Global Exchange Program
Marie war in Canberra
Marie studiert Transkulturelle Studien/ Kulturanthroplogie im Master an der Universität Bonn und berichtet von ihrer Zeit als Studierende an der Australian National University in Canberra in Australien.
Das Resümee ihres Auslandssemesters
Das Angebot war sowohl an der Uni als auch außercurricular fantastisch: So guckte ich in einem alten Kino „Der weiße Hai“, um danach mit einer Haiforscherin und einem Filmmusiker über den Einfluss des Films zu diskutieren oder lernte Henna-Tattoos zu malen in der Asia-Pacific-Woche. Ich habe sehr viel neue Blickwinkel einnehmen dürfen und ganz viel, vor allem über mich selber, gelernt.
Toll war auch das Wohnen auf dem Campus. Es gibt verschiedene Häuser, denen man am Anfang des Semesters zugeteilt wird. Dort wohnt man und findet schnell eine Art neue Familie. Hier gibt es gemeinsame Kochabende, viele Partys, Spieleabende, Sportevents, Musikgruppen und und und. Da wir gegen die anderen Häuser in Sport- und Musikveranstaltungen angetreten sind, fühlte man sich manchmal wie bei Harry Potter, nur eben bei 30 Grad und mit der lässigen und warmherzigen Art, die den Australiern innewohnt.
Meine Zeit in Australien war für mich sehr wertvoll, nicht nur persönlich, sondern vor allem auch weil es mir gezeigt hat, wo meine Interessen und Stärken liegen. Obwohl ich deutlich älter war als meine Kommiliton:innen und im Vorhinein Sorge hatte, nicht so richtig Anschluss zu finden, hatte ich eine herausragende Zeit mit wundervollen Menschen, die Freunde fürs Leben geworden sind.
Hast du Lust auf Australien bekommen? Dann lies h meinen vollständigen Erfahrungsbericht:
Vorbereitung
Die meiste Vorbereitung nahm vor allem der Sprachtest ein. Es ist ein C1-Nachweis erforderlich, ich habe dafür den TOEFL-Test abgelegt, auf den man sich gut mit Lernbüchern vorbereiten kann. Das Internationale Office der ANU ist super gut erreichbar, sehr nett und immer offen für Fragen. Das Portal zur Anmeldung ist eigentlich auch selbsterklärend, achtet nur darauf gut zu lesen, ich habe einmal den Hochlade-Button übersehen und deswegen für ein paar Verzögerungen gesorgt. Die Websites der ANU erklären alles echt super, man muss sich nur die Zeit nehmen, sich da etwas durchzuwühlen.
Unterkunft
Gewohnt habe ich im Yukembruuk-Village auf dem Campus, was ich nur wärmstens empfehlen kann. Es ist das größte Housing auf dem Campus, dafür aber auch das neuste und liegt direkt am See, wo man wirklich wunderschöne Abende verbringen kann. Es ist nicht wirklich erheblich weiter entfernt vom Campus (außer man wohnt in der Fenner Hall). Mein Zimmer war sauber, klein, aber sehr hell und hatte alles, was man braucht. Ich hatte das große Glück im obersten Stockwerk zu wohnen und dort jeden Morgen den Nebel auf dem See aufsteigen sehen zu können. Der Botanische Garten ist 2 Minuten zu Fuß entfernt und eine tolle Alternative, falls man mal einen grünen Ort zum Lernen braucht (außerdem kann man hier früh morgens Kängurus sehen).
Die Gemeinschaft in YKB ist wirklich großartig, es gibt viele Clubs, Sport und abendliche Veranstaltungen, sodass es wirklich leicht war Freunde zu finden. Es wohnen meist auch ziemlich viele andere internationale Student:innen da, sodass sich unser soziales Leben in der YKB-Küche abspielte (und die Student:innen aus anderen Häusern immer zu uns rüber laufen mussten). Richtig cool, waren auch die Musikzimmer, die mit allem ausgestatten waren, was man zum Musik machen braucht. Auch hier empfiehlt sich die Websiten, die man zugeschickt bekommt, gut zu lesen, da steht echt viel Wissenswertes drin.
Es gibt jede Woche an einem Abend ein Floor-Meeting, da tauscht man sich für eine Stunde mit seinen Mitbewohner:innen aus. Ich kann das sehr empfehlen, weil das eigentlich der einzige Ort ist, wo man auch mal mit Australier:innen in Kontakt kommt. Sonst teilt man die meiste Zeit wahrscheinlich schon mit anderen internationalen Studierenden.
Lebenshaltungskosten
Australien ist teuer und mir ist bewusst, dass ich in einer sehr privilegierten Situation war, mir das leisten zu können. Insgesamt habe ich für das Semester ca. 6.000 Euro ausgegeben. Für das Zimmer habe ich ca. 700 Euro im Monat ausgegeben (was ein Durchschnittpreis ist), Wäsche waschen war dafür meist umsonst, weil die Maschinen einen technischen Defekt hatten, wo man das Bezahlen umgehen konnte :P (sonst liegen da die kosten bei 1,40 Euro je Waschgang). Für das Zimmer musste ich Bettwäsche, Decke und Kissen, einen Mülleimer und Kleiderbügel besorgen (ca. 60 Euro), das geht am besten in der Stadt bei BIG W. Ansonsten war das Zimmer voll ausgerüstet.
Einkaufen waren wir immer bei Aldi, der ist zwar was weiter weg, aber am günstigsten. Ich habe alle zwei Wochen einen Einkauf für ca. 70 Euro gemacht und konnte mich damit gut versorgen. Ich kann in dem Zuge sehr empfehlen eine Kochgemeinschaft zu bilden, das hat Arbeit und Ausgaben echt gesengt und viel Spaß gemacht. Ein Bier kostet 3 Euro, Cocktails gern mal 15 Euro. Auf dem Campus gibt es keine Restaurants, Cafés, einen Supermarkt (der allerdings deutlich teurer ist als die in der City) und einen Bubble-tea-Laden (ca. 4 Euro/ Tea), der mich durch die Klausurenphase getragen hat.
Studium an der Gasthochschule
Ich habe es geeeliebt an der ANU zu studieren. Im Vorfeld habe ich mich sehr intensiv mit den Kursen auseinander gesetzt, die ich gerne machen wollte und meine Wahl habe ich nicht bereut. Ich kann jedem empfehlen einen Kurs aus dem Bereich Asia and Pacific zu nehmen, denn hier ist die ANU die beste Uni der Welt drin. Einige Kurse waren welterweiternd und außergewöhnlich. Das liegt vor allem an dem untypischen Zugang, wir mussten sehr selbstreflektiv arbeiten, haben viele Kulturtechniken nicht nur besprochen, sondern gleich ausprobiert oder mit Problem-based-learning einen sehr praktischen Zugang zur Wissenschaft genommen. Der Unterricht war immer sehr lustig, es wurde viel gelacht.
Die ANU bietet auch eher ungewöhnliche Sprachkurse an (eigentliche jede asiatische Sprache ist vertreten). Wer Politik, Asienwissenschaften, Geschichte, Philosophie, Anthropologie, Kulturwissenschaften oder Soziologie studiert oder irgendwas mit einem internationalen Fokus im Bereich Asien oder einem Fokus im Bereich Security, wird hier wirklich außergewöhnlich spannende Kurse finden.
Die Anforderungen sind hoch, man sollte nicht enttäuscht sein, wenn man nicht denselben Notenschnitt wie zu Hause erreicht. Das liegt vor allem daran, dass nie mehr als 90 % vergeben werden, also kann man eine 1,0 hier nicht erreichen. (Man kann aber am Ende des Semesters um eine Umrechnung in das hiesige System bitten, sodass man sich seinen Schnitt nicht versaut).
Die Dozierenden sind gut erreichbar und sehr unterstützend. Auch die Bibilothekar*innen sind eine super Ressource, die man in Anspruch nehmen kann. Die helfen nämlich sehr gerne und gut bei der Literaturrecherche. Einfach online einen Termin buchen und man hat eine gute Unterstützung.
Ich musste während und am Ende des Semesters jeweils zwei Essays abgegeben und dann noch jede Woche Texte lesen und kleine Aufgaben bearbeiten.
Ich habe vier Kurse im Master-Niveau belegt. Das war schon ein sehr hoher Workload, bei den australischen Master-Studis macht eigentlich jeder zwei. Ich konnte aber in zwei
Fächern sehr aufeinander aufbauend arbeiten, sodass ich insgesamt etwas weniger Arbeit hatte.
Möchtest du noch mehr über meinen Alltag und meine Freizeitgestaltung in Canberra wissen? Dann schreib mir eine Mail ich bin nämlich auch als Wegweiserin ins Ausland aktiv!
Fazit
Meine Zeit in Australien wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Ich kann echt jedem nur Mut machen, sich auch noch im Master zu trauen, ins Ausland zu gehen, wenn man die Möglichkeiten hat. Ich war mit Abstand die Älteste und habe dort trotzdem Freunde fürs Leben gefunden und wunderschöne Erfahrungen machen dürfen. Ich glaube gerade, weil ich etwas älter war, konnte ich nochmal mehr genießen, wie besonders die Kurse waren. Mir hat es neues Selbstbewusstsein als Studentin gegeben, out-of-the-box zu denken, ich konnte einen neuen Kontinent, über den ich vorher gar nichts wusste, entdecken und auchmich auch nochmal spezialisieren. Jetzt gehe ich in meine Master-Arbeit mit neuen Tools und vor allem dem Selbstverständnis, dass ich das schon irgendwie hinbekomme. Denn das habe ich an den Australiern lieben gelernt, die Freundlichkeit und die Unbeschwertheit!
Programm: Global Exchange Program
Gastuniversität: Australian National University (ANU), Canberra, Australien
Studiengang: Transkulturelle Studien/ Kulturanthroplogie
Zeit des Aufenthalts: Sommersemester 2024