13. September 2010

Patientenbetreuung verbessert Chancen gegen Krebs Patientenbetreuung verbessert Chancen gegen Krebs

Pharmazeuten und Mediziner stellen ein neues Betreuungsmodell vor

Gezielt betreute Krebspatienten halten ihr Therapieschema besser ein. Das zeigen Wissenschaftler der Universität Bonn, des Johanniter-Krankenhauses und einer onkologischen Praxis in einer aktuellen Studie. Mit vergleichsweise geringem Aufwand steigen auf diese Weise die Chancen im Kampf gegen die Krankheit. Die Arbeit ist in der Zeitschrift „Supportive Care in Cancer“ (doi: 10.1007/s00520-010-0927-5) erschienen.

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PharmBetreuungPO.jpg - Eine gezielte Betreuung kann die Therapietreue von Krebspatienten deutlich verbessern. © AG Jaehde, Universität Bonn
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Die Behandlung von Krebs erfolgt zunehmend mit Tabletten, die die Patienten eigenverantwortlich zu Hause einnehmen müssen. Zahlreiche Arztbesuche bleiben ihnen so erspart. Für den Therapieerfolg ist es wichtig, dass die Betroffenen die Medikamente exakt nach Vorgabe des Arztes schlucken. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele von ihnen vom vorgeschriebenen Therapieschema abweichen.

Allerdings kann eine gezielte Unterstützung von Krebspatienten die Therapietreue signifikant steigern. Das haben Forscher des Pharmazeutischen Instituts der Uni Bonn in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kliniken und Arztpraxen herausgefunden. Während ein Viertel der nicht betreuten Patienten ihre Tabletten an mehr als jedem fünften Tag nicht korrekt einnahm, traf dies auf keinen der betreuten Patienten zu.

Neu an dem vorgestellten Modell ist unter anderem die Einbindung von Apothekern. Nach der Entscheidung für eine Krebstherapie in Tablettenform informiert der Arzt den Patienten über die Möglichkeit einer zusätzlichen pharmazeutischen Betreuung. Ist der Patient daran interessiert, gibt ein Apotheker ihm Einnahmehinweise und berät ihn zur Therapie. Er erläutert ihm die Wirkungen der Medikamente und die Bedeutung der regelmäßigen Einnahme für den Behandlungserfolg.

Der Patient erfährt auch, welche Nebenwirkungen bei seinen Medikamenten auftreten könnten, wie er sie frühzeitig erkennt und was er dann tun kann. So lernt er beispielsweise, wie er sich selbst helfen kann, wenn Hauterscheinungen oder Durchfall auftreten, und bei welchen Nebenwirkungen er unbedingt zum Arzt gehen muss. Der Patient kann zudem die Apothekerin oder den Apotheker bei Fragen jederzeit anrufen.

„Die betreuten Patienten hielten sich nicht nur besser an das Therapieschema des Arztes, sondern brachen die Behandlung auch seltener ab“, erläutert Professor Dr. Ulrich Jaehde aus dem Bereich Klinische Pharmazie. „Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur durch neue Medikamente bessere Erfolge in der Krebstherapie erzielt werden können, sondern auch durch eine intensivere Betreuung der Patienten.“ Das Betreuungsmodell wird derzeit in einer Folgestudie weiter verbessert.

Simons S, Ringsdorf S, Braun M, Mey UJ, Schwindt PF, Ko YD, Schmidt-Wolf I, Kuhn W, Jaehde U. Enhancing adherence to capecitabine chemotherapy by means of multidisciplinary pharmaceutical care. Support Care Cancer, 2010



Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ulrich Jaehde
Pharmazeutisches Institut der Universität Bonn
Telefon: 0228/72-5252
E-Mail: u.jaehde@uni-bonn.de

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