10. Januar 2017

Start des PHAGO-Projekts Innovatives Forschungsvorhaben untersucht neuen Ansatz für Alzheimer-Patienten

Innovatives Forschungsvorhaben untersucht einen neuen Ansatz für Alzheimer-Patienten

Die Innovative Medicines Initiative (IMI) fördert gemeinsam mit industriellen Partnern das Forschungsprojekt PHAGO. Ziel des Verbundprojekts ist es, neue immun-regulierende Therapien für Alzheimerpatienten zu entwickeln.

Ziel des PHAGO-Projektes
Ziel des PHAGO-Projektes - ist es, neue Therapien für Alzheimerpatienten zu entwickeln. © ist es, neue Therapien für Alzheimerpatienten zu entwickeln.
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Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die sich in ihrer häufigsten Form bei betroffenen Personen mit zunehmendem Alter entwickelt. Sie geht mit einem fortschreitenden Verlust an Nervenzellen und ihrer Vernetzung im Gehirn einher. Heute leben bereits über 46 Millionen Menschen weltweit mit Demenzerkrankungen und man schätzt, dass diese Zahl bis 2050 auf 131,5 Millionen steigen wird. Betroffene leiden unter Gedächtnisverlust und voranschreitender Demenz. Derzeitige Behandlungsmethoden sind zwar in der Lage, einige mentale Symptome zu lindern, jedoch gibt es bis jetzt keine Heilungsmöglichkeit. Dies ist eine große Belastung für die pflegenden Personen, meist Familienangehörige. Mit Behandlungskosten von etwa 160 Milliarden Euro pro Jahr ist die Erkrankung darüber hinaus auch in finanzieller Hinsicht eine große Herausforderung für Europa.

Seit vielen Jahren weiß man, dass sich bei den betroffenen Personen spezielle Immunzellen mit gestörter Funktion an sogenannten Amyloid-Plaques ansammeln, einer für Alzheimer charakteristischen Veränderung im Gehirn. Erst vor kurzem konnten systembiologische Untersuchungen - basierend auf Genom-Studien und Untersuchungen der Hirn-spezifischen Gen-Muster - feststellen, dass die angeborenen Immunrezeptor-Gene TREM2 und CD33/SIGLEC3 eine Rolle bei der Erkrankung spielen. Diese Erkenntnis weist zwar einerseits auf mögliche neue und attraktive Therapieansätze hin, die genaue Bedeutung der identifizierten Gene und des zellulären Mechanismus‘ ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht. Das Ziel von PHAGO ist es deshalb, diese Wissenslücke zu schließen und neue Tools und Testverfahren zu entwickeln, die an diesen Immunrezeptoren ansetzen und den Weg zur Entwicklung von Medikamenten ebnen, die den Verlauf der Alzheimer-Krankheit hemmen können.

„Wir möchten die Immunantwort bei Alzheimer genauer verstehen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir die Funktionen beider Immunrezeptoren im Detail analysieren und die Entwicklung neuer Tools und Testverfahren für eine pharmazeutische Intervention vorantreiben“, sagt Projektkoordinator Prof. Harald Neumann vom Universitätsklinikum Bonn.

PHAGO soll die Immunrezeptoren TREM2 und CD33/SIGLEC3, deren biologisches Netzwerk und zelluläre Funktion erforschen, um darauf basierend die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten zu verbessern. Die avisierte neue Therapie soll diese Immun-Fehlfunktion regulieren. Hierzu vereint PHAGO Experten aus Industrie und Forschung in einer leistungsstarken Kooperation.

Dr. Andreas Ebneth, Projektleiter bei Janssen Pharmaceutica NV sieht den Wert des Forschungsprojekts im interdisziplinären Ansatz, mit dem man die beiden Immun-Zell-Rezeptoren untersucht. „Das Wissen über TREM2 und CD33 von führenden Experten aus Europa aus unterschiedlichen Disziplinen zu vereinen sind beste Voraussetzungen, die es uns ermöglichen, innovative Tools für TREM2 und CD33 zu entwickeln und im pharmazeutischen und industriellen Bereich anzuwenden. Langfristig ist es unser Ziel, zur Entwicklung neuer Medikamente für die Behandlung von Alzheimer beizutragen.“

Auch Laurent Pradier, Ko-Projektleiter bei Sanofi, sieht in diesem Projekt ein großes Potential für die Entwicklung von pharmakologischen Interventionen in TREM2 und CD33 abhängigen Prozessen. Ziel sei die Behandlung dieser verheerenden Krankheit Alzheimer.

„Das ist eine spannende Gelegenheit für uns, mit unserem Know-how zur Zellreprogrammierung und In-vitro-Differentiation von pluripotenten Stammzellen zu einem international führenden Konsortium beizutragen“, sagt Prof. Dr. Oliver Brüstle, Geschäftsführer der LIFE & BRAIN GmbH in Bonn. Spezialisiert auf die Entdeckung und Entwicklung neuer Strategien für die Diagnose und Therapie von Erkrankungen des Nervensystems, wird LIFE & BRAIN aus Patienten neurale Zellen gewinnen, an denen Krankheitsmechanismen der Alzheimer-Erkrankung nachvollzogen werden sollen.

Die IMI fördert das Projekt PHAGO mit 8,8 Millionen Euro, industrielle Partner unterstützen es mit weiteren 9,1 Millionen Euro. Die Förderdauer beträgt fünf Jahre und endet am 31. Oktober 2021.

Projektpartner

Das PHAGO Konsortium setzt sich aus pharmazeutischen Unternehmen, kleinen Biotechnologie-Firmen und öffentlichen Forschungseinrichtungen aus ganz Europa zusammen. Pharmazeutische Partner sind: Janssen Pharmaceutica NV (Belgien); Sanofi (Frankreich); Eli Lilly, AstraZeneca AB (UK); Lundbeck (Dänemark); Abbvie (Deutschland); Roche (Schweiz) and Orion Pharma (Finnland). Auf Biotechnologie basierte, beteiligte Unternehmen sind: Axxam SpA (Italien), Life & Brain GmbH (Deutschland) und ARTTIC (Frankreich). Zu den wissenschaftlichen Institutionen zählen: Universitätsklinikum Bonn, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Charité, Fraunhofer Institute (Germany); King’s College London, University College London und University of Cambridge (UK); und Universität Gothenburg (Schweden).

Weitere Informationen zu IMI: www.imi.europa.eu

Kontakt:

Projektbüro/allgemeine Informationen:
E-Mail: info@phago.eu
Tel. +49 89 248 83 0319
Projektwebseite: www.phago.eu

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