Erasmus+ Studium Europa
Inga war in Paris
Inga studiert den binationalen Bachelor Deutsch-Französische Studien (Romanistik, Germanistik) an der Universität Bonn und berichtet von ihrer Zeit als Studierende an der Sorbonne Université in Paris.
Im Zuge meines binationalen Bachelors der „Deutsch-Französischen Studien“ (Romanistik, Germanistik) durfte ich mein Auslandsjahr in der Hauptstadt Frankreichs, Paris, verbringen. Gefördert wurde ich dabei unteranderem durch Erasmus+, was sich im Laufe meines Studiums als ungemein wertvoll erwiesen hat.
Da es sich wie gesagt um einen binational ausgerichteten Studiengang handelt, hatte ich bei der Vorbereitung meines Auslandsjahrs eher weniger Probleme. Abgesehen von einigen Startschwierigkeiten beim Online Learning Agreement (OLA), verlief eigentlich alles sehr reibungslos. Hier empfiehlt es sich meiner Meinung nach, alle Anforderungen für Erasmus akribisch und vor allem mit genügend „Zeitpuffer“ abzuarbeiten.
Unterkunft
Meine Wohnungssuche in Paris habe ich ebenfalls frühzeitig begonnen, was aber nicht unbedingt die beste Herangehensweise gewesen ist, da viele Französinnen und Franzosen ihre Wohnungen erst ab Juni/ Juli online stellen. Empfehlen kann ich für die Recherche vor allem die Seiten „Studapart“ (Wohnungsbörse in Kooperation mit der Sorbonne) und „Seloger“, wobei auch „PAP“ sehr beliebt zu sein scheint. Eine Wohnung in Paris wird nicht dieselben Standards erfüllen, wie eine Wohnung in Bonn: Die Toilette auf dem Flur zu haben, im 6. Stock und auf 13 Quadratmetern zu wohnen, ist dort ganz normal! Da muss jede bzw. jeder für sich selbst gucken, wie viele Abstriche man in puncto Bequemlichkeit machen möchte. Die Erasmus-Förderung hilft bei der Finanzierung der Wohnung ungemein weiter, je nach Land und Förderzeitpunkt sind es um die 500 € bis 600 €.
Studium
Das Unisystem in Frankreich unterscheidet sich sehr vom deutschen, was ich im Folgenden anhand einiger Aspekte aufzeigen möchte. Zunächst einmal ist das Unisystem in Frankreich wesentlich verschulter, es gibt viel mehr Stunden an Seminaren und Vorlesungen – dafür arbeitet man dann weniger zu Hause. Innerhalb der zwei Semester haben wir so an die 35 Klausuren geschrieben und mehrere benotete Vorträge gehalten, was auf den ersten Blick erst einmal furchteinflößend scheint, nicht wahr? Natürlich ist das Arbeitspensum an der Universität in Frankreich, in meinem Fall der Sorbonne, sehr anspruchsvoll – aber dafür sammelt man das ganze Semester über Noten und es hängt nicht alles von den Endklausuren ab, was mir persönlich sehr viel mentalen Druck genommen hat! Als sehr positiv habe ich die Arbeitsweise in der Germanistik wahrgenommen, die in Frankreich wesentlich kulturwissenschaftlicher ist (Kurse zu deutscher Philosophie, Weimarer Kino, deutscher Geschichte oder abstrakter Kunst usw.). Das hat mir persönlich besser gefallen als die Herangehensweise in meinem Fach in Bonn. Ich denke also, dass man sein eigenes Fach im Zuge eines Erasmus-Semesters nochmal anders und neu entdecken kann.
Sozialleben und Freizeit
Trotz der hohen Stundenzahl in der Universität haben wir als Gruppe auch einiges unternehmen können, besonders zu empfehlen sind meiner Meinung nach die günstigen sogenannten „Bouillons“, ehemalige Suppenküchen für die Pariser Arbeiterschicht, die heutzutage als gängige Restaurants fungieren. Auch die zahlreichen Parks sind sehr schön, am liebsten mochte ich den Parc Monceau im 17. Arrondissement und den Jardin du Luxembourg im 6. Arrondissement.
Einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat das Marais-Viertel gewonnen, in der Nähe der Métro-Station Châtelet. Seine besondere Mischung aus jüdischem Viertel und Queer-Szene sorgt für eine einzigartige Atmosphäre (große Empfehlung für letzteres übrigens die Queerbar „La Mutinerie“).
Fazit
Ich denke, dass das Studienjahr in Paris für mich eines der wichtigsten Jahre meines Lebens sein wird. Ich fühle mich viel gefestigter in meiner Studienfachwahl und habe jetzt erst genauere Vorstellungen, was ich als Master machen möchte. Außerdem habe ich viele neue Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen, zudem auch ganz viel Selbstbewusstsein gewonnen, nicht zuletzt im Gebrauch der französischen Sprache. Die Erfahrung, „Ausländerin“ zu sein – in einem mehr oder weniger fremden Land, mit eingeschränkten Sprachfähigkeiten – hat mir die Augen geöffnet dafür, was für viele Menschen in unseren Ländern Alltag ist. (Obwohl wir natürlich die Sprache sprechen und gefördert werden – also sehr viel begünstigtere Voraussetzungen haben!)
Ich habe verstanden, warum man sich in Gruppen zusammentut, in denen die eigene Sprache gesprochen wird: Weil es manchmal, am Ende eines langen und anstrengenden Tages, schlichtweg einfacher ist. Ich habe verstanden, wie schwierig es ist, Freundschaften zu schließen auf einer anderen Sprache – und wie einfach es dann doch sein kann. Und ich habe auch verstanden, dass man darauf angewiesen ist, dass andere um einen herum gutmütig und wohlwollend sind – darauf werde ich bei mir selber in Zukunft noch mehr achten.
Ich würde also jedem und jeder ans Herz legen, so ein Erasmus-Auslandsjahr zu bestreiten – es hat mich unglaublich bereichert und ich werde mich noch lange an die schönen Momente erinnern, die ich in Paris erleben durfte.
Programm: Erasmus+ Studium Europa
Gastuniversität: Sorbonne Université, Paris, Frankreich
Studiengang: Deutsch-Französische Studien (DFS)
Zeit des Aufenthalts: Wintersemester 2024/25 bis Sommersemester 2025