15. Juli 2013

Hilfe für Kinder mit multiresistenten Erregern Hilfe für Kinder mit multiresistenten Erregern

Pädiatrische Infektiologie am Bonner Uni-Klinikum gründet erste Ambulanz für Betroffene in NRW

Ein Zufallsbefund beim Arzt: Ein Kind ist Träger eines multiresistenten Erregers ohne selbst je in einem Krankenhaus gewesen zu sein. Das Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn will jetzt die Betreuung betroffener Kinder verbessern. Dazu gründete die Arbeitsgruppe Pädiatrische Infektiologie die erste MRSA-Ambulanz für Kinder in NRW. Die neue Ambulanz bietet allen pädiatrischen Patienten vor allem auch aus dem ambulanten Bereich eine umfassende Beratung und Behandlung "aus einer Hand".

Im Labor:
Im Labor: - Im Labor: Bakterienkultur von Staphylococcus aureus; © Pädiatrische Infektiologie / UKB
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Vor allem auf der Schleimhaut des Nasenvorhofs, aber auch auf der Haut leben Bakterien mit dem Namen „Staphylococcus aureus“. In der Regel sind diese Bakterien unproblematisch. Bei Hautverletzungen oder Operationen kann es zu leichten Infektionen kommen, die sich jedoch bei Menschen mit einer geschwächten Immun-Abwehr weiter zu einer Blutvergiftung oder einem Abszess entwickeln können. Antibiotika können in solchen Fällen helfen, doch manche dieser Bakterien sind gegenüber den meisten Antibiotika unempfindlich, die so genannten „Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus“ – kurz MRSA.

Neben in einem Krankenhaus erworbenen, so genannten nosokomialen Infektionen bei chronisch kranken Kindern spielen immer häufiger auch solche eine Rolle, bei denen vorwiegend gesunde Kinder sich unter anderem MRSA außerhalb der Krankenhäuser zugezogen haben. Oft sind diese Kinder symptomlose Träger von multiresistenten Erregern. So wird dies meist beim Kinderarzt zum Beispiel im Rahmen von Rachenabstrichen bei einer Mandelentzündung als Nebenbefund diagnostiziert. „Mit der Schaffung dieser MRSA-Ambulanz verbinden wir das Ziel, betroffenen pädiatrischen Patienten, ihren Familien und den betreuenden Kinderärzten kompetent und zeitnah helfen zu können. Wir wollen die Familien entlasten und die Zahl von MRSA-positiven Patienten senken“, sagt Prof. Dr. Andreas Müller, Leiter der Arbeitsgruppe Pädiatrische Infektiologie und Leitender Oberarzt am Bonner Zentrum für Kinderheilkunde.

Rund um Versorgung aus einer Hand

Auch bei Kindern, die keine Symptome haben, ist es wichtig. den Krankheitserreger vollständig zu entfernen. Die dazu auch erforderliche Umgebungsuntersuchung, die Abstriche aller Familienmitglieder mit einschließt, wird durch die neue Ambulanz am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikum Bonn koordiniert. Die Behandlung zur Dekontaminierung besteht aus Waschungen mit antimikrobieller Waschlotion, Mundspülungen sowie die lokale Anwendung antibiotischer Nasensalbe. Dies hemmt das Wachstum der Bakterien oder tötet diese sogar ab. Zusätzlich bietet die Ambulanz unterstützende Therapieelemente wie die Behandlung mit medizinischem Honig an.

Über ein Info-Telefon können die Eltern täglich einen Arzt der neuen MRSA-Ambulanz erreichen. „Erfahrungsgemäß erhöhen eine enge Betreuung der Eltern und eine zeitnahe Beantwortung ihrer Fragen den Erfolg solcher Maßnahmen deutlich“, sagt Dr. Till Dresbach, der als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin die Ambulanz koordiniert. Die Mitarbeiter der Ambulanz stehen auch telefonisch oder per Email niedergelassenen Kinderärzten für spezielle Fragen bezüglich multiresistenter Erreger zur Verfügung. Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem von Prof. Dr. Martin Exner geleiteten Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn werden auch komplexe Fragestellungen zeitnah und umfassend beantwortet.

Mehr Infos zu der neuen Ambulanz gibt es unter:
http://www.kinderinfektiologie-bonn.de/index.php/mrsa

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Andreas Müller
Arbeitsgruppe Pädiatrische Infektiologie
Zentrum für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-11133
E-Mail: mail@kinderinfektiologie-bonn.de

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