16. April 2010

Philosophie im Kino: Die Wurzeln des Bösen Philosophie im Kino: Die Wurzeln des Bösen

Filmabend mit Einführung und Diskussion

Im Rahmen ihrer gemeinsamen Reihe "Philosophie im Kino" laden die Universität Bonn, die Akademie für Sozialethik und Öffentliche Kultur (ask) und das WOKI Bonn zur nunmehr zwölften Veranstaltung ein. Am Mittwoch, 28. April um 19.30 Uhr zeigen sie den Film "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte". Der Philosoph und ask-Direktor Dr. Martin Booms führt in das Thema "Geist und Gewalt. Über die Banalität des Bösen" ein und leitet die anschließende Diskussion. Karten sind über das WOKI Bonn (Bertha-von-Suttner-Platz 1-7) erhältlich, Vorbestellungen unter Telefon 0228/97 68 200.

Der vielfach preisgekrönte Film "Das weiße Band" (2009) des österreichischen Regisseurs Michael Haneke spielt in der Vorzeit zum Ersten Weltkrieg. Er  erzählt von einer Reihe unaufgeklärter Verbrechen und Übergriffe in einem norddeutschen Dorf - eine Ereigniskette, die auf unheimliche Weise mit den Kindern des Ortes in Verbindung zu stehen scheint. Vor diesem Hintergrund zeichnet Michael Haneke nicht nur ein Bild der Sitten, Werthaltungen und Gesellschaftszustände in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Er nutzt dieses Sittenbild, um eine Geschichte über die Wurzeln des Bösen zu erzählen. Dieses Böse lässt sich nicht konkret festmachen und nicht klar zuordnen - es liegt anscheinend nicht unmittelbar in den handelnden Personen und gründet nicht direkt im Dämonischen einzelner Charaktere. Es schlummert in der Alltäglichkeit menschlichen Zusammenlebens: wenn diese Alltäglichkeit unter  eine geistige Haltung und institutionalisierte Werteordnung gerät, die systematisch Gewalttätig
keit, Übergriffe und Barbarei gebären.

Diese unpersönliche, systemische und geistige Dimension des Bösen soll - gemäß dem vielfach missverstandenen, von der deutsch-jüdischen Denkerin Hannah Arendt entwickelten Gedanken von der "Banalität des Bösen" - Gegenstand der Erörterung und der Diskussion des philosophischen Filmabends sein. Aus dieser Perspektive, die weniger moralisch werten als analytisch erklären möchte, sollen auch aktuelle Geschehnisse wie etwa die bekannt gewordene Serie von Missbrauchs- und Gewaltfällen in deutschen Erziehungsanstalten und kirchlichen Einrichtungen zur Sprache kommen.

Kontakt:
Dr. phil. Martin Booms
Tel. 0228/ 850 32 80
www.akademie-ask.de

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