Forschung - TRA Matter
Zu verstehen, wie die Bausteine der Natur miteinander wechselwirken und wie sich komplexe Strukturen auf ganz unterschiedlichen Längenskalen entwickeln, sind zentrale Forschungsfragen des TRA Matter.
Teilchenphysik
Ausgehend von der subnuklearen Längenskala (10-19m - 10-14m) führen wir im Bereich der Hochenergieteilchen-, und Hadronenphysik wegweisende Experimente an CERN, KEK und auch an FAIR sowie am Bonner Beschleuniger ELSA durch. Der Fortschritt auf diesem Gebiet wird sowohl von Präzisionsexperimenten als auch von der Suche nach neuen Phänomenen vorangetrieben. Ein sehr breites Spektrum an theoretischer Physik - von hochpräzisen Rechnungen und Modellbildungen bis hin zur mathematischen Physik - vervollständigt unsere auf großen Verbundprojekten basierende Forschung. Geplante Weiterentwicklungen in Richtung High Performance Computing und Data Engineering, sowie Detektorphysik unter Ausnutzung der neuen FTD-Infrastruktur sowie der vorhandenen Beschleuniger bieten exzellente Möglichkeiten für zukünftige Entdeckungen.
Molekularwissenschaften
Auf der atomaren und molekularen Längenskala (10-10m - 10-6m) sind Theoretische Chemie, Supramolekulare Chemie und Chemie an Spinzentren die Schwerpunkte unserer aktuellen Forschung. Diese Kernkompetenzen werden in ein zukunftsorientiertes Forschungsthema - der Nanokonstruktion von funktionellen Biohybridstrukturen - eingebracht. Die kontrollierte Anordnung der chemischen und biochemischen Komponenten erfordert die Entwicklung neuartiger synthetischer und analytischer Werkzeuge mit höherer Präzision in Raum und Zeit. Funktionalitäten wie Energiekonversion und -speicherung, Aktivierung inerter Moleküle und (bio)molekularer Transport sollen dabei angestrebt werden, um somit der aufstrebenden Bedeutung nachhaltiger Technologien in Medizin und Umwelt Rechnung zu tragen.
Quantentechnologien
Auf der Längenskala 10-7m - 10-4m spielt die Quantentechnologie mit Atomen, Photonen und deren Kondensate eine zentrale Rolle für die Bildung von neuartigen Materiezuständen. Resultate aus der Grundlagenforschung werden neue Anwendungen in den Bereichen Quantensensorik, Kommunikation und Quantencomputing erschließen. Fortschritte werden durch exzellente Kontrolle experimenteller Plattformen ermöglicht, wobei besondere Herausforderungen die Präzisionsmessungen bei sehr kleinen Energien und an der Grenze zur makroskopischen Welt sind. Die hohe Komplexität unserer Systeme bringt immer größere Datenmengen mit sich (z.B. bei der Beobachtung von Vielteilchensystemen mit Einzelteilchenpräzision) und erfordert daher eine hohe Effizienz sowohl bei deren Speicherung als auch bei der Analyse.
Astronomie
Auf den größten Längenskalen (~10+4m - 10+25m) liefern wir zentrale Beiträge zu den Satellitenmissionen eROSITA und Euclid. Diese Missionen werden Meilensteine bei kosmologischen Messungen setzen, sie bestimmen Eigenschaften der dunklen Energie und können mögliche Abweichungen der Gravitationsgrenzen von der allgemeinen Relativitätstheorie finden. Die riesigen Datenmengen werden neue Ansätze für ihre Bearbeitung und für ihre statistische Analyse erfordern und bislang unbekannte Herausforderungen an die Präzision bestehender Modelle und kosmologischer Simulationen darstellen. Mit dem zukünftigen CCAT-prime Teleskop in Chile verfolgen unsere Radioastronomen ähnliche Ziele im Zusammenhang von Präzisionsmessungen an Galaxienhaufen zur Kartierung der großskaligen Kinematik des Universums, und sie werden die erste Generation von Galaxien am Ende des "kosmischen Mittelalters" erforschen.
Themenfeld: Entwicklung von Ringlaser-Gyroskopen für die Geowissenschaften
Innerhalb des Themenfelds "Entwicklung von Ringlaser-Gyroskopen für die Geowissenschaften" haben sich Forschende an den Schnittstellen von Quantenmetrologie und Geodäsie zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen des Klimawandels durch interdisziplinäre Zusammenarbeit messbar zu machen.
Wissenschaftlerinnen aus dem Bereich der Quantenmetrologie sind Expertinnen im Bau passiver Lasergyroskope (Ringlaser-Sensoren, die Veränderungen der Erdrotation aufzeichnen), wobei sie insbesondere an der Verbesserung von Sensitivität und Stabilität (bis auf die Genauigkeit von Nanosekunden) arbeiten.
Forschende aus der Geodäsie wiederum untersuchen, wie Messungen mit quantenoptischen Präzisionssensoren genutzt werden können, um Grundwasserschwankungen, den Anstieg des Meeresspiegels und das Abschmelzen von Gletschern zu erfassen.
Anschubfinanzierung für folgende Projekte durch TRA Matter ist erfolgt:
- Das Gyroskop-Projekt: Ein passiver Ringlaser für die Geodäsie
- Bewertung des Potenzials der Quantenmetrologie für die Beobachtung des Klimawandels
Themenfeld: Molekulare Forschung für die Lebenswissenschaften
Unter dem Themenfeld „Molekulare Forschung für die Lebenswissenschaften“ bringen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Expertise aus Chemie, Biologie und Medizin zusammen, um herauszufinden, wie molekulare Strukturen und Mechanismen im Körper funktionieren, sich verändern und miteinander kommunizieren. Dabei stehen besonders RNA-Moleküle, Transportprozesse, Zellmodelle und die Anwendung neuartiger Analyseverfahren im Mittelpunkt. Ziel ist es, mit modernen Methoden neue Grundlagen für medizinische Anwendungen zu schaffen – zum Beispiel für Impfstoffe oder Diagnostik.
Anschubfinanzierung für folgende Projekte sind durch TRA Matter, sowie in Teilen in Zusammenarbeit mit TRA Life & Heath erfolgt:
- Extrazelluläre Vesikel als Transportmittel und eingeschränkte Umgebung für Biomakromoleküle
- Räumlich-zeitliche Auflösung von biomolekularen Komplexen mit zeitaufgelöstem PELDOR
- Analyse der Kommunikation zwischen den Organen und der Darm-Hirn-Achse mittels MALDI-Imaging und Chromatographie-gekoppelter hochauflösender Massenspektrometrie
- Entwicklung von neuronalen Verbindungen in Organoiden
Themenfeld: Chemie für die Pharmazie
Unter dem Themenfeld „Chemie für Pharmazie“ haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das gemeinsame Ziel, die medizinische Behandlung von Krankheiten durch innovative chemische Ansätze zu verbessern. Dabei geht es nicht nur darum, die Wirkung und Löslichkeit von Medikamenten zu steigern, sondern auch um die Bekämpfung von Resistenzen und die Entwicklung nachhaltiger Lösungen gegen Bakterien. Jedes dieser Projekte trägt dazu bei, neue, effektivere und umweltfreundlichere Therapien zu entwickeln und so die pharmazeutische Forschung voranzutreiben
Anschubfinanzierung für folgende Projekte ist durch TRA Matter erfolgt:
- Antimikrobielle Beschichtungen
- Räumliche Verteilung und quantitativer Nachweis von Arzneimittelmolekülen und ihren Metaboliten mittels MALDI-Imaging
- Durchbrechung der Mitoxantron-Resistenz
Themenfeld: Quantenstrukturen
Im Themenfeld Quantenstrukturen geht es um die Erforschung und Entwicklung neuartiger molekularer Systeme, die als Bausteine für zukünftige Quantentechnologien dienen können – sei es als Qubits für Quantencomputer oder als einzelne Lichtquellen für optische Anwendungen. Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Physik und Chemie untersuchen, wie Moleküle gezielt gestaltet, präzise platziert und mithilfe moderner Messmethoden für die Quantenforschung nutzbar gemacht werden können.
Anschubfinanzierung für folgende Projekte ist durch TRA Matter erfolgt:
- Quantenoptische Eigenschaften einzelner Moleküle auf chemisch-definierten Oberflächen
- Synthese von Spin-Qubits für EPR-basiertes Quantencomputing
Themenfeld: Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz für die Astrophysik
In dem Themenfeld "Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz für die Astrophysik" beschäftigen Wissenschaftler*innen sich mit der Nutzung moderner Methoden der Künstlichen Intelligenz, um neue Erkenntnisse über das Universum zu gewinnen. Die Spannbreite der methodischen Ansätze läuft von der Auswertung großer astronomischer Datensätze mit maschinellem Lernen mit dem Ziel komplexe Zusammenhänge im Kosmos besser verstehen zu können, bis hin zur Suche von unentdeckten, hochfrequenten Gravitationswellen mithilfe von KI-gestützter Analyse. Gemeinsam soll gezeigt werden, wie interdisziplinäre Ansätze aus Physik, Astrophysik und Informatik helfen können, grundlegende Fragen über die Struktur und Entwicklung des Universums zu beantworten.
Anschubfinanzierung für folgende Projekte ist durch TRA Matter erfolgt:
- Neuer Ansatz von maschinelles Lernen zum Verständnis des Universums
- Suche nach hochfrequenten Gravitationswellen mit Large Language Models
Themenfeld: Nachhaltige Chemie
Themenfeld: Experimentelle und Theoretische Teilchenphysik
Unter dem Themenfeld „Nachhaltige Chemie“ beschäftigen Wissenschaftler*innen sich mit der Entwicklung von neuartigen und umweltfreundlichen chemischen Verfahren, die dazu beitragen können, Medikamente und wichtige Wirkstoffe nachhaltiger und effizienter herzustellen.
Anschubfinanzierung für folgende Projekte ist durch TRA Matter erfolgt:
-
Decarboxylative Kreuzkupplung über photoinduzierten Ladungstransfer vom Liganden zum Metall
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Katalytischer enantioselektiver Wasserstoffatomtransfer
- Fe-photoelektrokatalysierte decarboxylative Kreuz-Nukleophil-Kupplung
Innerhalb des Themenfelds „Experimentelle und Theoretische Teilchenphysik“ versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bonn das Unsichtbare zu verstehen. Ob es um die dunkle Materie im Weltall geht, die genaue Größe eines Protons, neue Computertechnologien oder die Suche nach unbekannten Teilchen – alle Projekte haben eines gemeinsam: Sie wollen Dinge sichtbar machen, die wir bisher nicht richtig greifen konnten.
Anschubfinanzierung für folgende Projekte durch TRA Matter ist erfolgt:
- Neuromorphes simuliertes Annealing für Jet-Clustering
- Präzisionsmessung des Ladungsradius des Protons
- Lohengrin – ein Experiment zur Suche nach dunklen Photonen bei ELSA
Exzellenzcluster
In der TRA Matter konnten sich ein bestehender Exzellenzcluster mit Folgeantrag (ML4Q - Matter and Light for Quantum Computing) und zwei neue Clusterinitiativen (Color meets Flavor (CmF)- Search for new phenomena in strong and weak interactions, Our Dynamic Universe (Dynaverse)) im Wettbewerb der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder durchsetzen. Viele unserer Mitglieder in TRA Matter sind maßgeblich an diesen Initiativen beteiligt., darunter die Sprecher/Bonner Standortvertreter der drei Exzellenzcluster (Prof. Simon Stellmer (ML4Q), Prof. Jochen Dingfelder (CmF) und Prof. Cristiano Porciani (Dynaverse)).
Matter and Light for Quantum Computing (ML4Q)
Materie und Licht für Quanteninformation (ML4Q) ist ein Exzellenzcluster, der seit 2019 im Rahmen der Exzellenzstrategie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. ML4Q ist ein Verbundprojekt der Universitäten Köln, Aachen, Bonn sowie des Forschungszentrums Jülich. Ziel von ML4Q ist es, neue Computer- und Netzwerkarchitekturen zu schaffen, die auf den Prinzipien der Quantenmechanik beruhen.
Color-meets-Flavor (CMF)
Color-Meets-Flavor (CMF) - Suche nach neuen Phänomenen in starken und schwachen Wechselwirkungen - ist ein Exzellezcluster, der ab 2026 im Rahmen der Exzellenzstrategie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. CMF ist ein Verbundprojekt der Universitäten Bonn und Siegen, sowie der Technischen Universität Dortmund und des Forschungszentrums Jülich. Ziel von CMF ist, grundlegende Aspekte der Teilchenphysik zu erforschen — insbesondere das Zusammenspiel von starker und schwacher Wechselwirkung — und damit das Verständnis der Materie und des Universums entscheidend zu erweitern.
Dynaverse
Dynaverse - Unser dynamisches Universum - ist ein Exzellenzcluster, der ab 2026 im Rahmen der Exzellenzstrategie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Dynaverse ist ein Verbundprojekt der Universitäten Köln und Bonn, des Forschungszentrums Jülich und des Max-Planck Instituts für Radioastronomie, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, sowie des Heidelberger Institut für Theoretische Studien. Ziel von Dynaverse ist, die dynamische Entwicklung des Universums zu verstehen um damit ein vollständiges Bild der zeitlichen Entwicklung von Materie und Energie im Universum zu liefern.
Forschungsförderung
Wissenschaftler*innen des TRA Matter sind an einer Vielzahl von Verbundforschungsprojekten beteiligt, die thematisch im Bereich "Materie" angesiedelt sind. Hier erhalten Sie einen Überblick.
- NuMeriQS: Numerische Methoden zur Untersuchung von Dynamik und Strukturbildung in Quantensystemen (SFB 1693)
- Open system control of atomic and photonic matter (OSCAR) (mit Kaiserslautern) (TRR 185)
- Template-DesIgneD Organic Electronics (TIDE) (GRK 2591)
- Moderne Grundlagen von Streuamplituden (FOR 5582)
- New Modalities in Medicinal Chemistry (GRK 2873)
Prof. Dr. Stefan Grimme (2015), Prof. Dr. Frank Neese (2010), Prof. Dr. Michael Famulok (2002)
Prof. Dr. Michael Köhl (2013), Prof. Dr. Norbert Langer (2008)
Jun. Prof. Dr. Lena Funcke (2025)
ERC Starting Grants:
Jun. Prof. Dr. Andrina Nicola (2024), Jun.-Prof. Dr. Daqing Wang (2022), Dr. Julian Schmitt (2021), Jun. Prof. Dr. Ala Bunescu (2021), Jun. Prof. Dr. Simon Stellmer (2017), Prof. Dr. Michael Köhl (2009)
ERC Consolidator Grants:
Prof. Dr. Dennis Lehmkuhl (2022), Prof. Claude Duhr (2021), Prof. Dr. Frank Bigiel (2016), Prof. Dr. Corinna Kollath (2014), Prof. Dr. Michael Köhl (2013), PD Dr. Markus Cristinziani (2013)
ERC Advanced Grants:
Prof. Dr. Günter Mayer (2023), Prof. Ulf-G. Meißner (2020), Prof. Dr. Martin Weitz (2012), Prof. Dr. Dieter Meschede (2011), Prof. Dr. Michael Famulok (2010)
ERC Synergy Grants:
Prof. Dr. Matthias Schott (2024), Prof. Dr. Sebastian Hofferberth (2022)
Dr. Larissa von Krbek-Prömmel (2021)
Prof. Dr. Simon Stellmer (2021)
Dr. Markus Prim (2024), Dr. Katharina Scherer (2022)
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Forschungsförderung
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