06. November 2017

Korallen zeigen Erwärmungstrend Korallen zeigen Erwärmungstrend

Der westliche indische Ozean hat sich im Lauf des 20. Jahrhunderts von allen tropischen Weltmeeren am schnellsten erwärmt. Das trägt immens zum globalen Anstieg der Meerwassertemperaturen bei. Wie die Temperaturkurve in dieser Ozeanregion genau in der Vergangenheit verlief, hat nun ein internationales Forscherteam unter Federführung der RWTH Aachen und Beteiligung der Universität Bonn herausgefunden.

Typische Korallen
Typische Korallen - in der Shark Island lagoon, French Frigate Shoals. © Foto: Lindsey Kramer/USFWS
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Seit den 1850er Jahren wird auf unterschiedliche Weise die Temperatur der Ozeane entlang der kommerziellen Schiffsrouten gemessen. Verschiedene Messmethoden, zum Beispiel mit speziellen Eimern oder im Kühlwassereinstrom des Maschinenraums, verursachen abweichende Werte. „Diese müssen aufwendig korrigiert werden. Daher brauchen wir unabhängige Daten, die unter anderem aus tropischen Korallen gewonnen werden“, sagt Erstautorin Dr. Miriam Pfeiffer vom Geologischen Institut der RWTH Aachen.

Die Wissenschaftlerin forscht seit zehn Jahren an tropischen Korallen zum Klimawandel. Mit einer eigens entwickelten schonenden Methode bohrte sie in Tauchgängen die Kerne der Korallen heraus. Anhand dieser Kerne baute sie eine neue, unabhängige Temperatur-Rekonstruktion für den westlichen indischen Ozean auf. Die Forscherin benutzte die geochemische Zusammensetzung des Korallenskeletts, welche deutliche Temperaturschwankungen über viele Jahrzehnte belegte.

Die Ergebnisse zeigen, dass systematische Messfehler während des Zweiten Weltkriegs die Unterschiede zwischen den verschiedenen Temperatur-Rekonstruktionen verursacht haben. Anhand der korrigierten Werte lässt sich die Frage, wie die Atmosphäre auf den Anstieg der Meerwassertemperatur reagiert hat, besser beantworten. „Meine Messwerte tragen dazu bei, dass man das richtige Temperaturprodukt verwenden kann, welches für weitere Modell-Simulationen des zukünftigen Klimas sinnvoll ist“, sagt Pfeiffer. Einige Regionen, wie die Seychellen und das Chagos-Archipel, seien besonders gut geeignet, um die globale Erwärmung zu erkunden.

„Es ist sehr gut zu wissen, dass wir in diesem Fall dem Modell des Hadley Centres vertrauen können, denn nur mit Hilfe guter Modelle werden wir im Stande sein, künftige Klimatrends zuverlässiger vorherzusagen“, ergänzt Privatdozent Dr. Michael Weber vom Steinmann-Institut der Universität Bonn, der bei der Auswertung und Interpretation der Daten mitwirkte. 

Publikation: M. Pfeiffer, J. Zinke, W.-C. Dulla, D. Garbe-Schönberg, M. Latif & M.E. Weber: Indian Ocean corals reveal crucial role of World War II bias for twentieth century warming estimates, Scientific Reports, DOI: 10.1038/s41598-017-14352-6, Internet: https://www.nature.com/articles/s41598-017-14352-6

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