementarteilchenphysik, Physikalisches Institut, Universität Bonn; Sprecher des Forschungs- und Technologiezentrums Detektorphysik

Beteiligte Universitäten:
Universität Bonn, Technische Universität Dortmund, Universität Siegen

Beteiligte Institutionen:
Forschungszentrum Jülich

Our Dynamic Universe

Prof. Dr. Cristiano Porciani, Sprecher der Cluster-Initiative "Our Dynamic Universe, erklärt, was die Forschenden untersuchen wollen.

Struktur und Entwicklung des Universums werden durch unzählige Phänomene gesteuert, die auf sehr verschiedenen Zeitskalen von Sekundenbruchteilen bis zu Milliarden von Jahren ablaufen. Der neu bewilligte Exzellenzcluster gemeinsam mit der Universität zu Köln verbindet die astrophysikalischen Prozesse durch eine Kombination aus Beobachtungen mit neuer Instrumentierung, Theorie in Verbindung mit neuartigen Simulations- und datenwissenschaftlichen Methoden und Laborastrophysik. Ziel ist, die Zeitentwicklung des Materie- und Energieflusses vollständig zu beschreiben. In der Region Bonn-Köln ist die Cluster-Initiative in einem international anerkannten Kompetenzzentrum insbesondere für Radioastronomie angesiedelt, gestützt auf vier Säulen: (1) Bau von hochmodernen Detektoren und Instrumenten für internationale Teleskope, (2) Leitung groß angelegter Beobachtungsprogramme, (3) Betrieb eines Weltklasse-Labors für Astrophysik und (4) Simulation der dynamischen Entwicklung von Planeten, Sternen und Galaxien auf Hochleistungscomputern.

Sprecher:
Prof. Dr. Stefanie Walch-Gassner, Astrophysik, Universität zu Köln

Prof. Dr. Cristiano Porciani, Astrophysik, Universität Bonn

Beteiligte Universitäten:
Universität zu Köln, Universität Bonn

Beteiligte Institutionen:
Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
Forschungszentrum Jülich
Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), Bonn

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