08. Mai 2013

Forscher fahnden nach antiken Häfen am Rhein Forscher fahnden nach antiken Häfen am Rhein

Presseeinladung: Flachwassererkundung am Mittwoch, 15. Mai. Modernste Methoden kommen zum Einsatz

Archäologen und Geographen der Universität Bonn erkunden derzeit den Rhein als europäische Verkehrsachse von der Antike bis zum ersten Jahrtausend n. Chr. Das Projekt ist Teil des Schwerpunktprogramms „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Verbundprojekt mit fast einer Million Euro. Außer der Universität Bonn sind das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, das LVR-LandesMuseum Bonn, die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/Landesarchäologie, das Museum Burg Linn in Krefeld und das Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln beteiligt. Am Mittwoch, 15. Mai, um 11 Uhr erkunden die Wissenschaftler das Bonner Rheinufer mit einem Flachwassersonar. Die Medien sind hierzu eingeladen.

Prospektion auf dem Rhein:
Prospektion auf dem Rhein: - Wissenschaftler vom Institut für Geophysik der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit einem Schlauchboot, von dem aus sie mit akustischen Wellen den Untergrund erkunden. © Foto: Heike Kennecke/Uni Bonn
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Das Projekt startete bereits im September 2012. Durch die hohen Wasserstände des Rheins mussten die Wissenschaftler jedoch bis in den März hinein warten, bevor sie mit den Erkundungen beginnen konnten. „Ziel ist es, in einer Gesamtschau Hafenanlagen von der Antike bis zum Mittelalter und die damit verbundenen Transportwege entlang des Rheins zu erfassen“, sagt Dr. Heike Kennecke, Wissenschaftlerin in der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie der Universität Bonn. Wie haben die Römer Warentransporte organisiert? Wie sahen römische Häfen aus? Welches technische Knowhow nutzten die antiken Ingenieure für die Errichtung von Hafenanlagen im strömenden Wasser? Gab es am Rhein auf Höhe von Bonn und Königswinter überhaupt römische Häfen - und wenn ja, wurden sie auch noch über die Antike hinaus im Mittelalter und in der Neuzeit genutzt? Bei Hafenanlagen handelt es sich um bedeutende Schnittstellen zwischen Land und Wasser, die die Grundlage für Handel sowie den Transport von Menschen und Informationen bilden. Darüber hinaus erlauben sie Einblicke in technikgeschichtliche Entwicklungen.

Überflüge am Drachenfels

Die Forscher verschiedener Disziplinen aus Archäologie und Naturwissenschaft erkunden nun mit modernsten Methoden den Rhein in der Region Bonn. „In unserem Teilprojekt sind Strukturen unterhalb des Drachenfelses in Königswinter und im Bereich des früheren römischen Legionslagers in Bonn von besonderem Interesse“, berichtet Dr. Kennecke. Eine Fachfirma hat vor kurzem mit Überflügen das Gelände am Drachenfels vermessen. Aus den Daten wurde ein digitales, dreidimensionales Geländemodell erstellt. „Die Römer haben unterhalb des Drachenfelses Trachyt abgebaut und mit diesen Steinen verschiedene Gebäude im Legionslager in Bonn sowie in Köln errichtet“, erklärt die Archäologin der Universität Bonn. Das digitale Geländemodell soll nun Aufschluss darüber geben, in welchen Mengen Steine abgebaut wurden und ob mit dem Steinbruch ein römischer Hafen verbunden war.

Bei Niedrigwasser sind im Rhein bei Königswinter sichelförmige Strukturen zu erkennen. Derartige Muster werfen auch am Bonner Rheinufer Fragen nach früheren Hafenanlagen auf. Für die genaue Erkundung dieser Strukturen haben Geophysiker der Universität Kiel unterhalb des Drachenfelses und am römischen Legionslager in Bonn mit seismischen Methoden den Untergrund des Rheins vermessen. Von einem Schlauchboot aus schickten sie akustische Wellen ins Wasser, die von Schichtgrenzen im Sediment zurückgeworfen und mit Hydrophonen aufgezeichnet wurden. „Die Signale der reflektierten Wellen werden durch die verschiedenen physikalischen Eigenschaften des Untergrunds beeinflusst“, sagt Dr. Tina Wunderlich von der Universität Kiel. „Damit müssten wir zum Beispiel eine Kaimauer im Sediment des Rheins erkennen können.“ Derzeit werden die Daten ausgewertet.

Rekonstruktion des früheren Wasserspiegels

Für die Ortung früherer Hafenanlagen ist auch der mittlere Wasserspiegel des Rheins zu den jeweiligen Zeiträumen von entscheidender Bedeutung. „Der Rhein hat sich in den vergangenen 2000 Jahren tiefer eingeschnitten“, sagt Thomas Roggenkamp vom Geographischen Institut der Universität Bonn. „Außerdem führte er früher weniger Wasser als heute.“ Mit unterschiedlichen Methoden rekonstruiert der Geograph die Wasserstände des Rheins in der Vergangenheit. Nach ersten Ergebnissen lag der Mittelwasserstand vor zwei Jahrtausenden etwa zwei Meter höher als heute.

Weitere Sondierungen des Rheins am 15. Mai

Am Mittwoch, 15. Mai, 11 Uhr erstellt ein Fachunternehmen von einem Boot aus mit einem Sonar ein Geländemodell des Untergrundes. Interessierte Journalisten können sich vor Ort informieren. Treffpunkt ist am Rheinufer Leinpfad, in Höhe des Biergartens Schänzchen (Link: https://maps.google.de/maps?q=50.742512,+7.105576#=1&vpsrc=0&ie=UTF8&t=m&z=16&iwloc=A).

Um vorherige Anmeldung wird gebeten an j.seiler@uni-bonn.de.

Kontakt:

Dr. Heike Kennecke
Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
der Universität Bonn
Tel. 0228/736378
Heike.Kennecke@uni-bonn.de

Römische Felsritzungen:
Römische Felsritzungen: - Eine Phallusdarstellung zeugt von der Anwesenheit der Römer auf dem Drachenfels. © Foto: Heike Kennecke/Uni Bonn
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