31. März 2023

Neue Forschungsgruppe zur Deformation von Bauwerken und Infrastruktur Neue Forschungsgruppe zur Deformation von Bauwerken und Infrastruktur

Straßen, Brücken und Staudämme altern. Wie lange sind solche Bauwerke noch tragbar? Die neue Forschungsgruppe „Deformationsanalyse mit Messungen terrestrischer Laserscanner (TLS-Defo)“ an der Universität Bonn will bei der Beantwortung dieser Fragen einen Schritt weiterkommen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Gruppe in den nächsten vier Jahren mit rund 2,4 Millionen Euro.

Die Brucher Talsperre dient als eines der Testobjekte in der neuen Forschungsgruppe.
Die Brucher Talsperre dient als eines der Testobjekte in der neuen Forschungsgruppe. © AG Kuhlmann
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„Ein terrestrischer Laserscanner ist ein geodätisches Messinstrument, mit dem man berührungslos Objektoberflächen vermessen kann“, sagt der Sprecher der neuen Forschungsgruppe Professor Dr.-Ing. Heiner Kuhlmann vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn. Das Messinstrument sendet einen Laserstrahl aus, der vom Objekt reflektiert und dann wieder aufgenommen wird. Daraus lässt sich die Entfernung ermitteln. Da der Laser beweglich ist, können die Strahlen in verschiedene Richtungen ausgesendet werden. Mithilfe sehr vieler dieser Messungen lässt sich die Oberfläche von Objekten „abtasten“.

„Defo“ steht für „Deformationsanalyse“. Dabei geht es um die Ermittlung und Bewertung von geometrischen Veränderungen von Objekten. Die Mitglieder der neuen Forschungsgruppe interessieren sich besonders für Brücken und Staudämme. „Beide Objektgruppen sind relevant, da es sich um alternde Infrastruktur handelt“, sagt der Geodät, der auch Sprecher des Exzellenzclusters PhenoRob und im Lenkungsausschusses des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Sustainable Futures“ ist. In den Medien wird unter anderem häufig von der A1 und der Leverkusener Rheinbrücke und von der A45 mit der Rahmedetalbrücke berichtet. Kuhlmann: „Man geht aber deutschlandweit von etwa 5.000 `kritischen´ Brücken und weltweit etwa 50.000 `kritischen´ Staudämmen aus.“

Kleine Verformungen im Vorfeld 

Bevor Staudämme und Brücken kollabieren, zeigen sich kleine Verformungen. „Gelingt es also, diese kleinen geometrischen Veränderungen sehr frühzeitig zu erkennen, können rechtzeitig Instandsetzungsmaßnahmen eingeleitet werden, um so Sperrungen oder Totalversagen zu vermeiden“, sagt der Wissenschaftler. Diese „Veränderungen“ finden im Bereich von wenigen Millimetern oder teils noch weit darunter statt. Bei der Deformationsanalyse wird deshalb bewertet, ob es sich wirklich um Veränderungen des Objekts oder eine Messungenauigkeit ändert.

„Hierin besteht die Neuigkeit der Forschungsgruppe: Es erfolgt erstmals eine vollständige Modellierung der Messunsicherheiten des terrestrischen Laserscanners zur Nutzung der Deformationsanalyse“, sagt Kuhlmann. Damit würde ein objektives und effizientes Messverfahren für die Deformationsanalyse zur Verfügung stehen. „Das wäre angesichts der Herausforderungen der alternden Infrastruktur sicher vorteilhaft.“ 

Neben der Universität Bonn sind an dem Projekt die Universität Hannover, die TU Wien, die TU München und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt.

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Heiner Kuhlmann
Institut für Geodäsie und Geoinformation
Universität Bonn
Telefon: +49 (0)228 73-2620
E-Mail: heiner.kuhlmann@uni-bonn.de

Man erkennt eine Verformung in der Mitte der Mauer (blaue Farbe) von 6 bis 8 mm. Diese Verformung resultiert aus dem unterschiedlichen Wasserstand im Stausee, wodurch der Druck auf die Mauer unterschiedlich ist.
Man erkennt eine Verformung in der Mitte der Mauer (blaue Farbe) von 6 bis 8 mm. Diese Verformung resultiert aus dem unterschiedlichen Wasserstand im Stausee, wodurch der Druck auf die Mauer unterschiedlich ist. © Abbildung aus Holst et.al.: Using point cloud comparisons for revealing deformations of natural and artificial objects. 7th International Conference on Engineering Surveying (INGEO), October 2017, Lisbon, Portugal.

Darüber hinaus wurde die Forschungsgruppe „Sakralraumtransformation. Funktion und Nutzung religiöser Orte in Deutschland“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft um weitere vier Jahre verlängert. Sprecher ist Prof. Dr. Albert Gerhards von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Weitere Informationen: https://www.transara.uni-bonn.de/de/allgemein/for-2733

 

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