29. August 2013

Verborgene Schneckenhügel bezeugen frühe Besiedlung Verborgene Schneckenhügel bezeugen frühe Besiedlung

Forscher entdecken 10.000 Jahre alte Belege von Jägern und Sammlern in Waldinseln des Amazonas

Bisher unbekannte archäologische Fundstellen in Waldinseln belegen eine Präsenz von Menschen im westlichen Amazonas schon vor gut 10.000 Jahren - weitaus früher als bisher angenommen. Umberto Lombardo von der Universität Bern (Schweiz) und Wissenschaftler der Universität Bonn, des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig Bonn, Pittsburgh (USA) und Wollongong (Australien) stellen ihre Forschungsergebnisse nun in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ vor.

Waldinsel
Waldinsel - inmitten der Grassavanne in den Llanos de Moxos in Bolivien. © Foto: Umberto Lombardo/Universität Bern
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Die Studie beschäftigt sich mit einer Region im bolivianischen Amazonas, von der man bisher annahm, dass sie wegen ungünstiger Umweltbedingungen kaum von Jäger- und Sammlergesellschaften besiedelt worden war. Hunderte von „Waldinseln“ – kleine bewaldete Hügel aus Erdreich – sind in dieser Region zu finden. Ihre Entstehung wurde bisher Termiten, Erosion oder früher menschlicher Aktivität zugeschrieben. In ihrer Studie berichten die Autoren nun, dass drei dieser Hügel vermutlich aus Abfallhügeln mit Schalen von Wasserschnecken bestehen, die Siedler im frühen Holozän vor ungefähr 10.400 Jahren zurückgelassen haben.

Die Bodenproben aus drei Hügeln bestanden hauptsächlich aus Schalenresten von Süßwasserschnecken, Tierknochen und Holzkohlen. Die Hügel scheinen in zwei Phasen gebildet worden zu sein: einer unteren Schicht, die überwiegend aus Schneckenschalen besteht, und einer darüber liegenden Schicht aus organischem Material mit Bruchstücken von Keramik, Knochenwerkzeugen und menschlichen Knochen. Beide Schichten waren durch eine dünne Lage aus gebranntem Ton und Erde getrennt. Radiokarbon-Datierungen von zwei Schneckenhügeln zeigen, dass Menschen diese Region bereits im frühen Holozän vor ca. 10.400 Jahren besiedelten, und dass die Hügel aus Schneckenhäusern und anderen Artefakten über einen Zeitraum von etwa 6.000 Jahren menschlicher Besiedlung gebildet wurden. Der Siedlungsraum wurde später vermutlich verlassen, nachdem das Klima sich geändert hatte.

Zwei Bonner Forschungseinrichtungen sind an der Studie beteiligt. Die Analyse der Knochen und Schneckenreste wurde von Dr. Rainer Hutterer vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig durchgeführt. Die chemischen Analysen der Bodenproben erfolgten am INRES-Bodenwissenschaften der Universität Bonn durch Dr. Eva Lehndorff und Prof. Dr. Wulf Amelung.

Publikation: Lombardo U, Szabo K, Capriles JM, May J-H, Amelung W, Hutterer R, Lehndorff E, Plotzki A, Veit H. (2013) Early and Middle Holocene Hunter-Gatherer Occupations in Western Amazonia: The Hidden Shell Middens. PLoS ONE 8(8): e72746. doi:10.1371/journal.pone.0072746

Kontakt:

Dr. Eva Lehndorff
Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz, Bodenwissenschaften und Bodenökologie
Universität Bonn
Tel. 0228/732194
eva.lehndorff@uni-bonn.de

Dr. Rainer Hutterer
Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig
Tel. 0228/9122261
r.hutterer@zfmk.de

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