28. Oktober 2009

Meteoriten-Crash ging für Europa glimpflich aus Meteoriten-Crash ging für Europa glimpflich aus

Bonner Studie zeigt: Einschlag vor 65 Millionen Jahren traf Nordamerika weitaus härter

Vor 65 Millionen Jahren starben die Dinosaurier aus. Ihr plötzliches Verschwinden ruft bis heute Bilder von schwarzem Ascheregen und riesigen Skeletten in dürren Wüsten hervor. Aber was geschah mit den weniger „prominenten“ Tieren und Pflanzen, nachdem ein gigantischer Meteorit vor der Küste des heutigen Mittelamerika eingeschlagen war? Wissenschaftler der Universität Bonn konnten nun erstmals das Ausmaß der Verwüstung in Europa rekonstruieren. Die Auswirkungen des Einschlags, der zahlreiche Arten auf der Erde auslöschte, waren demnach in Europa erstaunlich gering. Die Studie ist nun in der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society B erschienen (doi: 10.1098/rspb.2009.1255).

Typischer Loch- und Skelettfraß an einem Bikengewächs. Maßstab = 5 mm.
Typischer Loch- und Skelettfraß an einem Bikengewächs. Maßstab = 5 mm. - Typischer Loch- und Skelettfraß an einem Bikengewächs. Maßstab = 5 mm. © Steinmann-Institut
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Vor etwa 65 Millionen Jahren prallte ein mehrere Kilometer großer Meteorit nahe der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatan auf die Erde. Der Crash schleuderte riesige Mengen Staub in die Erdatmosphäre. Über Jahre hinweg verdunkelte sich die Sonne, die Temperaturen sanken deutlich ab. Weltweit kam es zu einem dramatischen Artenrückgang.

„Hinweise auf die Langzeitfolgen des Einschlages waren für Europa jedoch bislang widersprüchlich oder sehr vage“, erklärt Dr. Torsten Wappler, Paläontologe am Steinmann-Institut der Universität Bonn. „Wir haben nun fundierte Belege dafür gefunden, dass die Auswirkungen auf die Ökosysteme der Erde überraschend stark mit der Entfernung vom Einschlagsort abnahmen.“

Wappler hat erstmals an fossilen Blättern mit Insektenfraßspuren Hinweise auf eine plötzliche Störung des festländischen Ökosystems in Europa entdeckt. Ein Vergleich mit einer ähnlichen Studie amerikanischer Kollegen brachte überraschende Ergebnisse. „Die Ökosysteme in Europa waren wesentlich geringer durch die Katastrophe betroffen“, sagt der Wissenschaftler.

„Fingerabdrücke“ von Insekten

Wappler hat 61 Millionen Jahre alte Baumblätter mit Fraßspuren von Insekten von einer französischen Fundstelle untersucht. „Diese Spuren sind wie Fingerabdrücke“, erklärt Professor Dr. Jes Rust vom Steinmann-Institut, der mit Wappler und Paläontologen aus den USA an diesem Projekt arbeitet. „Wir können damit das pflanzenfressende Insekt identifizieren.“ Oft beschränkten sich Insekten auf ausgesuchte Pflanzen, bildeten sozusagen einzelne kleine Ökosysteme. „Die hohe Diversität dieser Insekten-Pflanzen-Gemeinschaften nahm vor 65 Millionen Jahren plötzlich rapide ab“, sagt Rust. Die Erklärung: Auf bestimmte Pflanzen spezialisierte Insekten sind extrem empfindlich gegenüber Umweltänderungen.

Allerdings war der Rückgang der Insektenfauna längst nicht so dramatisch wie in Nordamerika. Auch überwand Europa die Folgen des Einschlages viel schneller: Fünf  Millionen Jahre nach dem Crash gab es auf dem alten Kontinent wieder genauso viele Arten wie vor dem Einschlag – jenseits des großen Teichs dauerte es doppelt so lange.


Informationen und Kontakt:
Dr. Torsten Wappler
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Telefon: 0228/73-4682
E-Mail: twappler@uni-bonn.de

Prof. Dr. Jes Rust
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Telefon: 0228/73-4842
E-Mail: jrust@uni-bonn.de


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