Unter dem Motto „Sturm, Hitze, Flut – Extremwetter: Auch unsere neue Realität?“ machte die Reihe „Die Exzellenzuniversität Bonn lädt ein“ zum sechsten Mal Bonner Forschung für die Stadtgesellschaft erlebbar. Wegen großer Nachfrage fand die Veranstaltung erstmals in der Aula der Universität statt. Rund 500 Gäste informierten sich am 19. November 2025 über Ursachen, Folgen und Herausforderungen extremer Wetterereignisse und kamen mit Bonner Forschenden ins Gespräch.
Zwischen Regenschirm und Spitzenforschung
In signalgelber Regenjacke und robuster Fahrradhose betritt Rektor Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch mit einem Regenschirm die Bühne. Mit den beiden Moderator*innen Frederik Schumacher und Alea Sonntag vom Campusradio Bonn FM stimmt er auf das Programm ein. Vom Klimamodell bis zur Hausarztpraxis: Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen vier Beiträge renommierter Bonner Wissenschaftler*innen.
Wo Wetterdaten entstehen – Herausforderungen der Klimabeobachtung
Jun.-Prof. Dr. Leonie Esters vom Institut für Geowissenschaften zeigte mit zahlreichen Beispielen aus ihrer Forschung, wie komplex die Erfassung von Klimadaten ist. Hitzeinseln in Städten, Messlücken in ländlichen Räumen, Geräte, die selbst Hitze nicht gut vertragen: „Wir messen an den Grenzen des technisch Möglichen“, so Esters. Warum präzise Daten entscheidend sind, wurde bei ihrem Vortrag greifbar: Sie sind die Voraussetzung, um Extremwetterlagen zuverlässig vorherzusagen.
Klimawandel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verstehen
Dass Extremwetter nicht nur gefühlt häufiger wird, sondern messbar und berechenbar ist, machten Prof. Dr. Andreas Hense und Dr. Petra Friederichs vom Institut für Geowissenschaften eindrücklich deutlich. In ihren Vorträgen spannten sie den Bogen vom historischen Klima über aktuelle Daten bis hin zu Zukunftsszenarien. Ihr Befund: Extremereignisse wie Hitzeperioden und Starkregen sind inzwischen fester Bestandteil moderner Klimamodelle. Eindrücklich erklärten sie, wie diese Modelle funktionieren, welche Unsicherheiten es gibt und warum jede zusätzliche Messung wertvoll ist.
Hitze trifft den Menschen mit medizinischen und gesellschaftlichen Folgen
Prof. Dr. Birgitta Weltermann vom Institut für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn ist Mitglied im transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) Life and Health. Mit einem Blick auf die gesundheitlichen Folgen extremer Temperaturen richtete sie das Augenmerk auf die unmittelbaren Risiken von Extremwetter: Hitzevorsorge, Schutz besonders gefährdeter Gruppen, der Einfluss klimatischer Veränderungen auf chronische Erkrankungen – all dies präsentierte sie in praxisnahen Szenarien. Dazu kam ein Impuls zur „Planetary Health Diet“, die gesunde Ernährung mit Klimaschutz verbindet: ein Ansatz, der die Dimensionen Umwelt, Ernährung und Gesundheit zusammenführt.
Fragen und Denkanstöße aus dem Publikum
Dass das Thema Extremwetter die Menschen bewegt, zeigt die lebhafte Fragerunde. Lässt sich Regen künstlich erzeugen? Wie schützt man Säuglinge am besten vor Hitze und könnte eine Veränderung des Golfstroms eine Eiszeit auslösen? Die Expert*innen nehmen sich viel Zeit, um ein breites Spektrum an Fragen zu beantworten.
Das Vokalensemble der Universität Bonn unter der Leitung von Ansgar Eimann sorgte mit „Vineta“ von Johannes Brahms für einen feierlichen musikalischen Ausklang, bevor Lucia Gröger und Valerion Adler aus der Fachschaft Meteorologie und Geophysik für ihr Studienfach warben. Ebenso wie alle Vortragenden wurden sie mit langem Applaus verabschiedet.
Thema für April 2026: Träume und Schlaf
Das Thema Extremwetter hatte sich das Publikum der Veranstaltung am 2. April 2025 per digitaler Abstimmung gewünscht. Die Reihe wird am Mittwoch, 29. April 2026, um 18 Uhr, fortgesetzt – dann zum Thema „Träume und Schlaf“, das rund 75 Prozent der Gäste auswählten. Die Vortragenden werden von Rektor Hoch ausgewählt, der die Reihe initiiert hat: aus unterschiedlichen Disziplinen, damit ein transdisziplinäres Gesamtbild entsteht.