Ein Projekt der TRA-Present Pasts und des BCDSS: Universitätssammlungen als Heritage
Open Museum for Open Science
Das Open Museum ist das gemeinsame digitale Haus der Museen und Sammlungen der Universität Bonn. Unter seinem Dach werden die geisteswissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Lehr- und Forschungssammlungen digital begehbar. Es richtet sich an Forschende, Studierende, Lehrende und Angehörige der Universität Bonn, an Bürger:innen in Bonn und darüber hinaus, an Angehörige anderer Universitäten, Museen, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie an lokale und globale Stakeholder.
Das von der TRA Present Pasts geförderte Projekt „Open Museum for Open Science“ entwickelt ein gemeinsames digitales Haus der Museen und Sammlungen der Universität Bonn. Die wissenschaftlichen Sammlungen sind Forschungsinfrastrukturen und Heritage der Universität, die es im Rahmen der Exzellenzstrategie zu stärken gilt. Das Projekt hat zum Ziel, die universitären Sammlungen und Museen für Forschung und Lehre in einem Online-Portal zugänglich und nutzbar zu machen, Transparenz über die Bestände herzustellen und damit Wissensteilhabe zu ermöglichen – auch über die Universität Bonn hinaus.
Das Open Museum-Projekt legt die Grundlage für ein nachhaltiges Zukunftskonzept für die Digitalisierung der Sammlungsbestände der Universität Bonn, für ihre damit einhergehende Inwertsetzung als Infrastrukturen und Ressourcen für Forschung und Lehre sowie für die Online-Präsentation von Ergebnissen aus (Lehr-)Forschungsprojekten mit den Sammlungen in Form digitaler Ausstellungen. Das Open Museum macht die universitären Sammlungen als Heritage sichtbar und zugänglich und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung von Wissen.
Projektleitung: Prof. Dr. Karoline Noack; Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch
Projektteam: Alma Hannig (Sammlungskoordination), Elizabeth Stauß (Projektkoordination)
Projektpartner: Dr. Matthias Lang (BCDH – Bonn Center for Digital Humanities), BCDSS – Bonn Center for Dependency & Slavery Studies, Dr. Cornelia Löhne (Botanische Gärten), Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Paul-Clemen-Museum)
Beteiligte Sammlungen (bisher): Ägyptisches Museum, BASA-Museum (Bonner Amerikas-Sammlung), Botanische Gärten mit Körnicke-Sammlung, Fotosammlung des Kunsthistorischen Instituts, Goldfuß-Museum, Kunstbesitz der Universität Bonn, Mineralogisches Museum, Vor- und Frühgeschichtliche Lehr- und Studiensammlung; geplant für 2025/2026: Astronomische Sammlung, Zoologische Sammlung, Universitätsmuseum
Open Museum
Das Open Museum ist das gemeinsame digitale Haus der Museen und Sammlungen der Universität Bonn. Unter seinem Dach werden die geisteswissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Lehr- und Forschungssammlungen digital begehbar. Das Portal eröffnet Besucher:innen zentralen Zutritt zu den Räumen des Open Museum, in denen sie die Sammlungsbestände erkunden, digitale Ausstellungen besuchen und weitere Informations- und Vermittlungsangebote nutzen können.
Das Fundament des Open Museum bildet eine Datenbank-Infrastruktur, die im Projekt gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Sammlungen und Museen entwickelt und aufgebaut wird. Mit dieser Infrastruktur können im internen Bereich des Open Museum Objekte erfasst und mit Daten angereichert werden sowie auf Basis der erfassten Bestände digitale Ausstellungen kuratiert werden. Das System der miteinander verknüpften Sammlungsdatenbanken ermöglicht es, die darin erschlossenen Artefakte und Biofakte sowie Text-, Bild-, Film- und Tonmaterialien im Open Museum transdisziplinär zu vernetzen und in ihren Beziehungen zueinander zugänglich zu machen.
Zum Launch des Open Museum wird die digitale Pilotausstellung „Auf Spurensuche“ veröffentlicht. Objektgeschichten aus 25 Sammlungen, Museen, Archiven und Bibliotheken der Universität Bonn laden dazu ein, sich mit der Geschichte der Sammlungen und der Bedeutung von Provenienzforschung für einen transparenten Umgang mit Sammlungsobjekten und ihrem Heritage auseinanderzusetzen.
Open Science
Das Open Museum ist ein digitales Haus der Forschung, der Wissensvermittlung und des Austauschs. Es richtet sich an Forschende, Studierende, Lehrende und Angehörige der Universität Bonn, an Bürger:innen in Bonn und darüber hinaus, an Angehörige anderer Universitäten, Museen, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie an lokale und globale Stakeholder. Es ermöglicht Zugang zu den Objekten in den wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Bonn und den mit ihnen verknüpften Forschungsdaten. Dadurch schafft das Open Museum Transparenz über die Sammlungsbestände und macht sie für Forschung und Lehre sowie als Wissensressource im Sinne der Open Science nutzbar.
Die Einrichtung des Open Museum bedeutet die digitale Erweiterung und Verstetigung der universitären Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen. Dadurch eröffnet es neue Möglichkeiten für die Fakultäten-übergreifende interdisziplinäre Lehre und die transdisziplinäre Erforschung von Objekten sowie für den Transfer von Wissen in die Gesellschaft und die Beteiligung von Bürger:innen an der Wissensproduktion.
Die Konzeption und Entwicklung von frei verfügbaren Lern- und Lehrmaterialien sowie von Möglichkeiten der Partizipation und Mitgestaltung des Open Museum werden nach dem Launch des Portals intensiviert. Mit der schrittweisen Implementierung dieser interaktiven Räume wird das Open Museum zu einem Ort der Vielstimmigkeit und Begegnung unterschiedlicher Wissensformen. Daraus können neue Forschungsfragen und Kooperationen entstehen, auch mit Angehörigen der Herkunftsgesellschaften der Objekte.
Dateninfrastruktur: Portal und Datenbanken
Das Portal ist im wahrsten Sinne des Wortes die Pforte zum Open Museum und seiner digitalen Infrastruktur, die auf einem System an miteinander verknüpften Datenbanken besteht. Damit ist das Portal die öffentlich zugängliche Frontend-Schnittstelle zwischen den einzelnen Datenbanken der beteiligten Sammlungen und Museen. Das Portal und die ihm zugrundeliegende Infrastruktur (Backend) werden im Rahmen des Open Museum-Projekts entwickelt und aufgebaut. Die Konfiguration der einzelnen Datenbank-Instanzen erfolgt(e) in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der Sammlungen und Museen, sodass sie fach- und sammlungsspezifischen Bedarfen und Anforderungen an die Datenerfassung entsprechen.
Die im Open Museum-Projekt erarbeitete Datensatzstruktur folgt der Minimaldatensatz-Empfehlung für Museen und Sammlungen, die die wichtigsten Datenfelder für die Erfassung und Online-Publikation von Objektdaten unter Berücksichtigung aktueller Standards beschreibt. Somit richtet sich die Erfassung der Objektdaten und -metadaten nach den FAIR-Prinzipien für Forschungsdaten, die auffindbar (Findable), zugänglich (Accessible), interoperabel (Interoperable) und wiederverwendbar (Reusable) sein sollen. Das beinhaltet auch die Verwendung von allgemeinen und fachspezifischen Normdaten und Thesauri in der Datensatzstruktur, wodurch die Objektdaten anschlussfähig an andere Datenbanken werden. Darüber hinaus finden die CARE-Prinzipien für indigene Data Governance (Collective Benefit, Authority to Control, Responsibility, Ethics) Berücksichtigung, die die FAIR-Prinzipien um ethische Aspekte der Publikation von Kulturerbe-Daten, insbesondere solche aus kolonialen Kontexten, ergänzen.
Im Projekt wurden bereits vorhandene, auf anderem Wege digital erfasste Objektdaten in das neue Datenbank-System des Open Museum migriert. Die Erfassung der Objektdaten obliegt grundsätzlich den Mitarbeitenden der Sammlungen, die über die dafür notwendige Fachexpertise verfügen. Sie entscheiden auch darüber, welche Objektdatensätze aus ihren jeweiligen Datenbanken im gemeinsamen Portal zugänglich sind. Sowohl das Portal als auch die Datenbanken befinden sich in Entwicklung. Die Anzahl der beteiligten Museen und Sammlungen sowie die der erfassten und publizierten Objekte können und sollen kontinuierlich erweitert werden.
Sammlungskoordinatorin und Leiterin des Universitätsmuseums
Alma Hannig
„Das Open Museum treibt die notwendige Digitalisierung der Bonner Universitätsmuseen und -sammlungen voran: Mit den digitalen Strukturen können wir Wissen sichtbar und zugänglich machen, nachhaltig sichern und weiterentwickeln. Der große Vorteil liegt meiner Meinung nach in der Verknüpfung der Daten aus den einzelnen Sammlungen, so dass sie für Forschung und Lehre noch vielfältiger genutzt werden können. Damit werden interdisziplinäre Projekte und innovative Lehrformate gefördert. Im Open Museum können unsere Studierenden das wissenschaftliche Arbeiten mit Objekten, Sammlungen und Datenbanken praktisch erlernen und an der Entstehung von analogen und digitalen Ausstellungen mitwirken. Damit erwerben sie wertvolle Qualifikationen – im eigentlichen Studienfach ebenso wie in den Bereichen der Digitalisierung, Ausstellungsarbeit und Wissenschaftskommunikation.“
Kustodin der botanischen Gärten
Dr. Cornelia Löhne
„Sehr oft denkt man nur innerhalb der Grenzen der eigenen Disziplin, aber das Projekt „Open Museum“ überbrückt diese Grenzen. Ich habe Kolleg*innen aus anderen Museen und Sammlungen kennengelernt und gemeinsam können wir von den Erfahrungen und Ideen der anderen profitieren. Zwei Dinge finde ich besonders spannend: (1) die neue digitale Plattform wird es uns ermöglichen, unsere historischen Lehrsammlungen von Pflanzenexemplaren und Samen zum ersten Mal sichtbar zu machen, (2) bei Gesprächen über die Geschichte unserer Sammlungen und ihre Verbindungen zur Kolonialzeit erkannten wir mehrere Verbindungen zwischen unseren Institutionen. Darauf aufbauend haben wir bereits einige Ideen für gemeinsame Forschungsprojekte entwickelt.“
Ausstellung „Auf Spurensuche – Objektgeschichten“
Die Ausstellung „Auf Spurensuche in den Museen und Sammlungen der Universität Bonn. Objektgeschichten“ ist die Pilotausstellung des Open Museum-Projekts. Sie wird mit dem Launch des Portals digital veröffentlicht. Analog war sie als Eröffnungsausstellung im Knowledge Lab Uni Bonn (KLUB) im P26, dem Haus des Wissens und der Forschung der Universität Bonn, von Oktober 2024 bis Mai 2025 zu sehen. Die Ausstellung gibt Einblicke in Objektgeschichten aus den Museen und Sammlungen der Universität Bonn. Forscher und Forscherinnen haben sich auf Spurensuche begeben, um die Herkunft und Erwerbsgeschichten der Objekte zu ergründen, also ihre Provenienz zu erforschen: Wer hat die Objekte wann und wie gesammelt oder erworben? Wie und warum sind sie an die Universität Bonn gekommen? Beleuchtet wird auch die Frage, wie Museen mit sensiblem Sammlungsgut angemessen umgehen können.
Mit dem thematischen Fokus auf Provenienzforschung kommt die Ausstellung der Forderung nach Transparenz und Offenheit von Sammlungen nach. Sie vermittelt Forschungsergebnisse und zeigt zugleich das große Potenzial der Sammlungen für sowie den Bedarf an weiterer Provenienzforschung auf. An der Ausstellung beteiligten sich erstmals gemeinsam 25 Institutionen – Museen, Sammlungen, Archive und Bibliotheken – der Universität Bonn, sodass die Vielfalt der Bonner Lehr- und Studiensammlungen und ihre historischen Verflechtungen in besonderem Maße sichtbar werden.
Genese der Ausstellung
- 2021-2023: Workshops des Open Museum-Projekts mit Mitgliedern der TRA Present Pasts und Mitarbeitenden der Sammlungen und Museen. Themenfindung für eine gemeinsame Ausstellung: Provenienzforschung und Geschichte der Sammlungen
- WS 2022/2023: Lehrveranstaltung zum Thema Provenienzforschung „Objektgeschichten – ein interdisziplinäres Ausstellungsprojekt in den Bonner Universitätssammlungen und -museen“ von Alma Hannig, Naomi Rattunde und Elizabeth Stauß
- 2023-2024: Konzeption und Entwicklung der analogen Ausstellung durch Alma Hannig, Naomi Rattunde und Elizabeth Stauß, ab April 2024 zusammen mit dem Gestaltungsbüro chezweitz
- Oktober 2024: Eröffnung der Ausstellung im P26
- bis Ende Mai 2025: mehr als 10 000 Besucher:innen
- 2025: Entwicklung der digitalen Ausstellung durch das Open Museum-Projektteam
- Ende 2025: Launch der digitalen Ausstellung im Open Museum