12. Juni 2008

Bonner Studentinnen filmten Forschungs-Tagebuch Bonner Studentinnen filmten Forschungs-Tagebuch

Saurierforscher an Pilotprojekt der DFG beteiligt

Wissenschaftler aus ganz Deutschland beteiligen sich momentan an einem einmaligen Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): In "DFG Science TV" stellen die Forscher im Internet zehn außergewöhnliche Projekte aus ganz unterschiedlichen Bereichen in dreiminütigen Kurzfilmen vor. Das Besondere: Die Wissenschaftler halten die Kamera selbst in der Hand. Auch die Universität Bonn ist bei dem Pilotprojekt vertreten: Die DFG hat die Forschergruppe von Professor Martin Sander aus dem Bereich Paläontologie des Steinmann Institutes gebeten, die Forschung an den größten Dinosauriern lebendig zu machen und so die Begeisterung von jungen Leuten an Wissenschaft zu wecken. Mit Kamera und Mikrofon ausgerüstet, filmten zwei Diplomandinnen drei Monate lang den Kollegen über die Schulter.

Bild Bonner Studentinnen filmten Forschungs-Tagebuch
Bild Bonner Studentinnen filmten Forschungs-Tagebuch © Universität Bonn
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"Wo soll ich mich hinstellen?". Professor Martin Sander schaut fragend unter einem 13 Meter hohen Dinosaurierskelett hervor. Hinter der Kamera stehen seine Diplomandinnen Anja Meyer und Katja Waskow. Sie sind mit dem Paläontologen in das Museum für Naturkunde in Berlin geflogen, um Szenen für "DFG Science TV" zu drehen. "Ich finde die Idee prima", sagt der Sprecher der DFG-Forschergruppe "Biologie der sauropoden Dinosaurier: Die Evolution des Gigantismus" vom Steinmann Institut der Universität Bonn. "Das Internet spricht junge Menschen an, die den Zugang zur Wissenschaft über Bücher vielleicht noch nicht gefunden haben." Wissenschaft a la You Tube - Forschung zum Mitfiebern.


Zehn DFG-Forschergruppen von Universitäten aus ganz Deutschland filmten ihren Arbeitsalltag: Geographen studieren die Lebensbedingungen in Megastädten von Bangladesh, Biologen suchen nach Wegen, die Artenvielfalt in Ecuadors Regenwäldern zu retten, Ingenieure und Tierphysiologen basteln gemeinsam an einem Roboter. Jede Woche erscheint pro Forschungsprojekt eine neue dreiminütige Episode. Die Kurzfilme sind Teil einer fortlaufenden Geschichte, die nach zwölf Wochen ihren Abschluss findet. Unter www.dfg-science-tv.de entstehen so nach und nach zehn "Forschungstagebücher". Die ersten Episoden stehen bereits online.


Im Tagebuch der Forschergruppe um Professor Sander geht es darum, warum die Riesendinosaurier so enorm groß wurden. Anja Meyer, Diplomandin am Steinmann Institut und nun Amateur-Redakteurin und Kamerafrau, ist begeistert: "Alle lieben Dinosaurier. Aber wer weiß schon, was ein Paläontologe den ganzen Tag macht? Wir zeigen einen echten, unzensierten Forscher-Alltag."


Ständig wechselnde Akteure und Herausforderungen


Nach einem einwöchigen Crashkurs in Kameraführung, Tontechnik und Schnitt sind die Nachwuchswissenschaftlerinnen für drei Monate zu Filmemachern geworden. Die DFG hat eine professionelle Produktionsfirma engagiert, die im Vorfeld zusammen mit den Wissenschaftlern ein Storyboard für die zwölf Episoden entwickelt hat. Und schon ging es los: Termine organisieren, drehen, am PC schneiden - ganz neue Herausforderungen für die Studierenden. "Wann das Licht stimmt und die Perspektive schön ist, haben wir erst während unserer Filmarbeit gelernt", erklärt Katja Waskow, Diplomandin an der Bonner Paläontologie. "Wir haben sehr oft unsere Betreuer anrufen müssen, wenn die Technik nicht wollte, vor allem beim anschließenden Schneiden des Filmmaterials am PC."


Für jedes Drehteam gibt es einen betreuenden Redakteur und einen Cutter, die das vorgeschnittene Filmmaterial auf drei Minuten kürzen und vertonen. Dreißig Minuten Filmmaterial pro Episode haben die jungen Frauen dort Woche für Woche abgeliefert, gedreht auf Mallorca, in Berlin oder Südafrika, zusammengeschnitten aus meist mehreren Stunden von Aufnahmen.


Nicht nur die Schauplätze wechselten, auch die Akteure und damit die Anforderungen. Die Mitglieder der Riesensaurier-Forschergruppe kommen aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen. Vermessungstechniker, Materialwissenschaftler, Chemiker " die Studierenden mussten sich immer wieder in unbekannte Forschungsbereiche einarbeiten. "Viele der Wissenschaftler hatten schon Fernseherfahrung, das hat es uns oft einfacher gemacht", erzählt Anja Meyer. Die anfängliche Unsicherheit war so schnell verflogen. Aber die eine oder andere schlaflose Nacht war schon dabei, um das Filmmaterial rechtzeitig abzuliefern. "Für uns war das eine einmalige Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln", freuen sich die Filmemacher. Und Diplomandin Anja Meyer fühlt sich darin bestärkt, nach der Promotion im Wissenschaftsjournalismus tätig zu werden.


Zum Schluss wird das Pilotprojekt von ausgewählten Internet-Nutzern evaluiert " kommt "Science TV" gut an, gibt es eine Fortsetzung. Aber schon jetzt kann man auf www.dfg-science-tv.de die Minifilme bewerten " mit Sternen wie bei You Tube. Aus der Wissenschaftsgemeinde hat die DFG viel Zuspruch für diesen ungewöhnlichen Weg erhalten, jungen Menschen die Wissenschaft näherzubringen, und erhält zahlreiche Anfragen von Forschungsprojekten, die künftig gerne dabei wären.



Informationen und Kontakt:

Professor Dr. Martin Sander

Steinmann-Institut, Bereich
Paläontologie, Universität Bonn

Telefon: 0228/73-3105

E-Mail: martin.sander@uni-bonn.de



Anja Meyer

Telefon: 0228/73-4069

E-Mail: meyer@uni-bonn.de






Bilder zu dieser Pressemitteilung:

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Dreharbeiten im Museum für Naturkunde der Humboldt Universität zu Berlin (v.l. Prof. Dr. Martin Sander, Anja Meyer, Katja Waskow (c) Dr. Heinrich Mallison








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