22. Januar 2013

Uni Bonn verstetigt historische Friedensforschung Uni Bonn verstetigt historische Friedensforschung

Neues Institut führt das frühere Langzeitvorhaben der NRW-Akademie auf breiterer Basis fort

Die Universität Bonn gründet ein Institut für Historische Friedensforschung (IHF), das aus Mitteln des Landes und der Universität Bonn unterstützt wird. Es führt die einzigartige historische Forschung zum Westfälischen Frieden auf breiterer Basis fort, die mehr als ein halbes Jahrhundert engagiert von Bonner Geschichtswissenschaftlern betrieben wurde. Aus den Ergebnissen der historischen Recherchen lassen sich auch Rückschlüsse für Friedensmaßnahmen in aktuellen Konflikten ziehen.

Lektüre der Edition europäischer Friedensverträge von Jean DuMont aus dem 18. Jahrhundert:
Lektüre der Edition europäischer Friedensverträge von Jean DuMont aus dem 18. Jahrhundert: - Dr. Dr. Guido Braun, Prof. Dr. Maximilian Lanzinner und Dr. Maria-Elisabeth Brunert (von links). © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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Das neue Institut für Historische Friedensforschung der Universität Bonn untersucht die Neuzeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. „In diesem Zeitabschnitt haben sich die Verfahren und Methoden der Friedensschließung und Friedenssicherung herausgebildet, die auch heute als Vorbilder noch aktuell und relevant sind“, sagt IHF-Direktor Prof. Dr. Maximilian Lanzinner. So beendete der Westfälische Friedenskongress nach fünfjährigem Verhandlungsmarathon den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und legte das Fundament für eine friedliche Koexistenz zwischen den Konfessionen. Dazu sammelten Wissenschaftler der Universität Bonn über Jahrzehnte hinweg die Dokumente in mehr als 150 europäischen Archiven und edierten sie historisch-kritisch in 48 Bänden. Die Finanzierung des Großprojekts kam von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Ende 2011 lief die Förderung des Langzeitprojektes aus.

Historiker untersuchen die Pressepolitik im 17. Jahrhundert

„Die Friedensforschung an der Universität Bonn soll nun mit dem IHF in allgemeiner Form verstetigt werden“, sagt Prof. Lanzinner. „Im Mittelpunkt stehen nun die Prinzipien der Friedenssicherung und die europäischen Friedenskongresse.“ Der Westfälische Friede bleibt deshalb ein Gegenstand des neuen Instituts – insbesondere die Pressepolitik im Umfeld der Verhandlungen. „In der Mitte des 17. Jahrhunderts instrumentalisierten die am Kongress teilnehmenden Mächte die Medien, indem sie Berichte lancierten, die die öffentliche Meinung beeinflussen sollten“, berichtet der Wissenschaftler Dr. Dr. Guido Braun. Die Kulturen der Presse seien damals in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich gewesen. Insbesondere Frankreich habe sich mit einer strikten Medienpolitik hervorgetan und steht deshalb im Fokus der Forscher.

Weitere Projekte: Kurfürstentage und Immerwährender Reichstag

Das Institut vollendet außerdem zusammen mit der Bayerischen Staatsbibliothek in München die digitale Edition zum Westfälischen Frieden. Die Bände und Forschungen zum Westfälischen Frieden werden 2013 im Web als Volltext mit Arbeits- und Recherchemöglichkeiten kostenfrei bereitgestellt. Eine weitere wichtige Säule in den Forschungsvorhaben des IHF bildet die Untersuchung der Reichsversammlungen, darunter die Kurfürstentage, die in der frühen Neuzeit eine wichtige Rolle im System des Heiligen Römischen Reiches spielten. Historisch von dem neuen Institut aufgearbeitet werden soll außerdem der „Immerwährende Reichstag“, der von 1663 bis 1806 in Regensburg tagte. Ihm gehörten sämtliche Reichsfürsten und Reichsstädte an. „Der Reichstag trug zur Wahrung des inneren Friedens bei“, erläutert die Historikerin Dr. Maria-Elisabeth Brunert. „Denn alle Reichsglieder standen durch permanente Beratungen miteinander in Kontakt. Der Reichstag förderte maßgebend den Frieden in Europa, weil sein Mitspracherecht in allen auswärtigen Angelegenheiten das Reich auf eine defensive Außenpolitik festlegte.“

Offizielle Gründungsveranstaltung im Juni

Am Institut für Historische Friedensforschung der Universität Bonn an der Brühler Straße 7 arbeiten derzeit vier wissenschaftliche Mitarbeiter und zwei wissenschaftliche Hilfskräfte. Drittmittel für mehrere Forschungsvorhaben wurden bereits erfolgreich eingeworben. Die einzigartigen Quellen- und Literatursammlungen des neuen Instituts werden auch in der Lehre – etwa für Examensarbeiten von Studenten – eingesetzt. Die offizielle Gründungsveranstaltung des IHF findet voraussichtlich am 26. Juni 2013 an der Universität Bonn statt.

Kontakt:

Prof. Dr. Maximilian Lanzinner
Institut für Historische Friedensforschung
Tel. 0228/735177
maximilian.lanzinner@uni-bonn.de

Dr. Dr. Guido Braun
Institut für Geschichtswissenschaft
Tel. 0228/735178
gbraun@uni-bonn.de

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