Erasmus+ Studium Europa
Sonia war in Cádiz
Sonia studiert Sprache und Kommunikation in der globalisierten Mediengesellschaft mit Medienwissenschaft im Zwei-Fach-Bachelor an der Universität Bonn und berichtet von ihrer Zeit als Studierende an der Universidad de Cádiz in Spanien.
Hola, ich bin Sonia und ich habe mein letztes Semester, das Wintersemester 2024/25, in Cádiz, Spanien an der Universidad de Cádiz verbracht und dort Publicidad y Relaciones Públicas studiert. Ich habe auf Spanisch studiert und als notwendiges Sprachniveau wurde von meinem Institut B1 vorgegeben. Vor dem Auslandssemester habe ich am Sprachlernzentrum der Uni Bonn einen B1- und B2.1-Kurs absolviert und vor Ort in Cádiz einen dreiwöchigen Intensivkurs für das Niveau B2.2 gemacht. Das hat mir auf jeden Fall geholfen, gut reinzukommen, und trotzdem hatte ich anfangs oft Verständnisprobleme oder das Gefühl, mich nicht richIg ausdrücken zu können. Aber das wurde mit der Zeit besser.
Im Folgenden möchte ich gerne ein bisschen meine Erfahrungen teilen und vielleicht sind ein paar hilfreiche InformaIonen für nachfolgende Erasmus-Studis dabei :)
Vorbereitung
Gefühlt beginnt das Auslandssemester schon ein halbes Jahr vor der Abreise. Nach der Bewerbung und Zuteilung an die jeweilige Gasthochschule kommt ein Vorbereitungsprozess, bei dem man viele InformaIonen und Deadlines bekommt. Das kann auf den ersten Moment sehr überfordernd wirken, aber wenn man sich an die Vorgaben des InternaIonal Office hält – insbesondere deren Checkliste ist sehr hilfreich – alle Dokumente gut abspeichert und die Deadlines im Blick hat, wird das alles!
Versicherungen
Spanische Universitäten verlangen häufig einen Nachweis über eine Auslandskranken-versicherung mit Reiserücktransport sowie eine Haftpflicht- und Unfallversicherung. Falls man eine solche nicht hat, sollte man diese vor dem Auslandsaufenthalt abschließen. Unabhängig davon, dass die Universitäten dies fordern, ist es immer gut, richtig versichert zu sein – auch fürs eigene Gefühl.
Kurswahl
Womit man sich ebenfalls vor der Ausreise beschäftigen sollte, sind die Kurse, die man belegen möchte. Jede Universität hat dazu Informationen auf ihrer Website. Für Cádiz fand ich es anfangs gar nicht so einfach, alles zu finden. Hier ist ein Link zu meinem Studiengang, wo auch aktuelle Kurse und Angebote aufgelistet werden. Zwar können sich diese auch ändern, aber meist bleibt das Angebot ähnlich zu den vorherigen Semester. Ich empfehle, die Website auf jeden Fall auf Spanisch zu öffnen, denn die englische Version zeigt meiner Erfahrung nach andere bzw. limitiertere Ergebnisse an.
Wohnen
Auch die Suche nach einer passenden Unterkunft kann man vor der Abreise angehen. Es ist aber auch möglich, sich erstmal ein Hostel oder Airbnb zu suchen und vor Ort zu suchen. Cádiz ist nicht sehr groß, dafür aber sehr beliebt. Es lässt sich auf jeden Fall etwas finden, auch wenn man dafür manchmal etwas Geduld mitbringen muss. Plattormen, die immer wieder empfohlen werden, sind Idealista oder Pisos Estudiantes. Ich habe zusammen mit einer Freundin vor unserem Aufenthalt nach einer Wohnung gesucht und neben einigen Wohnungen auch direkt eine E-Mail an Pisos Estudiantes geschrieben. Diese konnten mir dann eine Wohnung für drei Personen vermitteln, die sie noch nicht online gestellt hatten, was unsere Chance erhöhte – und wofür wir auch eine Zusage bekamen. Das Gute an dieser Plattorm ist, dass sie die Vermittler zwischen Vermietern und Mieter darstellen und man daher ziemlich sicher sein kann, dass es sich nicht um einen Scam handelt. Allerdings verlangen sie für diese Dienstleistung auch Geld. Bei mir waren das ca. 444 €. Ich persönlich würde es wieder so machen, weil ich super Erfahrungen sowohl mit den Vermietern als auch der Agentur gemacht habe. Allgemein muss man mit einer Miete von 300 bis 400 € für ein WG-Zimmer rechnen. Das kann je nach Nebenkosten variieren. Ich habe ca. 400 € warm im Monat gezahlt (Dreier-WG).
Studium an der Gasthochschule
Anreise: Da der Campus meines Studiengangs nicht in Cádiz, sondern in der nächstgrößten Stadt Jerez war, musste ich immer den Zug zur Uni nehmen. Von meiner Wohnung zum Bahnhof waren es 20 Minuten zu Fuß, dann fährt die Regionalbahn (Cercanía) ca. 45 Minuten bis nach Jerez und von dort aus sind es nochmal 20 Minuten zu Fuß bis zur Uni. Deswegen habe ich mir meine Kurse so gelegt, dass ich nur drei Mal die Woche fahren musste. Der Weg kann zwar nervig sein, trotzdem würde ich allen empfehlen, in Cádiz (am besten in der Altstadt) und nicht in Jerez zu wohnen – zum einen wegen der unschlagbaren Lage am Meer und zum anderen wegen der Angebote und größeren Erasmus-Community. Für die Bahn empfiehlt sich, ein sogenanntes „Abono Gratuito“ für die Strecke abzuschließen. Das kriegt man am Schalter, Automaten oder über die Renfe-Cercanias-App und man zahlt nur 10 € für vier Monate. Wenn man 16 Fahrten angetreten hat, bekommt man die 10 € nach Ablauf des Abos sogar zurückerstattet – man fährt also umsonst.
Uni-System: Das Studium an der Gasthochschule war anfangs etwas herausfordernd, insbesondere sprachlich. Zusammen mit einer Freundin, die auch in Bonn studiert, habe ich mir in den ersten zwei Wochen die Kurse angeguckt, die ich in meinem OLA festgelegt hatte sowie ein paar weitere. Denn falls der gewählte Kurs doch nicht gut passt, ist man froh über Alternativen. Zum Beispiel waren wir in einem Kurs, wo wir den Dozenten kaum verstanden haben. Da wir andere Dozierende besser verstanden haben, haben wir den Kurs nochmal gewechselt. Wichtig anzumerken ist, dass es aktuell zwei Prüfungsformen in Spanien gibt: Evaluación Global, wo die Abschlussprüfung (meist eine Klausur) 100 % der Note ausmacht. Sowie Evaluación Continua, bei der sich die Note prozentual aus Mitarbeit, der Klausur, Projektarbeiten, Gruppen-Referaten usw. zusammensetzt. Alle Kurse sind unterteilt in Teoría und Práctica. Den theoretischen Teil besucht man für die Grundlagen, die Teil der Klausur sind und in den Prácticas macht man meist ein großes oder mehrere kleine Projekte in Gruppen, die bei der Evaluación Continua Teil der Endnote werden. Jede*r kann selbst entscheiden, welche Prüfungsform man wählen möchte.
Das klingt erstmal kompliziert, aber ich wollte es unbedingt in diesem Erfahrungsbericht erwähnen, weil das schon sehr unterschiedlich zum deutschen System ist. Ansonsten gilt: einfach fragen. Nach jeder ersten Stunde in einem Kurs sind wir zu den Dozent*innen gegangen und haben uns als Erasmus-Studierende vorgestellt. Alle Dozierende waren sehr nett und zuvorkommend zu uns, auch wenn es am Anfang nicht immer direkt so gewirkt hat. Zum Beispiel durften wir in den Klausuren Wörterbücher benutzen und haben teilweise mehr Zeit bekommen. Allgemein habe ich das Studium schon als herausfordernd empfunden und auf jeden Fall anders als mein Studium hier in Bonn. Das spanische System ist viel verschulter als das Deutsche und oft wird auch die Mitarbeit bzw. Anwesenheit der Studierenden bewertet, was anfangs ungewohnt war. Insgesamt fand ich es aber eine tolle Erfahrung in einem anderen Land zu studieren. Ich konnte neben den Sprachkenntnissen viel inhaltliches Wissen mitnehmen und habe auch für mich persönlich einiges mitgenommen (z.B. wie toll Canva ist). Auch die spanischen Studierenden waren sehr nett. Zwar zurückhaltend anfangs, aber die Gruppenarbeiten haben überwiegend super funktioniert.
Alltag und Freizeit
Um schnell Anschluss zu finden kann ich auf jeden Fall empfehlen den dreiwöchigen Intensivkurs vor Semesterbeginn zu machen, der von der Universität angeboten wird. Außerdem lohnt es sich an einigen ESN und Yeah Cádiz (Erasmus-Organisationen) Veranstaltungen teilzunehmen. Das Programm für die ersten Wochen posten beide kurz vor Semesterbeginn auf Instagram und es gibt WhatsApp Gruppen, denen man beitreten kann. Das Angebot ist groß – vor allem am Anfang – und man muss definitiv nicht alles machen. Bei mir hat es sich besonders durch den Sprachkurs schnell ergeben, Leute kennenzulernen, mit denen man dann auf organisierte Partys gehen konnte.
Es kann immer einige Zeit dauern, bis man sich richtig eingelebt hat. Mir hat es auf jeden Fall geholfen, Leute um mich zu haben (meine tolle WG!) und mir relativ schnell eine Struktur im Alltag aufzubauen. Auch wenn es nur „kleine“ Dinge sind, wie abends Sonnenuntergang am Playa La Caleta oder Parque Genovés zu schauen oder im Fitnessstudio (Forus) anzumelden. Zusammen mit meiner Freundin aus Bonn und Mitbewohnerin habe ich wöchentlich den Salsa & Bachata Kurs, organisiert durch ESN, besucht sowie die angebotenen Social Dance-Veranstaltungen, welche zweimal wöchentlich im Club Soho stattgefunden haben, wo man das gelernte anwenden konnte. Ansonsten war der Lieblingsclub meiner Freundesgruppe das Evohé mitten in der Altstadt. Eigentlich ist es eine Bar, die aber nachts wie ein Club ist. Außerdem sind wir gerne in die Shot-Bar Chupitería oder den Irish-Pub O’Connell’s gegangen, um einige weitere Locations zu nennen.
In Cádiz kann man auch surfen gehen, da sich die Stadt an der Atlantikküste befindet. Über ESN gibt es einen Rabatt bei der Surfschule Frussurf, wo man vier Stunden für 54 € buchen konnte, die man im Laufe des Semesters einlösen konnte. Auch das habe ich ausprobiert, allerdings dann das Surfen nicht weiterverfolgt. Ich kenne aber einige Leute, die sich ein eigenes Surfbrett gekauft haben oder regelmäßig welche geliehen habe.
Fazit
Allgemein kann ich auf jeden Fall sagen, dass es eine der besten Entscheidungen war, dieses Erasmus-Studium zu machen. Ich konnte unglaublich viele tolle Leute kennenlernen, habe Freund*innen (fürs Leben) gefunden, konnte vieles erleben und habe einfach jeden Tag genossen, am Meer zu leben. Ich kann jedem empfehlen einen Erasmus-Aufenthalt in Cádiz zu machen: zum einen wegen der Lage, aber auch weil die Größe perfekt ist, um schnell Anschluss zu finden und man besonders in der Altstadt super schnell überall zu Fuß ist.
Auch wenn ich eine sehr schöne Zeit hatte, möchte ich allen, die ins Ausland gehen wollen, sagen, dass es nicht immer nur alles nur einfach ist. Vieles ist anders: die Kultur, die Sprache oder das Uni-System. Für mich war der Uni-Alltag anfangs eine echte Herausforderung, aber auch das ist mit der Zeit immer besser geworden. Oft gehört auch viel Glück dazu, z.B. die richtige Wohnung oder Leute zu finden. Aber meistens richten sich diese Sachen alle mit der Zeit und man wird eine wundervolle Erfahrung machen. Deswegen ganz viel Spaß und vor allem: genießt es!
Programm: Erasmus+ Studium Europa
Gastuniversität: Universidad de Cádiz, Cádiz, Spanien
Studiengang: Medien- und Kommunikationswissenschaften
Zeit des Aufenthalts: Wintersemester 2024/25