25. Februar 2015

„Mama Zimbi, bitte hilf mir!“ „Mama Zimbi, bitte hilf mir!“

Linguistik-Studentin der Universität Bonn publiziert eine Höflichkeitsstudie zu Facebook-Einträgen in Ghana

In Ghana gilt „Mama Zimbi“ als eine Instanz: Wer in einer Lebenskrise steckt, wendet sich an die Beziehungsexpertin und Lebensberaterin – ganz öffentlich auf ihrer Facebook-Fanseite. Die Linguistik-Studentin Elisabeth Hampel von der Universität Bonn hat die Kommentare analysiert. Ihre Ergebnisse publiziert sie in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Politeness Research“.

Elisabeth Hampel
Elisabeth Hampel - studiert im Masterstudiengang „Applied Linguistics“ am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn. © Foto: privat
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Akumaa Mama Zimbi ist eine schillernde Figur. Das Markenzeichen der ghanaischen Frauenrechtlerin, TV- und Radiomoderatorin, Schauspielerin und Beziehungsexpertin sind bunte Tücher, die sich auf ihrem Kopf zu einem Turban emportürmen. Mit bürgerlichem Namen heißt sie Dr. Joyce Akumaa Dongotey-Padi, sie gründete eine Stiftung zur Unterstützung von Witwen und wurde für ihr vielfältiges Engagement mit diversen Preisen überhäuft. Auf großen Zuspruch stößt ihr Facebook-Auftritt. Wer in Ghana Probleme mit Partnerschaft, einer gescheiterten Ehe oder sonstigen Lebenskrisen hat, wendet sich vertrauensvoll an Mama Zimbi – öffentlich, versteht sich.

Elisabeth Hampel, Studentin im Masterstudiengang „Applied Linguistics“ am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Universität Bonn hat rund 400 Kommentare auf Mama Zimbis Facebook-Fanseite analysiert. Es war kein Zufall, dass sich die Studentin für Ghana interessiert: Nach dem Abitur verbrachte sie dort ein Jahr und lernte das aufregende Land in all seinen Facetten kennen. Die ghanaischen Freunde erzählten ihr immer wieder von der Partnerschaftsexpertin. „Für mich als Linguistin war das eine interessante Gelegenheit, diese Postings genauer zu untersuchen“, sagt Hampel. Die Ergebnisse der Studie waren so aussagekräftig, dass sie es bereits als Studentin schaffte, darüber eine Publikation im „Journal of Politeness Research“ zu platzieren.

Wie ist es in den Postings um die Höflichkeit bestellt?

Passend zum Fachmagazin stand im Mittelpunkt ihrer Untersuchung, wie es in den Facebook-Postings um die Höflichkeit bestellt ist. „Obwohl in Ghana das traditionelle Rollenverständnis von Mann und Frau weit verbreitet ist, gibt es keine typisch männlichen oder weiblichen Kommentare“, stellt die Linguistik-Studentin fest. Tendenziell würden Frauen in ihren Kommentaren jedoch eher gut gemeinte Ratschläge geben und den Höflichkeitsnormen folgen. Männer sehen das Forum dagegen eher als Unterhaltung. „Ernste Probleme werden von ihnen meist mit witzig gemeinten Bemerkungen kommentiert, die aber auch unter die Gürtellinie gehen“, sagt Hampel.

Männer werden in Kommentaren häufiger angegriffen als Frauen

Wenn Männer ihre Probleme auf der Facebook-Seite ausbreiten, würden sie dagegen häufiger von beiden Geschlechtern mit Beleidigungen und sarkastischen Bemerkungen angegriffen als Frauen – nach dem Motto: Wer so dumm handelt, muss bestraft werden. Im Vergleich zu anderen Ländern seien die Kommentare meist direkter und weniger in Höflichkeitsfloskeln verpackt: „You re the definition for the word stupid.“ Typisch sei jedoch auch, dass ein auf diese Weise „Abgestrafter“ nicht für alle Zeiten auf Facebook verdammt bleibt. Nach einer Welle der Kritik glätteten sich die Wogen wieder relativ rasch.

Dass Religion in Ghana eine große Rolle spielt, sei auch in den Kommentaren zu bemerken: „Öffne dich Gott und alles wird gut!“ Immer wieder werden Ratsuchende auch mit „Bruder“ oder „Schwester“ angesprochen – einer dann eher höflicheren Form der Anrede. Das Fazit der Linguistik-Studentin: Wer auf der Facebook-Seite ernsthaft einen Rat geben will, ist tendenziell höflich, wer dieses Medium nur zur Unterhaltung nutzt, eher unhöflich.

Die Studierenden werden früh an die Forschung herangeführt

Der Beitrag für das Fachjournal basiert auf der Bachelor-Arbeit von Elisabeth Hampel, die im Studiengang „English Studies“ unter der Betreuung von Susanne Strubel-Burgdorf entstand. Zweitgutachter Prof. Dr. Klaus P. Schneider freut sich sehr über die erfolgreiche Publikation: „Es ist unser Anliegen, den Studierenden nicht nur theoretische und methodologische Kompetenzen zu vermitteln, sondern auch frühzeitig genuine Forschung zu ermöglichen.“

Publikation: „Mama Zimbi, pls help me!“ – Gender differences in (im)politeness in Ghanaian English advice-giving on Facebook“, Journal of Politeness Research, Februar-Ausgabe, DOI: 10.1515/pr-2015-0005

Kontakt für die Medien:

Elisabeth Hampel
Tel. 0151/68172572
E-Mail: ehampel@uni-bonn.de

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