01. Dezember 2008

Heute fast vergessen: Der Rechenschieber Heute fast vergessen: Der Rechenschieber

Eine der größten Sammlungen kommt nach Bonn

Eine der größten Sammlungen historischer Rechenschieber findet im Arithmeum im Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik der Universität Bonn ein neues Zuhause. Der bisherige Eigentümer, der Niederländer IJzebrand Schuitema, hat jetzt die rund 2.700 Stücke umfassende Sammlung im Rahmen eines Festaktes im Arithmeum, Lennéstr. 2, an Institutsdirektor Professor Dr. Bernhard Korte und die Museumsdirektorin Dr. Ina Prinz übergeben. Der Rektor der Universität Bonn, Professor Dr. Matthias Winiger, verlieh dem Stifter als Zeichen der Anerkennung die Wolfgang-Paul-Medaille der Universität.

Früher war er ein allgegenwärtiges Rechenhilfsmittel, ob in der Schule oder im Beruf: Der Rechenschieber. Die Versuche, komplexe Rechnungen mit Hilfe von Geräten zu vereinfachen, sind schon sehr alt. Doch erst durch die Erfindung des Logarithmus im 16. Jahrhundert wurde der Weg zu diesem wirklich effektiven, universell anwendbaren Hilfsmittel geebnet. Eine Idee von Michael Stifel, die er 1544 äußerte, wurde 70 Jahre später von John Napier aufgegriffen. Dieser prägte auch den Begriff "Logarithmus". Kurze Zeit darauf wurde von einem britischen Gelehrten namens Edmund Gunter der erste Vorläufer des späteren Rechenschiebers vorgestellt: Ein Holzlineal, auf das logarithmische Skalen aufgebracht waren. Nun konnte man mit Hilfe eines Stechzirkels durch Addition von Strecken Berechnungen durchführen. Die so genannte "Gunter-Scale" wurde sehr lange z.B. in der Astronomie oder der Navigation auf See verwendet. Um 1630 kam William Oughtred eine neue Idee. Er verwendete zwei Lineale und verschob sie parallel zueinander. Somit war die Benutzung des Stechzirkels überflüssig. Später entwickelte sich daraus der bekannte Rechenschieber mit beweglicher Zunge.

Frühe Lineale und Schieber sind eine Rarität, und einige Stücke aus dem 18. Jahrhundert stellen Schmuckstücke der Sammlung des Arithmeums dar. Vor drei Jahren kam durch die Schenkung einer französischen Sammlung noch eine große Anzahl verschiedener Rechenschieber und -scheiben hinzu.

Nun ist der Bestand des Arithmeums um eine bedeutende Sammlung bereichert worden. Mit der Schenkung der Rechenschieber-Sammlung von Dipl.-Ing. IJzebrand Schuitema ist das Arithmeum nun auch im Bereich dieser Rechenhilfsmittel führend geworden. Die über 2.700 Objekte umfassende Sammlung hat der niederländische Ingenieur in über 25 Jahren zusammengetragen. Sie zählt damit zu den größten ihrer Art weltweit. Der Rechenschieber gehört zu den mathematischen Hilfsmitteln, die mit dem Aufkommen des Taschenrechners obsolet geworden sind. Die Erhaltung und Dokumentation dieses nützlichen Rechengerätes lag IJzebrand Schuitema am Herzen, als er in den frühen 80-er Jahren das erste Stück seiner Sammlung erstand. Neben vollständigen Modellreihen von Herstellerfirmen wie Faber Castell, Nestler oder Aristo, umfasst der Bestand auch eine große Zahl an verschiedensten Rechenscheiben und Zylindern. Zudem sind einige Unikate und Patentmodelle vorhanden.


Kontakt:
Arithmeum
Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik
Dr. Ina Prinz
Telefon: 0228/73-8790
E-Mail: arithmeum@or.uni-bonn.de





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