25. Juni 2014

Wandmalerei aus Theben entdeckt Wandmalerei aus Theben entdeckt

Sammlerpaar Preuß gibt Objekt nach Ausstellung im Bonner Ägyptischen Museum an Ägypten zurück

Unerwartet hat die aktuelle Ausstellung im Ägyptischen Museum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ein bedeutendes Fragment einer altägyptischen Wandmalerei zutage gefördert. Es wurde vor rund 3500 Jahren auf dem Friedhof der alten Hauptstadt Theben an eine Grabwand gemalt. Die Identifizierung des Objekts aus der Sammlung Preuß gelang jetzt dem Bonner Ägyptologen Johannes Auenmüller. Das Fragment ist ab dem 1. Juli bis zum 14. Juli 2014 im Ägyptischen Museum zu sehen. Dann gibt das Sammlerehepaar Preuß das Fragment an den ägyptischen Staat zurück. Das Objekt wird am Montag, dem 30. Juni 2014 um 17.00 Uhr im Ägyptischen Museum der Universität Bonn vorgestellt.

Zustand der Wand im Grab des Sobekhotep 1930
Zustand der Wand im Grab des Sobekhotep 1930 - aus: Eberhard Dziobek u. Mahmud Abdel Raziq, Das Grab des Sobekhotep Theben Nr. 63, AV 71, Mainz, 1990, S. 69, 74f, Taf. 13; © Deutsches Archäologisches Institut, Abt. Kairo
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Das im Rahmen der Ausstellungsvorbereitungen wiederentdeckte Fragment einer Wandmalerei stammt aus dem Grab des Schatzmeisters Sobekhotep (TT 63) auf dem Friedhof der alten Hauptstadt Theben, dem heutigen Luxor. Es ist etwa 40 mal 30 Zentimeter groß und zeigt zwei Männer, die Gaben für das Totenfest bringen. Das Bild wurde ca. 1400 v.Chr. während der Regierungszeit des Pharao Thutmosis IV. auf die verputzte Felswand gemalt. Auf älteren Fotografien ist das Wandbild noch in seinem ursprünglichen Zusammenhang zu sehen. Doch um 1980 fiel fast die gesamte Grabwand einer verheerenden Plünderung zum Opfer. Heute künden vor Ort nur noch traurige Reste von ihrer einstigen Schönheit.

Kulturelles Erbe der Völker und Öffentlichkeit

Auf ungeklärtem Wege gelangte das Stück mit der falschen Herkunftsangabe „aus altem englischen Besitz“ in den deutschen Antikenhandel und wurde Ende 1986 vom Ehepaar Preuß in gutem Glauben in einem renommierten Kölner Kunsthaus erworben. Das in Brühl ansässige Sammlerehepaar hat eine der größten und bedeutendsten Privatsammlungen antiker Kunst in Deutschland aufgebaut.
Als das Brühler Mäzenenehepaar, das zu den wichtigsten Förderern des Ägyptischen Museums der Universität Bonn gehört, vom traurigen Schicksal dieses Meisterwerkes altägyptischer Kunst in seinem Besitz erfuhr und die Mitarbeiter des Museums die Herkunft der Wandmalerei anhand alter Publikationen zweifelsfrei feststellen konnten, stand für seine Besitzer außer Frage, dass dieses einzigartige Beispiel altägyptischer Malerei an seinen Ursprungsort zurückkehren muss. „Seit Jahren vertreten wir die Auffassung, dass das kulturelle Erbe der Völker möglichst in seinen Heimatländern verbleiben, an diese in berechtigten Fällen zurückgegeben werden oder wenigstens als gemeinsames kulturelles Erbe der Menschheit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Dabei möchten wir mit den von uns erworbenen Objekten mit gutem Beispiel vorangehen“, erklären Ursula und Karl-Heinz Preuß.

Fragment ist zwei Wochen lang im Ägyptischen Museum zu sehen

Gemeinsam mit dem Ägyptischen Museum der Universität Bonn hat das Ehepaar Preuß den Kontakt mit dem ehemaligen Leiter der Kulturmission der Ägyptischen Botschaft, Prof. Dr. Mamdouh Eldamaty, aufgenommen. Prof. Eldamaty sprach dem Sammlerehepaar Hochachtung und Dank dafür aus, dass dieses wertvolle Exemplar altägyptischen Kulturgutes nun wieder an seinen Ursprungsort zurückkehren kann. Professor Elmadaty wurde vor wenigen Tagen zum Minister für Antiken in der neuen ägyptischen Regierung berufen. Er sieht in der Rückgabe auch ein Signal: „Der Fall verdeutlicht das Übel des illegalen Handels mit Antiken: Für die Entfernung des etwa einen Quadratmeter großen Stückes musste ein Vielfaches der einst bemalten Wandfläche unwiderruflich zerstört werden.“

Vor der feierlichen Übergabe des Objektes an die Ägyptische Botschaft in Berlin wird dieses Fragment der Wandmalerei ab dem 1. Juli 2014 für zwei Wochen im Ägyptischen Museum der Universität Bonn zu sehen sein. Dort soll es von der Kunstfertigkeit der alten Meister ebenso künden wie von der Notwendigkeit, der Zerstörung unseres gemeinsamen Weltkulturerbes entgegenzuwirken. So wird es im Zusammenhang mit der laufenden Ausstellung „Von der Antike bis zur Moderne. Tierdarstellungen aus vier Jahrtausenden in der Sammlung Preuß“ noch einmal mit den Stücken der Sammlung vereint. Im durchgehend bebilderten Katalog dieser
Sonderausstellung ist die Wandmalerei ausführlich publiziert.

Sammeln und Wissenschaftliche Aufarbeitung fördern

Das Sammeln für die eigene Kollektion ist allerdings nur ein Aspekt der Sammlung Preuß. Die Objekte, die sich als Schenkungen oder Leihgaben des Sammlerehepaares in öffentlichen Sammlungen befinden, machen in manchen Bereichen ein Mehrfaches des „privaten“ Bestandes aus. Gleichzeitig fördert das Ehepaar die wissenschaftliche Aufarbeitung, Publikation und Ausstellung der zur Verfügung gestellten Objekte. So initiierte es beispielsweise 2010 eine auch international beachtete Sonderausstellung über den römerzeitlichen Gutshof Schuld in der Eifel, den es damit über 40 Jahre nach Abschluss der Grabungen aus dem „Dornröschenschlaf“ holte. Bis nach Hamburg verstreute Objekte, die damals nicht den Weg ins Landesdenkmalamt gefunden hatten, spürte es mit detektivischer Akribie auf und führte sie mit den im Landesdenkmalamt bereits vorhandenen Funden zusammen.

Das Sammlerpaar:
Karl-Heinz Preuß
, 73, langjähriger Herausgeber und Chefredakteur des Deutschen Forschungsdienstes in Bonn, als Vorsitzender einer Wissenschaftsstiftung und als Mäzen bereits seit vielen Jahren engagiert in der Wissenschaftsförderung, Herausgeber zahlreicher, zum Teil in mehreren Sprachen erschienener populärwissenschaftlicher Werke und Träger des Preises "Technik und Öffentlichkeit" des Deutschen Verbandes technisch-wissenschaftlicher Vereine (DVT) sowie weiterer wissenschaftsjournalistischer Preise.
Ursula Preuß war über vier Jahrzehnte als Lehrerin tätig und ist auch heute noch ehrenamtlich an einer Schule tätig. Sie hat unzählige Schülerinnen und Schüler mit ihrem Engagement für Geschichte, für eigene und fremde Kulturen angesteckt. Es gehört zu ihren Zielen, auch jenen jungen Menschen den Zugang zu Museumsprojekten zu ermöglichen, denen dies schon allein aus finanziellen Gründen schwer fällt.

Der Entdecker:
Dr. des. Johannes Auenmüller
, Jahrgang 1979, ist Projektmitarbeiter an der Abteilung Ägyptologie der Universität Bonn. Er studierte Ägyptologie, Klassische Archäologie und Prähistorische Archäologie an der Freien Universität Berlin. In seiner 2013 abgeschlossenen Promotion beschäftigte er sich mit personenbezogenen Daten aus dem ägyptischen Neuen Reich. Aufgrund dieser Vertrautheit mit den Denkmälern war es ihm möglich, den ursprünglichen Kontext der Wandmalerei zu erkennen.

Öffentliche Präsentation:
Am 30. Juni um 17 Uhr werden das Ehepaar Preuß, ein Vertreter der Ägyptischen Botschaft und Dr. des. Johannes Auenmüller das Objekt der Öffentlichkeit vorstellen.
Ort:  Ägyptisches Museum der Universität Bonn, Regina-Pacis-Weg 7, 53113 Bonn
Zeit: Montag, 30. Juni, 17.00 Uhr

Kontakt:
Dr. Martin Fitzenreiter, Kurator
Ägyptisches Museums der Universität Bonn
Tel: 0228/739710,
E-Mail: aegyptisches-museum@uni-bonn.de

Malerei aus dem Grab des Sobekhotep
Malerei aus dem Grab des Sobekhotep - Zwei Angestellte des Grabherren bringen Opfergaben, © Antikensammlungen Ursula und Karl-Heinz Preuß
Zustand der Wand im Grab des Sobekhotep um 1985
Zustand der Wand im Grab des Sobekhotep um 1985 - aus: Eberhard Dziobek u. Mahmud Abdel Raziq, Das Grab des Sobekhotep Theben Nr. 63, AV 71, Mainz, 1990, S. 69, 74f, Taf. 27, © Deutsches Archäologisches Institut, Abt. Kairo
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