01. Mai 2011

Offener Umgang mit Sorgen und Nöten Offener Umgang mit Sorgen und Nöten

Belastungsanalyse der Beschäftigten am Uni-Klinikum zeigt Handlungsfelder auf

Das Universitätsklinikum Bonn hat unter seinen mehr als 5.000 Beschäftigten eine Belastungsanalyse durchgeführt. Die Beschäftigten wurden jetzt in einer Informationsveranstaltung ausführlich über die Ergebnisse unterrichtet. Die Untersuchung ergab ein differenziertes Bild der Arbeitssituation am Universitätsklinikum. Der Vorstand des UKB will die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um Prioritäten bei der weiteren Entwicklung des Klinikbetriebs zu setzen und Abhilfe zu schaffen, wo z.B. die räumliche Situation, die apparative Ausstattung oder die Arbeitsbelastung Probleme bereiten.

„Das wichtigste Ergebnis der Belastungsanalyse lautet für mich: Drei Viertel unseres Personals sind mit ihrer Arbeit insgesamt zufrieden“, sagt der Ärztliche Direktor des UKB, Professor Dr. Michael Lentze. Die Befragung habe auch ergeben, dass sich die überwiegende Zahl der Beschäftigten des Universitätsklinikums ernst genommen, informiert und wertgeschätzt fühlen. Andererseits sehe die Leitung des Universitätsklinikums nun auch klarer, in welchen Bereichen es einen konkreten Handlungsbedarf gibt. „Diesen Hinweisen werden wir jetzt Zug um Zug nachgehen“, betonte der Ärztliche Direktor vor den Mitarbeitern des UKB und kündigte an, mit den zuständigen Führungskräften über die zu ergreifenden Maßnahmen zu sprechen.

Die Bewertung der vorliegenden Ergebnisse müsse jedoch mit Bedacht erfolgen, sagt Professor Lentze. Das UKB habe die Analyse zum ersten Mal durchgeführt. Die Durchführung von Belastungsanalysen ist im Tarifvertrag zwar vorgeschrieben, die konkrete Ausgestaltung jedoch nicht. Vergleichswerte gebe es keine, denn jedes Krankenhaus verwende eine andere Methodik und publiziere seine Ergebnisse meist nicht öffentlich. Das Universitätsklinikum Bonn hat mit dem Zentrum für Evaluation und Methoden der Universität Bonn eine in der Umfrageforschung sehr ausgewiesene Einrichtung mit der Durchführung der Umfrage beauftragt. Sie wurde UKB-intern von einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Berufsgruppen und in Zusammenarbeit mit den Personalräten erarbeitet.

Offener Umgang mit Problemen


Beteiligt haben sich rund ein Drittel des wissenschaftlichen Personals und einer von fünf nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern. Dafür bedankte sich der Vorstand des UKB in einer eigens zur Vorstellung der Befragungsergebnisse einberufenen Mitarbeiterversammlung. Lob erntete auch die Arbeitsgruppe, die unter der Leitung des Leiters des Betriebsärztlichen Dienstes, Dr. Leo Packbier, die Befragung ausgearbeitet hat. „Viele Befragte lobten, dass eine solche Analyse durchgeführt wird. Der offene Umgang mit Problemen kommt bei den Beschäftigten gut an“, berichtet Dr. Packbier.

Um Kritikpunkten in Einzelfällen nachzugehen, hat das Klinikum in Absprache mit dem Rektor der Universität einen Ombudsmann bestellt, an den sich die Beschäftigten wenden können: Der Jurist Professor Dr. Hans-Ullrich Paeffgen fungiert künftig als Ansprechpartner in Konfliktsituationen mit Vorgesetzten oder der Dienststelle.

Hohe Arbeitsbelastung


Ein Schwerpunkt der Befragung stellte die Arbeitsbelastung der UKB-Mitarbeiter dar. Die Belastungsanalyse diente auch der Überprüfung, ob das neue Arbeitszeitgesetz eingehalten wurde, das für alle Berufsgruppen am Klinikum gilt. In der Befragung gaben 90 Prozent der Teilnehmer an, dass sie Mehrarbeit oder Überstunden leisteten. Ein Viertel absolviere regelmäßig lange Schichtdienste. Um für Entlastung zu sorgen und die vorhandene Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen, hat das Universitätsklinikum in den vergangenen zwei Jahren rund 90 zusätzliche Arztstellen und über 100 Stellen im Pflegedienst geschaffen.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis: In den meisten Kliniken des UKB liegt die Arbeitsbelastung während des Bereitschaftsdienstes bei über 50 Prozent. „Das erfordert zwangsläufig neue Dienstzeitmodelle mit einer Verkürzung des Bereitschaftsdienstes oder der Einführung von Schichtdiensten, damit die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten eingehalten werden können“, sagt Professor Lentze.

Viele Investitionen bereits angestoßen


An der Lösung vieler der am häufigsten genannten Probleme werde bereits gearbeitet, erklärte der UKB-Vorstand bei der Vorstellung der Belastungsanalyse. Umfangreiche Bauaktivitäten wurden bereits begonnen, um Engpässe bei den Räumlichkeiten zu beseitigen, die bislang durch die zahlreichen Altbauten auf dem Klinikgelände bedingt waren. Das UKB hat mehr als 800 neue Pflegebetten angeschafft, die die Arbeit erleichtern. Zudem hat die IT-Abteilung in den vergangenen zwei Jahren 2.400 neue und leistungsfähige PCs ausgeliefert, davon allein im letzten halben Jahr 1.400 Geräte.

17 Prozent der Befragten gaben an, ihre Arbeitszeit nicht korrekt zu dokumentieren. Das UKB hat inzwischen eine neue Dienstplan-Software eingeführt, die dieses Problem beheben soll. Das Klinikum hat sich der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf verschrieben, etwa durch die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und die Einrichtung eines neuen Betriebskindergartens im kommenden Sommer mit mehr Plätzen und verlängerten Öffnungszeiten, der auch in den Ferien geöffnet bleiben soll.


Kontakt:
Professor Dr. Michael Lentze
Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-33213
E-Mail: michael.lentze@ukb.uni-bonn.de

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