Professor Bharat Desai ist einer der weltweit führenden Experten für Völkerrecht und internationales Umweltrecht und ein Vordenker auf diesem Gebiet. „Seine innovativen wissenschaftlichen Ideen zur globalen Umweltpolitik haben die intellektuelle Debatte und die politische Entscheidungsfindung beeinflusst“, sagt Prof. Stefan Talmon, der seinen Kollegen für den Forschungspreis nominiert hat.
Angesichts der globalen Umweltkrise und der Sorgen um die Zukunft des Planeten erforscht der Rechtswissenschaftler Wege zur Schaffung einer fairen und gerechten globalen Umweltordnung. Professor Desai hat das Konzept der „Treuhänderschaft“ entwickelt, wonach die heutige Generation sowohl als Treuhänder des Planeten für künftige Generationen als auch als Nutznießerin des Erbes vorangegangener Generationen fungiert. Professor Desais Idee, den Treuhandrat der Vereinten Nationen (UNTC) (EPL 52 (3-4) 2022, 223-235; The Repurposed UN Trusteeship Council for the Future) wiederzubeleben und neu auszurichten, wendet dieses Konzept im globalen Kontext an und findet in der Wissenschaft und bei Entscheidungsträgerinnen und -trägern Anklang. Die Idee hat Professor Desai ursprünglich in einem Sondervortrag am 15. Januar 1999 in der Rechtsabteilung der Weltbank in Washington, D.C., als Humboldt-Stipendiat am Institut für Völkerrecht der Universität Bonn vorgestellt. Sie wurde auch im Bericht von UN-Generalsekretär Antonio Guterres aus dem Jahr 2021 (Our Common Agenda, Seite 77) berücksichtigt.
Bharat Desai ist derzeit ein Jahr lang Gastprofessor am Institut für Völkerrecht der Universität Bonn. In dieser Zeit wird er seine aktuellen wissenschaftlichen Ideen, unter anderem zur planetaren Zukunft, weiterentwickeln und in Buchform veröffentlichen. Darüber hinaus wird er sich mit Professor Stefan Talmon austauschen über Völkerrecht im Allgemeinen, internationales Umweltrecht und die Position des Globalen Südens zu einigen globalen Themen von gemeinsamem Interesse, wie zum Beispiel Klimawandel, Plastikverschmutzung, Einsatz von Kriegswaffen, Lösung globaler Konflikte und die Herausforderungen neuer Technologien und KI.
Für Professor Desai ist der Humboldt-Forschungspreis eine einmalige Möglichkeit: „Der Humboldt-Preis würdigt den wissenschaftlichen Beitrag zum globalen Wissenspool zum Wohle der Menschheit und des Planeten. Es ist eine Demut einflößende Erfahrung, denn der Preis verkörpert das alte Sanskrit-Sprichwort: ‚Gelehrte werden überall verehrt‘ (विद्वान सर्वत्र पूज्यते). Ich bin der Alexander von Humboldt-Stiftung für diese Ehre und meinem geschätzten Kollegen Prof. Stefan Talmon für seine Nominierung dankbar“, sagt Bharat Desai.
Über den Humboldt-Forschungspreisträger
Bharat Desai schloss sein Studium der Rechtswissenschaften an der Gujarat University mit einem Bachelor und einem Master ab. Im Anschluss absolvierte er seinen Master of Philosophy und seinen Ph.D. in Völkerrecht an der Jawaharlal Nehru University (JNU). Während seiner akademischen Laufbahn an der JNU veröffentlichte er wissenschaftliche Arbeiten in über einem Dutzend Büchern und in über hundert Artikeln in international renommierten Zeitschriften. Darüber hinaus betreute er 120 Forschende im Bereich des Völkerrechts. Seit 1987 lehrt und forscht Professor Desai im Bereich Völkerrecht an der JNU, er war Vorsitzender des Centre for International Legal Studies und ist seit 2004 Professor und Inhaber des renommierten Jawaharlal Nehru Chair. Er ist Chefredakteur der Zeitschrift Environmental Policy and Law: Sage Journals. Darüber hinaus war er Gastwissenschaftler an vielen anderen international anerkannten Universitäten und Forschungseinrichtungen und wurde von den Regierungen Indiens und Bhutans sowie internationalen Organisationen um Beratung gebeten.