14. Juli 2022

Universität Bonn würdigt Rudolph Clausius als Vordenker Universität Bonn würdigt Rudolph Clausius als Vordenker

Festveranstaltung zum 200. Geburtstag des Bonner Physik-Pioniers

Rund 400 Gäste haben heute am Festakt der Universität Bonn zum 200. Geburtstag des Bonner Physikers Rudolph Clausius teilgenommen. Dort wurde die wissenschaftliche Leistung des Mannes gewürdigt, der als Entdecker des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, als Schöpfer des Begriffs der Entropie gilt und Vordenker des heutigen Begriffs der Nachhaltigkeit gilt. Das Institut für Physikalische und Theoretische Chemie hat sich aus diesem Anlass in „Clausius-Institut“ umbenannt. Höhepunkt des Abends waren die Festreden der beiden Nobelpreisträger Professor Dr. Jean-Marie Lehn (Nobelpreisträger der Chemie 1987) und Professor Dr. Steven Chu (Nobelpreisträger der Physik 1997).

Feierliche Umbenennung
Feierliche Umbenennung - Das Institutsschild des neuen "Clausius-Instituts" wird enthüllt. v.l.: Rektor Michael Hoch, Dekan Walter Witke und Peter Vöhringer. © Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
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„Der Visionär und Vordenker Rudolph Clausius zählt zu bedeutendsten Köpfen in der Geschichte unserer Universität und der Wissenschaft überhaupt“, erklärte Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, der Rektor der Universität Bonn, zur Eröffnung des Festaktes. „Seine Entdeckungen im Bereich der Thermodynamik und der Entropie sind bis heute fundamental für die Physik, die Chemie und weit darüber hinaus. Mit seiner Einsicht in die begrenzten Energievorräte der Natur und seiner Mahnung zur Nachhaltigkeit machte er bereit vor 150 Jahren die Dramatik deutlich, vor der wir heute stehen. In seiner Forschung in den Grenzbereichen von Physik, Chemie und Mathematik hat er unglaubliche Synergien geschaffen. Clausius' Verständnis von Inter- und Transdisziplinarität fühlen wir uns heute als Exzellenzuniversität mehr denn je verpflichtet.“

Auch Katja Dörner, die Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn, hob in ihrem Grußwort die Bedeutung von Clausius für die Stadt hervor: „Er war ein Wegbereiter der modernen Klimaforschung und Vordenker im Bereich Nachhaltigkeit, der schon im 19. Jahrhundert mahnte, dass wir rücksichtsvoll mit unseren natürlichen Ressourcen umgehen müssen, vor allem mit fossilen Brennstoffen. Damit ist Bonn, die Stadt der Nachhaltigkeit, der richtige Ort, an dem Clausius gewürdigt werden sollte. Als international angesehener Standort hat die Wissenschaftsregion Bonn bereits zahlreiche bekannte Forschungspersönlichkeiten hervorgebracht oder auf ihrem Weg begleitet. Viele von ihnen sind eng mit der Universität verbunden. Wir Bonnerinnen und Bonner sind stolz auf unsere Universität. Zurecht, denn sie gehört als Exzellenzuniversität zu den forschungsstärksten Universitäten Europas.“

Am Anfang war die Physik

Prof. Dr. Jean-Marie Lehn, Nobelpreisträger der Chemie von 1987, nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die Evolution des Universums: “Am Anfang war die Physik, die Chemie kam später. Die chemische Forschung schreitet immer weiter voran und schafft Verbindungen von wachsender Komplexität. Die Antriebskraft hinter dieser ‚chemischen Evolution‘ ist die Selbstorganisation, die wiederum von der Thermodynamik angetrieben wird.“

Der Nobelpreisträger für Physik von 1997, Prof. Dr. Steven Chu, würdigte in seiner Rede Clausius‘ Arbeiten: "Die Gesetze der Thermodynamik sind unveränderlich. Was die Entropie von anderen fundamentalen Größen unterscheidet, ist, dass es kein direktes Maß für sie gibt. Dennoch sind die ‚Hauptsätze‘ überall in der Natur wirksam", wie Chu am Beispiel der Motorproteine zeigte, die als molekulare Maschinen in lebenden Zellen wirken. Außerdem machte er im Hinblick auf die endlichen Ressourcen unseres Planeten deutlich, wie aktuell die Clausius‘ Entdeckungen bis heute sind.

Rudolph Clausius wird an der Universität sichtbar

„Durch die Umbenennung unseres Instituts wird Rudolph Clausius endlich an der Universität sichtbar“, freut sich Prof. Dr. Peter Vöhringer, Sprecher des Transdisziplinären Forschungsbereichs Bausteine der Materie und fundamentale Wechselwirkungen und zugleich Leiter des Clausius Instituts. „Leider ist Clausius in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr in Vergessenheit geraten, auch wenn seine Forschungen bis heute Gültigkeit besitzen und in vielen Bereichen relevant sind. Ich freue mich daher sehr, dass er durch das Jubiläumsjahr und den Festakt endlich wieder in den Köpfen der Menschen einen Platz bekommen hat.“

Auch Prof. Dr. Dieter Meschede, Professor am Institut für Angewandte Physik, betonte die Notwendigkeit einer Beschäftigung mit Rudolph Clausius in Bonn: „Clausius ist ein Mann vom Rang eines Helmholtz oder eines Kekulé – nur ohne deren Bekanntheit. Es war uns daher ein großes Anliegen, diesen klugen Geist stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die spontane Zusage zur Teilnahme von Jean-Marie Lehn und Steven Chu machen deutlich, dass er in der Fachwelt ein großes Ansehen genießt und wir als Universität Bonn zu Recht stolz auf diesen großen Physiker sein können.“

Das Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag von Rudolph Clausius wurde an der Universität Bonn mit einer umfangreichen Ringvorlesung begangen und endet nun mit der Institutsumbenennung und dem Festakt. Weitere Informationen zum Jubiläumsjahr finden Sie auf der Seite des Transdisziplinären Forschungsbereichs Bausteine der Materie und fundamentale Wechselwirkungen (TRA Matter) unter: https://www.uni-bonn.de/clausius

Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion - Die Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn (links) und Steven Chu diskutieren über die Bedeutung der Entdeckungen von Rudolph Clausius. © Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
Festvortrag I
Festvortrag I - Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn spricht über die Evolution der Chemie. © Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
Festvortrag II
Festvortrag II - Nobelpreisträger Steven Chu würdigte den Visionär Clausius. © Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
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