Erasmus+ Studium Europa
Chantal war in Glasgow
Chantal studiert Kunstgeschichte und Museumsstudien im Master an der Universität Bonn und berichtet von ihrer Zeit als Studierende an der University of Glasgow in Schottland.
Während meiner Zeit in Glasgow konnte ich neben sprachlichen und fachlichen Fähigkeiten auch persönliche Kompetenzen weiterentwickeln. Obwohl die Planung eines Auslandsaufenthaltes zu Beginn überwältigend und mit vielen Unsicherheiten verbunden sein kann, wächst man durch die Meisterung dieser Herausforderungen und insbesondere durch das Verlassen der eigenen Komfortzone über sich hinaus.
Als Erasmus-Studentin in Schottland konnte ich neue Kontakte knüpfen, internationale Freundschaften schließen, in der vorlesungsfreien Zeit durch das Land reisen und alles in allem wertvolle Lebenserfahrung sammeln. Glasgow, Schottland und die Menschen, die ich kennenlernen konnte, sind mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen – mit vielen Freund*innen stehe ich bis heute in engem Kontakt und Austausch.
So kann ein Auslandsstudium wegweisenden Charakter haben und neue Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Der Erwerb einer internationalen Sichtweise, nicht nur im Hinblick auf das eigene Studienfach, sowie die Weiterentwicklung der interkulturellen Kompetenz sind einige der vielen Chancen, die ein Auslandsaufenthalt bieten. Meine Zeit in Glasgow war äußerst prägend, und ich bin sehr dankbar für die unvergesslichen Erlebnisse und Erfahrungen, die ich während meines Auslandssemesters machen konnte.
Wenn du nun Lust bekommen hast, ins Ausland zu gehen, kannst du meinen vollständigen Erfahrungsbericht lesen:
Bewerbung
Die Frist für die Bewerbung um den Platz für das Auslandssemester am Kunsthistorischen Institut endete im Januar, der Bescheid erfolgte dann Anfang Februar 2024. Da ich einen Platz für das Sommersemester 2025 erhielt, musste ich zunächst nicht viel Organisatorisches erledigen, außer der Registrierung im Portal Mobility-Online. Im Oktober 2024 musste ich mich dann gesondert an der University of Glasgow bewerben. Die Uni Glasgow versandt danach regelmäßig Emails mit allen benötigten Informationen, sodass man auf dem Laufenden gehalten wurde. Auch die Vorbereitung seitens der Uni Bonn (Learning und Grant Agreement) verlief reibungslos. Für einen einsemestrigen Aufenthalt wird kein aktueller, offizieller Sprachtest benötigt (obwohl dies so auf der Webseite der Uni Glasgow angegeben ist). Meine C1-Sprachkenntnisse konnte ich der Erasmus-Fachkoordination gegenüber durch mein Abiturzeugnis bzw. einem älterem Sprachnachweis bestätigen, die dies wiederum auf einem Formular der Uni Glasgow bescheinigte.
Registrierung und Kurswahl
In Rahmen der Bewerbung und Registrierung an der Uni Glasgow wird mitunter eine Vorauswahl für die Kurse getroffen. Bei der Kurswahl sollte man eher offenbleiben und viele Alternativen angeben, da viele der im Vorlesungsverzeichnis angegebenen Kurse aus diversen Gründen nicht stattfinden oder nicht belegbar sind. Als Masterstudentin konnte ich (wie alle Austauschstudierenden in Glasgow) nur Bachelorkurse besuchen. Für die Anrechnung stellt dies in der Kunstgeschichte jedoch kein Problem dar. Glücklicherweise konnte ich zwei meiner gewünschten Kurse belegen. Nach der Rückmeldung zur Kurswahl bestand anschließend die Möglichkeit, Alternativkurse auszuwählen. Ich wurde zusätzlich für zwei kunsthistorische LifeLongLearning-Kurse angemeldet, sodass ich auf die benötigten 60 Glasgow credits kam (= 30 ECTS). Meist wird die Kurswahl nach Ankunft in Glasgow finalisiert und kann vor Ort noch angepasst werden.
Unterkunft in Glasgow
Die Unterkunftssuche verlief unerwartet unkompliziert: Nach der offiziellen Zusage seitens der University of Glasgow Ende Oktober 2024 habe ich mich für die Wohnheime der Uni beworben. Einige Tage später erhielt ich bereits die Zusage für meine erste Wahl. Mit meiner Unterkunft (Kelvin Court) war ich sehr zufrieden. Wie viele Unterkünfte war das Wohnheim zwar relativ teuer, aber dafür war das Gebäude recht neu, gut ausgestattet, die Mitarbeitenden sehr hilfsbereit, und die Lage im Herzen des West Ends hervorragend – alles war fußläufig zu erreichen. Das West End ist eins der schönsten Stadtviertel Glasgows; hier ist man nahe der Uni (Hauptgebäude, Bibliothek, Hunterian Museum & Art Gallery), dem Kelvingrove Museum & Park, den Botanic Gardens, sowie zahlreichen Läden, Cafés und Restaurants (Byres Road, Great Western Road, Argyle Street). Ich hatte ein Classic Ensuite (Zimmer mit eigenem Bad) und teilte mir die Küche mit meinen vier Mitbewohnerinnen, die ebenfalls alle ein Auslandssemester in Glasgow absolvierten. Ich hatte das große Glück, dass wir uns auf Anhieb alle sehr gut verstanden haben; einsam habe ich mich in Glasgow nie gefühlt, und meine Mitbewohnerinnen entwickelten sich schnell zu sehr guten Freundinnen.
Studium der Kunstgeschichte
Die Level-4 Lehrveranstaltungen am kunsthistorischen Institut der Uni Glasgow dauern je 2 Stunden, nach einer Stunde Lecture (wie eine Vorlesung aufgebaut) folgt das einstündige Seminar, in dem Studierende ihre Referate halten und das wöchentliche Thema diskutiert wird. Für die Vor- und Nachbereitung dieser Kurse wird das Lesen der empfohlenen und umfangreichen Lektüre erwartet. Die Prüfungsleistungen umfassen je ein Referat, einen Essay, und eine Klausur. Referat und Essay sind während der Vorlesungszeit zu erbringen – hier ist eine gute Vorbereitung und Zeitplanung gefragt, da sich die Abgaben in einem kurzen Zeitraum ansammeln können. Die häufig als open-book-konzipierten Klausuren finden später, während der Klausurphase, statt. Die LifeLongLearning-Kurse sind eher wie Vorlesungen gestaltet, können aber auch kleinere Gruppenarbeiten und eine aktivere Teilnahme beinhalten. Die Prüfungsleistungen umfassen Essays sowie Visual Tests (Beschreibung, Analyse, und Vergleich von Kunstwerken; online und innerhalb von 24 Stunden abzugeben). Die Kursinhalte waren alles in allem spannend, die Unterrichtsatmosphäre familiär und die Dozierenden zuvorkommend.
Tipps für Glasgow und Schottland
Das Spring Semester in Glasgow findet von Anfang Januar bis Ende Mai statt. Die Vorlesungszeit empfand ich als eher kurz; sie lief bis Ende März, und die Klausurenphase lief dann von Ende April bis Mitte/ Ende Mai. Meine beiden Klausuren fanden Mitte Mai statt, sodass ich in dieser Zeit, neben der Klausurvorbereitung, relativ viel Freizeit hatte. Der Aufenthalt im Sommersemester ist meiner Meinung nach empfehlenswert: Das Semester ist länger und beinhaltet die Spring Break, die sich ideal dafür nutzen lässt, um durch das Land zu reisen und Schottland zu erkunden. Auch während der Vorlesungszeit lassen sich kleinere Ausflüge organisieren (mit dem Flixbus nach Edinburgh oder Stirling) oder auch in die Highlands (z.B. mit den International Student Tours). Glasgow ist sehr schön im Frühling, und obwohl das Wetter zwar wechselhaft sein kann, war es (zumindest 2025) viel besser als erwartet. Es war nicht so kalt oder regnerisch wie vermutet – eine gute Regenjacke sollte dennoch nicht fehlen!
Zu Beginn des Auslandssemesters veranstaltet die Uni zahlreiche Veranstaltungen für Austauschstudierende – von Touren des Uni-Campus bis hin zum traditionellen Ceilidh – an denen es sich lohnt, teilzunehmen. In Glasgow (und fast überall in Schottland, auch in den Highlands oder auf der Isle of Skye) wird bargeldlos bezahlt, eine Kreditkarte ist also ein Muss. Je nach Handyvertrag ist das Vereinigte Königreich im EU-Datenroaming miteinbegriffen, sodass hier oft kein zusätzlicher Vertrag abgeschlossen werden muss. Ist man 21 oder jünger, sollte man sich für die Young Scot Card registrieren, mit der man kostenlos Bus fahren kann (auch Flixbus!). Ansonsten lohnt es sich, sich online für die Smartcard der Glasgow Subway zu registrieren, mit der man bei den Fahrten etwas sparen kann.
Fazit
Glasgow und Schottland sind mir nach fünfeinhalb Monaten sehr ans Herz gewachsen und die Zeit verging wie im Flug. Meine Erfahrung im Rahmen des Auslandssemesters war äußerst positiv, viele Ängste haben sich letztlich nicht bestätigt. Das Studium an der Uni war sehr bereichernd, aber es sind vor allem die Menschen, die ich in Glasgow kennenlernen konnte, und die internationalen Freundschaften, die mein Auslandssemester so positiv geprägt und unvergesslich gemacht haben – people make Glasgow!
Programm: Erasmus+ Studium Europa
Gastuniversität: University of Glasgow, Glasgow, Schottland
Studiengang: Kunstgeschichte und Museumsstudien
Zeit des Aufenthalts: Sommersemester 2025