04. Oktober 2012

Dinos hatten einen sehr beweglichen Hals Dinos hatten einen sehr beweglichen Hals

Universität Bonn: Großechsen verfügten über „verknöcherte Sehnen“ zur Steuerung des Halses

Paläontologen der Universität Bonn unter Beteiligung der Universität Flensburg haben herausgefunden, dass sauropode Dinosaurier einen deutlich leichteren und beweglicheren Hals hatten als bislang angenommen. Ihre Ergebnisse stützen sich auf die Analyse der Halsrippen. Die Studie ist nun in der Zeitschrift „Biology Letters“ der Royal Society of London erschienen.

Mamenchisaurus mit extrem langem Hals
Mamenchisaurus mit extrem langem Hals - aus dem Dinosaurier-Museum in Zigong (China). © Foto: Nicole Klein/Uni Bonn
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Die sauropoden Dinosaurier sind die größten landlebenden Tiere, die es jemals auf der Erde gab. „Eines ihrer charakteristischsten Merkmale und ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg der Gruppe ist der extrem lange Hals der Sauropoden“, sagt Erstautorin Dr. Nicole Klein vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn. „Dieser stark verlängerte Hals ist zugleich ihr am kontroversesten diskutiertes Merkmal.“ Prof. Dr. Andreas Christian von der Universität Flensburg war ebenfalls an der Studie beteiligt. Einige Wissenschaftler befürworten die Hypothese, dass die Sauropoden den Hals vor allem für das Fressen in hohen Bäumen nutzten und favorisieren somit eine eher vertikale Halshaltung. Andere hingegen argumentieren, dass die Sauropoden den Hals eher als horizontale Verlängerung nutzten und vor allem in niedrigen Bäumen und Sträuchern ihr Futter suchten.

Zwei verschiedene Hypothesen zur Halshaltung

Das Problem bei der Rekonstruktion der Halshaltung liegt vor allem darin, dass es unterschiedliche Annahmen über mechanisch relevante Strukturen - wie zum Beispiel die Funktion manchmal mehrere Meter langer Halsrippen - gibt. „Eine weit verbreitete Hypothese zur Halshaltung geht von einer Funktion der Halsrippen als Stützstäbe an der Halsunterseite aus“, berichtet Prof. Dr. Martin Sander vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn. Durch diese Stützfunktion würde in erster Linie die Last des Halses abgefangen und zum Rumpf geleitet. Die konkurrierende Hypothese postuliert, dass die Halsrippen dazu dienten, parallel zum Hals verlaufende Muskelkräfte aufzunehmen. Dadurch wären schwere Muskelpartien zur Steuerung und zum Tragen des Halses in den vorderen Rumpfbereich verlegt worden. Der Hals wäre dann wie bei einer Marionette durch Seilzüge bewegt worden und konnte somit deutlich schlanker und leichter werden. Ein leichterer Hals hätte weniger Energie verbraucht und konnte deshalb länger sein.

Analyse der Faserausrichtung in den Halsrippen

Beide Hypothesen sind im Grunde leicht zu testen, und zwar durch die Untersuchung der Mikrostruktur der Halsrippen. „Diese ergab nun, dass die Halsrippen in erster Linie aus parallel zum Hals verlaufenden Fasern bestehen, welche letztlich nichts anderes sind als `verknöcherte Sehnen´“, berichtet Dr. Klein. Die Ausrichtung der Fasern zeige eindeutig dem Hals entlang verlaufende Zugkräfte an und sei nicht mit der Stützstab-Theorie vereinbar. Die histologischen Ergebnisse legen somit einen leichteren und beweglicheren Hals nahe, als bislang für Sauropoden angenommen worden ist. Derartige verknöcherte Sehnen sind auch typisch für Vögel, wovon man sich beim Verspeisen eines Truthahn-Unterschenkels leicht überzeugen kann.

Publikation: Histology shows that elongated neck ribs in sauropod dinosaurs are ossified tendons, „Biology Letters“, DOI: 10.1098/rsbl.2012.0778

Kontakt:

Dr. Nicole Klein
Steinmann Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Tel. 0228/7360055
nklein@uni-bonn.de

Prof. Dr. Martin Sander
Steinmann Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Tel. 0228/733105
martin.sander@uni-bonn.de

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