Beim Stand „Zukunftsenergie” vom Argelander-Institut für Astronomie tritt ein Student in die Pedale eines Ergometers und kommt ordentlich ins Schwitzen, um so viel Energie zu erzeugen, dass der angeschlossene Wasserkocher das Wasser für eine Tasse Tee aufheizt. Wenige Meter weiter basteln Besucher*innen am Stand der Medizinischen Fakultät Aufbewahrungsboxen aus gebrauchten Tetrapacks. Und am Stand der Fachgruppe Chemie absolviert eine Studentin ein kleines Experiment und lernt nebenbei etwas über erneuerbare Energien. So abwechslungsreich wie die Stände und das Programm des Tags der Nachhaltigkeit 2025 sind, so vielfältig ist auch das Engagement für Nachhaltigkeit an der Universität Bonn. Veranstaltet wird der Aktionstag, der dieses Jahr zum vierten Mal stattfindet, vom Team N, zu dem neben dem Prorektorat und der Stabsstelle für Nachhaltigkeit auch das studentisch geführte Green Office gehört.
„Wir möchten Nachhaltigkeit an der gesamten Uni verankern – also in Forschung, Lehre und Betrieb. Es freut mich, dass heute so viele engagierte Menschen aus allen Bereichen gemeinsam den Tag der Nachhaltigkeit gestalten“, betont Prof. Dr. Annette Scheersoi, Prorektorin für Nachhaltigkeit. Auf dem Campus Poppelsdorf präsentieren sie ihre Arbeit – von Healthy Campus Bonn, der über heimische Alternativen zu oft weit gereisten Super Foods aufklärt, über den Bereich Service Learning, der zeigt, wie akademisches Lehren und Lernen dazu beitragen kann, aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen, bis zum AStA, der neben Informationen zu studentischen Partizipationsmöglichkeiten auch selbstgebastelte Samenkugeln anbietet.
Großes Interesse an Photovoltaikanlagen
Auf großes Interesse stoßen etwa die Führungen, die das Dezernat für Liegenschaften auf das Dach des benachbarten Hörsaalzentrums anbietet. Eine einmalige Gelegenheit, die dortige Photovoltaikanlage selbst in Augenschein zu nehmen. Die Module der Anlage sind in zwei Richtungen ausgerichtet, damit sie im Tagesverlauf mehr Sonnenlicht einfangen und so länger Energie erzeugen. „Die Oberflächen reinigen sich dank Lotuseffekt praktisch selbst“, erläutert Claus Mostert, der über das Dach führt.
Mittlerweile hat die Universität Bonn sieben PV-Anlagen errichtet. „Die achte wird gerade gebaut, die neunte ist in Planung“, so Mostert. 360.000 kWh Strom erzeugt sie so jedes Jahr selbst – etwa soviel, wie 100 Dreipersonenhaushalte verbrauchen. Nochmal deutlich stärker zu Buche schlagen die enormen Einsparungen, die die Uni Bonn mit ihrer ehrgeizigen 2022 verabschiedeten Energiestrategie erreicht hat. Um 20 Prozent sollte damals der jährliche Verbrauch gesenkt werden, was teils sogar noch übertroffen wurde. Insgesamt werden durch diese Maßnahmen knapp 18 Millionen kWh an Energie eingespart.
Ressourcen schonen dank Foodsharing
Um Ressourcenvermeidung geht es am Tag der Nachhaltigkeit auch am Stand von Wertvoll NRW, einer Initiative der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln erhöhen soll. Dort informieren sich Besucher*innen spielerisch darüber, welche Lebensmittel sich wie lange verwenden lassen und woran sie erkennen, ob diese noch genießbar sind. Dass Lebensmittel meist auch jenseits des Haltbarkeitsdatums noch gut sind, beweist später der Pop-Up Fairteiler von Foodsharing Bonn. Hier können sich Besucher*innen kostenlos die Taschen mit geretteten Lebensmitteln füllen – eine große Auswahl an Obst, Gemüse und Backwaren sowie ein paar Schokoladenosterhasen finden hier freudige Abnehmer*innen.
Mit Kaffee kann man sich am Coffee-Bike stärken. Der Kaffee dort ist nicht nur kostenlos, sondern auch fair gehandelt. Ohnehin spielt Fairtrade eine große Rolle an der Uni Bonn, die seit 2020 als „Fairtrade-University“ zertifiziert ist. Auch das Studierendenwerk legt großen Wert auf den fairen Handel. So schenkt es in seinen Mensen etwa ausschließlich fair gehandelte Heißgetränke aus. Über 1.600 Tassen Fairtrade-Kaffee, -Tee und -Kakao gehen hier jeden Tag über die Theke.
Faires Fußballturnier: Sportliches Highlight plus Wissensvermittlung
Fair geht es dann auch beim Höhepunkt zum Abschluss des Tags der Nachhaltigkeit zu: dem fairen Fußballturnier. Fünf Mannschaften treten beim Human Table Soccer gegeneinander an, angefeuert von einem engagierten Publikum. Doch Fair Play gilt nicht nur für die Spieler*innen untereinander. Gekickt wird mit fair gehandelten Fußbällen. Und in den Pausen zwischen den Spielen interviewt Prof. Alexander Scheuch vom Fachbereich Rechtswissenschaft mit den Forschungsschwerpunkten Verbands- und Sportrecht verschiedene Expert*innen zum Thema Nachhaltigkeit im Sport. Der Nachhaltigkeitsmanager des 1. FC Köln, Frederik Becker, gibt etwa einen Einblick, wie sich der Verein um mehr Nachhaltigkeit bemüht. So ließ sich der 1. FC Köln 2020 als erster Club in der Bundesliga nach dem ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften zertifizieren. Am Ende des fairen Fußballturniers steht nicht nur ein Wissenszuwachs bei den Zuschauenden, sondern das Team „Partizan Neugrad“ freut sich auch über den ersten Platz.