06. September 2022

Universitäten sind Wirtschaftsmotoren Universitäten sind Wirtschaftsmotoren: Zwei aktuelle Studien zeigen ökonomischen Nutzen der Universität Bonn auf

Zwei aktuelle Studien zeigen den ökonomischen Nutzen der Universität Bonn auf

Welche Wirkung haben Universitäten auf die Wirtschaft? Antworten liefern zwei neue Erhebungen. In der einen geht es um den Effekt, den die Universitäten Nordrhein-Westfalens insgesamt haben, in der anderen wurde der „ökonomische Fußabdruck“ der Exzellenzuniversität Bonn in Stadt und Region ermittelt.

Fest in der Stadt verankert die Universität ist ein Wirtschaftsmotor
Fest in der Stadt verankert die Universität ist ein Wirtschaftsmotor © V. Lannert / Universität Bonn
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Jeder Euro, der jährlich vom Land an NRW-Unis fließt, generiert vier neue. Das ist die zentrale Erkenntnis der Studie, die die Landesrektorenkonferenz (LRK NRW) Ende August der Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Ina Brandes, übergeben hat. Erstellt wurde sie vom Geographischen Institut der Universität Heidelberg. Im Detail: Rund 3,2 Milliarden Euro gab das Land im Betrachtungsjahr 2019 für seine Universitäten aus. Der Studie nach erzeugen diese insgesamt knapp 13 Milliarden Euro – immerhin 1,5 Prozent der Bruttowertschöpfung in Nordrhein-Westfalen. Direkt und indirekt sichern die Unis über 175.000 Arbeitsplätze im Land, darunter 12,3 Milliarden Euro Lohn, den die Mitarbeitenden in den jeweiligen Regionen ausgeben und damit weitere Effekte erzeugen.

Der Rektor der Universität Bonn, Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, ist Mitglied der Sprechergruppe der LRK NRW. Er sagt: „Die vorgelegte Studie beziffert eindrucksvoll und für alle nachvollziehbar die großen ökonomischen Effekte der Universitäten und Hochschulen für NRW. Wir erwirtschaften aus jedem Euro, den das Land NRW uns zur Verfügung stellt, vier Euro. Das ist enorm und wohl eine der besten Investitionen überhaupt.“

Großer „Fußabdruck“ in Stadt und Region

Das Economica-Institut vermisst in einer weiteren Studie am Beispiel der Universität Bonn mit ihren 33.000 Studierenden und 7.500 Beschäftigten den „ökonomischen Fußabdruck“, den die Uni Bonn in der Region hinterlässt. Und dieser kann sich sehen lassen: Jede 25. Arbeitsstelle in der Stadt ist mit der Universität verbunden, ein Vierzigstel der gesamten Bruttowertschöpfung Bonns entstehe durch sie. Studienleiter Prof. Dr. Christian Helmenstein führt weiter aus: „Die Universität Bonn steht für eine totale Bruttowertschöpfung in Höhe von rund 700 Millionen Euro im letzten Prä-COVID-Jahr 2019. „Die Universität Bonn sichert über ihre 7.500 Beschäftigten hinaus insgesamt rund 10.700 Arbeitsplätze in ihrem Liefer- und Leistungsnetzwerk. Damit befindet sie sich auf Augenhöhe mit den im DAX gelisteten globalen Leitbetrieben Deutsche Telekom und Deutsche Post am Standort Bonn“, so der Volkswirt. Weil der Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss besonders hoch sei, erziele die Universität Bonn auch überdurchschnittliche Einkommen – ein wesentlicher Kaufkraftfaktor!

Universität sichert Kaufkraft und Wohlstand

Von der wirtschaftlichen Potenz der Universität profitiert nicht zuletzt die öffentliche Hand, der jährlich knapp 300 Millionen Euro an Steuern aus dem laufenden Betrieb der Hochschule zufließen. „Um diese Steuerleistung zu kompensieren, müsste die Bevölkerung Bonns pro Kopf rechnerisch jährlich rund 900 Euro zusätzlich an Steuern und Abgaben pro Jahr aufbringen“, sagt der Volkswirt. Was in Sachen wirtschaftlichen Nutzens für die Stadt gilt, trifft darüber hinaus auch für die Region zu, denn mehr als die Hälfte der direkten Beschäftigungsverhältnisse in Bonn entfällt auf pendelnde Beschäftigte. Helmenstein: „Rund 2.100 Beschäftigte aus dem Bonn umschließenden Rhein-Sieg-Kreis arbeiten an der Universität und machen ein Fünftel ihrer Wertschöpfung aus. So sichert die Universität Bonn jenseits ihrer Kernaufgaben Kaufkraft und Wohlstand weit über die Stadtgrenzen hinaus in einem beträchtlichen Ausmaß.“

Nicht nur der laufende Betrieb, sondern auch die Investitionsausgaben der Universität Bonn im Zeitraum von 2015 bis 2020 – immerhin 150,2 Millionen Euro (inflationsbereinigt) – sorgen für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung der Region, „und das auch und gerade in konjunkturell herausfordernden Zeiten“, sagt Christian Helmenstein. So sicherten unter anderem die Ausgaben für Anmietungen, Neubauten und Sanierungen, aber auch die Beschaffung von Gütern 1.855 Arbeitsplätze bei externen Unternehmen.

Ökonomische Auswirkungen einer Standortverlagerung in die Peripherie

Das Economica-Team untersuchte auch, welche Auswirkungen eine Verlegung des Lehrbetriebs der geisteswissenschaftlichen Fakultäten in die Bonner Peripherie hätte, wie sie allem Widerstand seitens der Universität zum Trotz von einigen Akteur*innen in der Stadt gefordert wird. Christian Helmenstein erklärt dazu: „Die Universität ist nicht nur für die Stadt Bonn insgesamt, sondern vor allem auch für ihr Stadtzentrum wirtschaftlich relevant: Würden diese 10.000 Studierenden nicht mehr in der Innenstadt, sondern in weiter entfernten Stadtteilen studieren, gingen im Zentrum nach unseren Modellrechnungen 170 Arbeitsplätze und knapp 15 Millionen Euro Bruttowertschöpfung pro Jahr verloren.“

Stark betroffen wären Kunst und Kultur, Unterhaltung und Erholung, der Einzelhandel sowie die Gastronomie. Und der Altersdurchschnitt der innerstädtischen Wohnbevölkerung würde steigen. Hoffnungen, die Wirtschaftsleistung würde insgesamt einfach nur verlagert, aber nicht sinken, erteilt der Ökonom eine Absage: „Während in der Innenstadt gewachsene Strukturen erheblich beeinträchtigt würden, ist aufgrund des temporären Charakters der universitären Aktivitäten sowie der eingeschränkten raumplanerischen Entwicklungspotenziale in Bonner Randbezirken nicht mit einem vergleichbaren Aufbau von Dienstleistungsangeboten zu rechnen. Einer voraussehbaren Rückentwicklung der Innenstadt steht somit ein wahrscheinlich rudimentäres Entwicklungspotenzial außerhalb gegenüber.“

 

Auch starker wissenschaftlicher Einfluss

Im zweiten Teil der Economica-Studie standen die wissenschaftlichen Leistungen der Universität im Vordergrund. Durch die Analyse der wissenschaftlichen Publikationstätigkeit im Zeitraum von 2016 bis 2022 fanden die Untersuchenden heraus, dass die Universität Bonn an jeder 40. wissenschaftlichen Publikation in Deutschland, jeder 177. in der EU-27 bzw. jeder 655. weltweit beteiligt ist. Das weltweite Forschungsnetzwerk der Universität Bonn umfasst über 20.000 Kooperationspartner. Die Studie zeigt auch auf, dass die Universität in den letzten Jahren eine steigende Zahl von Patenten vor allem in den Bereichen Pharmazie und Biotechnologie hervorgebracht hat und damit direkt zum Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis beiträgt. Die Studie bescheinigt der Universität zudem ein überdurchschnittliches Forschungsengagement zu den globalen Nachhaltigkeitszielen und bei zukunftsgerichteten Technologien etwa im Bereich der Biologie, Biotechnologie und der Gesundheit.

„Neben unserer starken Wissenschaft zum Fortschritt der Gesellschaft, sichern wir als Exzellenzuniversität in der gesamten Region Bonn und darüber hinaus tausende stabile Arbeitsplätze und tragen maßgeblich zu Wohlstand, Wertschöpfung und Kaufkraft bei. Klar ist: Wer uns unterstützt, sichert einen wesentlichen Teil unserer gesellschaftlichen Zukunft.“, resümiert Rektor Prof. Hoch.

 

 

 

 

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