04. Juni 2018

Wissenswertes rund um Huhn und Ei Wissenswertes rund um Huhn und Ei

Die Tierwissenschaften der Universität Bonn haben einen „EiScienceShop“ eröffnet

Wie gehen frische Eier und Wissenschaft zusammen? Der neue EiScienceShop auf der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst der Universität Bonn in Vinxel macht dies vor. Seit vielen Jahrzehnten werden dort die Eier aus der Hühnerhaltung an Kunden verkauft. Seit Kurzem sind dort nicht nur Eier erhältlich, sondern wissenschaftliche Informationen rund um die Geflügelhaltung. Dahinter steckt auch das Forschungsprojekt „Open Livestock“, das vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW in den nächsten drei Jahren mit rund 160.000 Euro gefördert wird.

Dr. Inga Tiemann (rechts) und Sonja Hillemacher
Dr. Inga Tiemann (rechts) und Sonja Hillemacher - vom Institut für Tierwissenschaften im EiScienceShop auf der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst der Universität Bonn. Neben frischen Eiern sind dort auch wissenschaftliche Erkenntnisse rund um die Geflügelhaltung erhältlich. © Foto: Uni Bonn
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„Eierverkauf“ – das Schild am Parkplatz der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst der Universität Bonn im Ortsteil Vinxel der Siebengebirgsstadt Königswinter weist vom Parkplatz aus den Weg. Früher wurden hier quasi über den Schreibtisch hinweg die Eier aus der mehrere Hundert Tiere umfassenden Hühnerhaltung an Kunden abgegeben. Inzwischen wurde dieser kleine Raum zum „EiScienceShop“ hergerichtet. In den Regalen liegen in Kartons verschiedenste Eier der unterschiedlichen Geflügelrassen: große und kleine, weiße und braune – auch die gefleckten der Wachtel sind dabei. An den Wänden hängen zahlreiche Plakate mit für Laien interessanten wissenschaftlichen Ergebnissen.

„Wir möchten hier mit den Verbrauchern ins Gespräch kommen“, sagt Projektleiterin Dr. Inga Tiemann vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn, zuständig für Nutztierethologie, Tierwohl und tiergenetische Ressourcen. Rund 200 verschiedene Hühnerrassen gibt es in Deutschland, aber maximal vier Rassen werden für den Lebensmittelmarkt genutzt. Der Nachfragetrend geht derzeit unter anderem zur Freilandhaltung. „Das ist eine Herausforderung, da in der Historie der Wirtschaftsgeflügelzucht lange die Käfighaltung Maßstab war“, berichtet die Verhaltensforscherin. Für die Anpassung ans Freiland müssen nun erst vorhandene Linien auf neue Zuchtziele angepasst oder kaum noch genutzte Rassen wiederentdeckt werden. Die Station Frankenforst hält mehrere dieser alten Rassen.

Moderne Geflügelhaltung aus der Perspektive des Huhns

Der EiScienceShop unterstützt das bald startende Forschungsprojekt „Open Livestock in der Landwirtschaft – Moderne Geflügelhaltung aus der biologischen Perspektive des Huhns“, das vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW in den nächsten drei Jahren mit rund 160.000 Euro gefördert wird. Demnächst wird hierfür auch, mit großer Unterstützung des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW, der Landwirtschaftlichen Fakultät und ihrer Außenlabore, eine neue Stallanlage entstehen. Mit ihr soll untersucht werden, unter welchen Umweltbedingungen vom Licht über die Raumaufteilung bis hin zu ergonomischen Sitzstangen Hühner in einer modernen Haltung am besten zurechtkommen.

Mit einem System aus Kameras und einer Tracking-Software werden die Hühner in dem Stall beim Fressen, Scharren, Staubbaden und Picken aufgezeichnet. Die Daten werden automatisch etwa hinsichtlich des Stressverhaltens ausgewertet. „Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für die Hühnerhaltung der Zukunft“, sagt die Doktorandin Sonja Hillemacher, die in dem Projekt mitarbeitet. Ein Besuchergang soll dann den Kunden des EiScienceShops auch einen Blick in die Forschungs-Stallanlage ermöglichen.

Die Wissenschaftler möchten ihre Begeisterung auch Laien vermitteln und zeigen, wie moderne Hühnerzucht funktioniert. „Wer zum Beispiel über die verschiedenen Haltungsmöglichkeiten Bescheid weiß, kann leichter eine fundierte Entscheidung treffen, welche Tierhaltung beim Eierkauf bevorzugt wird“, sagt Tiemann. In den nächsten Monaten wollen die Forscher erst einmal mit dem von Wissenschaftsläden entlehnten Konzept experimentieren. „Jeder ist eingeladen, mit uns im EiScienceShop zu diskutieren“, freut sich die Forscherin. Aber auch Ideen für künftige Forschungsprojekte sind willkommen.

Hinweis: Der EiScienceShop im früheren Eierhofladen befindet sich direkt am Parkplatz der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst, Frankenforster Weg, im Königswinterer Ortsteil Vinxel. Er ist vorerst jeden Freitag von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Wissensfrage: „Wir kennen unsere Eier aus dem FF!“ lautet das Motto des EiScienceShops. Wie lässt sich am Huhn erkennen, welche Farbe die Eier haben, die es legt? Das verrät die Farbe der Ohrscheibe - es handelt sich dabei um die Hautlappen unter dem Ohr. Hat ein Huhn farbige Ohrscheiben, sind die Eier meist braun, weiße Ohrscheiben sind ein Hinweis auf weiße Eier.

Kontakt für die Medien:

Dr. Inga Tiemann
Institut für Tierwissenschaften
Universität Bonn
Tel. 0228/735075
E-Mail: inga.tiemann@uni-bonn.de

Küken:
Küken: - Die dunklen Küken gehören zur alten Rasse der Mechelner und die hellen zu den französischen Bresse gauloise. Bielefelder Kennhühner und Vorwerkhühner sind ebenfalls dabei. © Foto: Uni Bonn
Dr. Inga Tiemann vom Institut für Tierwissenschaften
Dr. Inga Tiemann vom Institut für Tierwissenschaften - mit einem Hahn der Rasse Mechelner auf der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst der Universität Bonn. Diese Rasse lässt sich gut im Freiland halten, legt aber weniger Eier als moderne Hochleistungshennen. © Foto: Uni Bonn
Vorwerkhühner:
Vorwerkhühner: - Die Lehr- und Forschungsstation Frankenforst hält mehrere alte Rassen, die als tiergenetische Ressource dienen. © Foto: Uni Bonn
Wenige Tage alt:
Wenige Tage alt: - Ein Küken der Rasse Bielefelder Kennhuhn auf der Hand von Dr. Inga Tiemann. Der EiScienceShop beantwortet Fragen rund um die Geflügelforschung. © Foto: Uni Bonn
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