14. Juli 2022

Auf Augenhöhe mit DAX-Unternehmen Studie beschreibt „ökonomischen Fußabdruck“ der Universität Bonn in Stadt und Region

Studie beschreibt „ökonomischen Fußabdruck“ der Universität Bonn in Stadt und Region

Die Universität Bonn mit ihren 33.000 Studierenden und 7.500 Beschäftigten hinterlässt in der Region einen substanziellen „ökonomischen Fußabdruck“: Jede 25. Stelle in der Stadt sei mit der Universität verbunden, jeder 40. Euro an Bruttowertschöpfung entstehe durch sie. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt vom Economica Institut vorgelegte Studie im Auftrag der Universität Bonn. Die Forschenden warnen zudem vor negativen Auswirkungen einer Verlagerung von Teilen des Studienbetriebs aus der Innenstadt in die Peripherie.

Universität Bonn
Universität Bonn - Das Hauptgebäude der Universität Bonn liegt im Herzen der Stadt. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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Studienleiter Prof. Dr. Christian Helmenstein erklärt: „Die Universität Bonn steht für eine totale Bruttowertschöpfung in Höhe von rund 700 Millionen Euro im letzten Prä-COVID-Jahr 2019. Damit generiert sie jeden vierzigsten Euro an Bruttowertschöpfung in Bonn.“ Auch sei jede 25. Stelle in Bonn mit der Universität verbunden. „Die Universität Bonn sichert über ihre 7.500 Beschäftigten hinaus insgesamt rund 10.700 Arbeitsplätze in ihrem Liefer- und Leistungsnetzwerk. Damit befindet sie sich auf Augenhöhe mit den im DAX gelisteten globalen Leitbetrieben Deutsche Telekom und Deutsche Post am Standort Bonn“, so der Volkswirt. Weil der Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss besonders hoch sei, erziele die Universität Bonn auch überdurchschnittliche Einkommen – ein wesentlicher Kaufkraftfaktor! „Das Ökosystem der Universität steht für jeden 25. Euro, der in Bonn erwirtschaftet wird“, erklärt Helmenstein.

Von der wirtschaftlichen Potenz der Universität profitiert nicht zuletzt die öffentliche Hand, der jährlich knapp 300 Millionen Euro an Steuern aus dem laufenden Betrieb der Hochschule zufließen. „Um diese Steuerleistung zu kompensieren, müsste die Bevölkerung Bonns pro Kopf rechnerisch jährlich rund 900 Euro zusätzlich pro Jahr aufbringen“, sagt der Volkswirt. Was in Sachen wirtschaftlichen Nutzens für die Stadt gilt, trifft darüber hinaus auch für die Region zu, denn mehr als die Hälfte der direkten Beschäftigungsverhältnisse in Bonn entfällt auf pendelnde Beschäftigte. Helmenstein: „Rund 2.100 Beschäftigte aus dem Bonn umschließenden Rhein-Sieg-Kreis arbeiten an der Universität und machen ein Fünftel ihrer Wertschöpfung aus. So sichert die Universität Bonn jenseits ihrer Kernaufgaben Kaufkraft und Wohlstand weit über die Stadtgrenzen hinaus in einem beträchtlichen Ausmaß.“

Ökonomischer Fußabdruck der Investitionsaktivität

Nicht nur der laufende Betrieb, sondern auch die Investitionsausgaben der Universität Bonn in einem Zeitraum von sechs Jahren – immerhin 150,2 Millionen Euro (inflationsbereinigt) – sorgen für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung der Region, „und das auch und gerade in konjunkturell herausfordernden Zeiten“, sagt Christian Helmenstein. Dadurch sicherten die Ausgaben der Universität Bonn 1.855 Jahresbeschäftigungsverhältnisse bei externen Unternehmen. Die ökonomische Bedeutung der Investitionsleistung der Universität Bonn wird auch dadurch dokumentiert, dass die in Deutschland verbleibende Wirtschaftsleistung vier Prozentpunkte höher liegt als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. In Summe trägt sie so mit knapp 130 Millionen Euro Bruttowertschöpfung (inflationsbereinigt) zum Wohlstand bei.

Ökonomische Auswirkungen einer Standortverlagerung in die Peripherie

Das Economica-Team untersuchte auch, welche Auswirkungen eine Verlegung des Lehrbetriebs der geisteswissenschaftlichen Fakultäten in die Bonner Peripherie hätte. Christian Helmenstein erklärt dazu: „Die Universität ist nicht nur für die Stadt Bonn insgesamt, sondern vor allem auch für ihr Stadtzentrum wirtschaftlich relevant: Würden diese 10.000 Studierenden nicht mehr in der Innenstadt, sondern in weiter entfernten Stadtteilen studieren, gingen im Zentrum nach unseren Modellrechnungen 170 Arbeitsplätze und knapp 15 Millionen Euro Bruttowertschöpfung pro Jahr verloren.“ Vor allem betroffen wären Kunst und Kultur, Unterhaltung und Erholung, der Einzelhandel sowie die Gastronomie. Und der Altersdurchschnitt der innerstädtischen Wohnbevölkerung würde steigen.

Hoffnungen, die Wirtschaftsleistung würde insgesamt einfach nur verlagert, aber nicht sinken, erteilt der Ökonom eine Absage: „Während in der Innenstadt gewachsene Strukturen erheblich beeinträchtigt würden, ist aufgrund des temporären Charakters der universitären Aktivitäten sowie der eingeschränkten raumplanerischen Entwicklungspotenziale in Bonner Randbezirken nicht mit einem vergleichbaren Aufbau von Dienstleistungsangeboten zu rechnen. Einer voraussehbaren Rückentwicklung der Innenstadt steht somit ein wahrscheinlich rudimentäres Entwicklungspotenzial außerhalb gegenüber.“

Weitere Informationen:

Link zur Studie: https://uni-bonn.sciebo.de/s/F4ILh1j3poPRPck


Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Christian Helmenstein
Tel.: 0176/23861908
E-Mail: christian.helmenstein@economica.eu

Prof. Dr. Andreas Archut
Tel. 0228/73-7647
E-Mail: andreas.archut@uni-bonn.de

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