10. Juni 2021

Fossil des Jahres stammt aus dem Goldfuß-Museum Fossil des Jahres stammt aus dem Goldfuß-Museum

Georg August Goldfuß’ Arbeit ist die Geburtsstunde der Paläo-Art

Das Skelett eines kleinen Flugsauriers ist das Fossil des Jahres. 1831 entdeckte und beschrieb Georg August Goldfuß das Fossil mit dem Namen Scaphognathus crassirostris. Mit der Zeichnung dazu begann die sogenannte Paläo-Art: Saurier-Darstellungen, die sich bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Ein Artikel aus der forsch 2021/01.

forsch-fruehjahr-2021_Titel.jpg

Fossil des Jahres
Fossil des Jahres © Georg Oleschinski
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.

Am Fossil des kleinen Flugsauriers hat Georg August Goldfuß (1782-1848), Bonner Professor für Zoologie und Paläontologie, als erster im Jahr 1831 die Behaarung der Flugsaurier nachgewiesen. Von dem durch Goldfuß selbst aus dem Stein zutage geförderten Skelett hat der Universitätszeichner Nikolaus Christian Hohe (1798-1868) eine ebenso revolutionäre Zeichnung angefertigt. Sie zählt zu den ersten überhaupt, die ein längst ausgestorbenes Tier lebendig und in seinem Lebensraum darstellte. Niemand hatte zuvor ein solches Kunstwerk im Rahmen einer wissenschaftlichen Veröffentlichung publiziert.

Goldfuß legte die Zeichnung seiner Erstbeschreibung des Flugsauriers 1831 bei. Die Abbildung Hohes zeigt auf der Flughaut und im Nackenbereich eine Art Behaarung, die heute sogenannten Pycnofasern. Mit der Darstellung des Tieres an einer Klippe wurde Goldfuß‘ Annahme von der Lebensweise des Tieres veranschaulicht. Es erhob sich mit seinen Flughäuten in die Luft, ähnlich heutigen Fledermäusen. Auf dem Bonner Exemplar im Goldfuß-Museum sind Überreste der Flughaut bis ins Detail erhalten. Der lateinische Name Scaphognathus crassirostris bedeutet übrigens Dickschnabel. Tatsächlich hatte der Flugsaurier einen großen Schädel mit starken Kiefern, mit denen er wahrscheinlich Fische und Insekten jagte.

Geburtsstunde der Paläo-Art

Die Publikation von 1831 ist die Geburtsstunde der Paläo-Art, die mit der Auszeichnung „Fossil des Jahres“ gewürdigt wird. Der Zeichnung des Universitätszeichners folgten viele weitere Schritte bis hin zum Hollywood-Film. Paläo-Art inspiriert verschiedene Generationen, sich mit der Wissenschaft des erdgeschichtlichen Lebens zu befassen. Saurier-Filme, -Cartoons und -Figuren haben ihren Anfang in dieser Publikation.

Das Skelett des kleinen Flugsauriers wird seit seiner Erstbeschreibung vor 190 Jahren im Goldfuß-Museum der Universität Bonn ausgestellt, das 1831 Teil des damaligen Naturhistorischen Museums war. Es war 1821 gegründet worden. Pünktlich zum 200jährigen Bestehen des heutigen Goldfuß-Museums wird das Fossil nach einigen Ausleihen wieder in der angestammten Bonner Dauerausstellung gezeigt. Abgüsse des Fossils hatte Goldfuß an Museen in ganz Europa versandt, darunter auch an das University Museum in Oxford und das Texas Memorial Museum in Austin. Dort sind diese Abgüsse bis heute Teil der Dauerausstellung.

Zeugnisse der Entwicklung des Lebens

Fossilien sind einmalige Zeugnisse der Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten. Sie zeigen, wie die heutige Vielfalt der Organismen im Laufe der Evolution entstanden ist und dokumentieren Lebensformen der Vergangenheit. Was viele nicht wissen: Fossilien haben einen großen praktischen Nutzen, etwa in der Exploration von Rohstoffen oder in der Klimaforschung. Um dieser Bedeutung von fossilen Objekten Rechnung zu tragen und ihre Erforschung durch die Wissenschaft der Paläontologie in der Öffentlichkeit stärker ins Bewusstsein zu bringen, vergibt die Paläontologische Gesellschaft jährlich den Titel "Fossil des Jahres". Die Auszeichnung ist an die wissenschaftliche Bedeutung sowie an den besonderen Museumswert eines Fossils gebunden.

Die Paläontologische Gesellschaft zeichnet einmal jährlich ein Fossil des Jahres aus.
Der Flugsaurier kann infolge der Pandemie nicht im Museum besichtigt werden.

Wird geladen