Im November 2024 feierte das Hochschulrechenzentrum (HRZ) der Universität Bonn sein 50-jähriges Bestehen. Das HRZ, das im November 1974 als „Regionales Hochschulrechenzentrum“ gegründet wurde, hat sich innerhalb der vergangenen fünf Jahrzehnte zur zentralen Stütze der IT-Infrastruktur der Universität Bonn entwickelt.
Menschen im Mittelpunkt
„Im HRZ steht immer der Mensch im Mittelpunkt“, betonte Dr. Rainer Bockholt bei den Feierlichkeiten. Er selbst ist bereits seit mehr als 21 Jahren Direktor des HRZ und besonders stolz auf die gute Arbeitsatmosphäre. Eine Aussage, der viele aktuelle und ehemalige Mitarbeitende zustimmten. „Wir freuen uns, hier zu sein“ sei keine Floskel, sondern gelebte Praxis, so Daniela Korden, Projektmanagerin für DiCe-Projekte am HRZ.
Prof. Dr. Maren Bennewitz, Prorektorin für Digitalisierung und Informationsmanagement, bedankte sich bei den Mitarbeitenden des HRZ, die maßgeblich dazu beigetragen hätten, dass die Universität auf viele tolle Erfolge zurückblicken könne: „Als das HRZ vor einem halben Jahrhundert gegründet wurde, konnten sich nur die wenigsten in der akademischen Welt vorstellen, welche zentrale Rolle Datenverarbeitung, Digitalisierung und Informationstechnologie einmal in Forschung, Lehre und Verwaltung einnehmen würden. Während das HRZ zunächst digitale Pionierarbeit leistete, erlebte unsere Gesellschaft – und mit ihr diese Universität – in den folgenden Jahrzehnten eine technologische Revolution nach der anderen: vom Übergang von zentralisierten Großrechnern zu vernetzten Systemen über die Einführung des Internets bis hin zur Nutzung Künstlicher Intelligenz.“ All diese Entwicklungen hätten die Art und Weise, wie geforscht, gelehrt und gelernt wird, grundlegend verändert. Prorektorin Bennewitz ergänzte: „Das HRZ hat diesen Wandel über die Jahre hinweg begleitet und die Universität Bonn fit gemacht für das digitale Zeitalter. Viele Forschungsvorhaben wären ohne die Dienstleistungen und das technische Know-how des HRZ kaum denkbar gewesen, und so mancher wissenschaftliche Durchbruch wäre ausgeblieben.“
Technologischer Fortschritt erfordert Flexibilität
Aus der Sicht eines ehemaligen Nutzers erläuterte Prof. Dr. Max P. Baur zu den Anfängen des damaligen Regionalen Hochschulrechenzentrums, wie umständlich es damals noch war, einen Großrechner zu benutzen. Prof. Dr. Harald Ziegler von der Ruhr-Universität Bochum erklärte in seiner Festrede, dass ein „Rechenzentrumsjahr etwa 22 Unijahren entspricht“, da technologische Veränderungen im Rechenzentrumsbetrieb viel schneller abliefen. Eine wichtige Eigenschaft aller Mitarbeitenden des HRZ sei – bei der Schnelllebigkeit des technologischen Fortschritts – demnach ihre Flexibilität.
Susanne Sigmund, ehemalige Ausbildungsleiterin und Abteilungsleiterin des Anwendersupports, hob die Erfolge der Ausbildung am HRZ hervor: „Seit Beginn der Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration im Jahr 2005 haben alle Azubis am HRZ ihre Abschlussprüfung bestanden“. Eine besondere Erfolgsgeschichte: Die beiden ersten Auszubildenden des Jahrgangs 2005 arbeiten bis heute im Hochschulrechenzentrum.
Das Hochschulrechenzentrum war in den vergangenen 50 Jahren Motor zahlreicher technischer Entwicklungen. Einige bemerkenswerte Meilensteine sind:
1979: Mit der Hochrechnung zur Europawahl 1979 war das damalige Regionale Hochschulrechenzentrum an einem der größten internationalen Projekte beteiligt.
Wechsel von Großrechnern zu Mikrorechnern: In den 1980er Jahren begann der Übergang von zentralisierten Großrechnern zu dezentralen Mikrorechnern. Dadurch wurde eine neue Ära der Flexibilität für Wissenschaftler*innen und Studierende eingeläutet.
Einbindung in das Wissenschaftsnetz (WiN): In den 1990er Jahren wurde die Universität Bonn an das Wissenschaftsnetz (WiN) angeschlossen, was die internationale Forschung nachhaltig veränderte.
Jahr-2000-Problem gemeistert: Dank frühzeitiger Maßnahmen konnte das HRZ das Y2K-Problem erfolgreich bewältigen, das weltweit viele Computersysteme bedrohte.
Gründungsjahr: Das HRZ wurde am 1. November 1974 als „Regionales Hochschulrechenzentrum“ (RHRZ) gegründet. Anfangs wurden damals noch Daten mit Lochkarten verarbeitet.
Das „Aufbaujahr“ 1975: Die DV-Anlage des Typs IBM/370-165 wurde mithilfe einer neuen Zentraleinheit zum Typ IBM/370-168 ausgebaut. Damit hatte der Kernspeicher zwischen 512 Kilobyte (KB) und 2 Megabyte (MB) Kapazität.
Geschwindigkeit: Am 1. April 1996 ging das Hochgeschwindigkeitsdatennetz des DFN-Vereins, das sogenannte Breitband-Wissenschaftsnetz (B-WIN) mit Anschlusskapazitäten von 34 Mbit/s bzw. 155 Mbit/s in Betrieb.
Bedarf: Im April des Jahres 2000 verzeichnete das RHRZ über 21.000 eingetragene Nutzende. An der Universität Bonn gingen zu diesem Zeitpunkt etwa 30.000 E-Mails täglich ein und aus. Es erfolgten etwa 100.000 tägliche Zugriffe auf das Internet, sodass etwa 100 GB am Tag empfangen und 60 GB am Tag versendet werden. Ungefähr 2 TB gespeicherte Daten befanden sich im Jahr 2000 im zentralen Back-up und Archivierungssystem.
Aus RHRZ wird HRZ: Im Jahr 2003 wurde aus „Regionales Hochschulrechenzentrum“ das „Hochschulrechenzentrum“. Dadurch wurde die zentrale Rolle des Rechenzentrums als technischer Dienstleister für die Universität selbst betont, statt wie zuvor als regionaler Anbieter für mehrere Institutionen.
IT-Dienste: Im Laufe der 2000er Jahre sind fortwährend zahlreiche zentrale Dienste aufgebaut worden, die das IT-Rückgrat der Universität Bonn bilden. Unter anderem auch das BONNET, das die Universität verbindet.
Supercomputer „Marvin“: Am 20. Oktober 2023 fand die Einweihung des neuen Hochleistungsrechners „Marvin“ statt. Der Supercomputer hat 18.432 Rechenkerne und belegte bei Inbetriebnahme Platz 423 im „Top 500“-Ranking der weltweit schnellsten Hochleistungsrechner. Seine Anschaffung wurde unter anderem aus Exzellenzmitteln finanziert und ist Teil der Digitalstrategie. Mit den neuen Ressourcen und Rechenkapazitäten setzt die Exzellenzuniversität Bonn ein starkes Zeichen im internationalen Wettbewerb.
Um den steigenden Anforderungen in Forschung und Lehre gerecht zu werden, treibt das Rechenzentrum als starker Akteur der Digitalstrategie der Universität Bonn Themen wie Virtualisierung und den zukunftsfähigen Ausbau der Netzwerkkapazitäten voran. Zu den aktuellen Maßnahmen zählen zum Beispiel das Forschungsdatenmanagement, der IT-Support für die Hertz-Chairs und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Uni-Bonn-App. Der Blick nach vorn bleibt dabei klar: Es geht um Innovation und Flexibilität, wobei die Bedürfnisse der Studierenden, Lehrenden und Forschenden stets im Mittelpunkt stehen
Über das HRZ
Das Hochschulrechenzentrum der Uni Bonn bietet zentrale IT-Dienstleistungen für Forschung, Lehre und Studium. In den letzten Jahren wurden insbesondere die High-Performance-Computing-Kapazitäten ausgebaut. Durch umfassende Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere mit der Installation des Supercomputer-Clusters „Marvin“, konnte die Rechenleistung vervielfacht werden. Damit sind Simulationen möglich, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären und unterstützt somit insgesamt die Wissenschaft bei anspruchsvollen Rechenaufgaben. Das HRZ betreibt das interne Kommunikationsnetz BONNET und stellt IT-Services sowie Netzdienste zur Verfügung. Auch der IT-Helpdesk, Lehrveranstaltungen und die Beratung zur IT-Beschaffung zählen zu den Aufgaben des HRZ.
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Bild © HRZ Universität Bonn / YouTube