Erscheinen die Werke der geometrisch-konstruktiven Kunst auf den ersten Blick streng und kalt, so zeigt die Auswahl und Hängung dieser laufenden Ausstellung, dass sie melancholische oder auch fröhliche und leichte Aspekte offenbart, unterstützt durch die Architektur des Arithmeum, wo der Blick des Besuchers über mehrere Etagen hinweg reicht. „Das Auge wird auf die emotionalen Aspekte dieser Kunstrichtung gelenkt“, sagt Prof. Dr. Ina Prinz, die Direktorin des Arithmeum.
"Konkrete Kunst" bezeichnet jede Art von abstrakter Kunst, die keine figurativen oder symbolischen Bezüge hat. Die Kunst muss völlig frei von naturalistischen Assoziationen sein. Daher basieren die Werke sehr oft auf geometrischen Bildern und Mustern. Konkrete Kunst ist frei von jeder beobachteten Realität und hat keine symbolische Bedeutung. Schließlich wird der Konkreten Kunst, da sie nichts mit der materiellen Welt zu tun hat, eine spirituelle Dimension zugeschrieben, beispielsweise den „Unendlichkeitsmuster“-Designs der islamischen Kunst. Kunst, die auf den Konstruktivismus und De Stijl folgten, brachten präzise Kompositionsstrukturen hervor, die oft mathematische oder wissenschaftliche Formeln darstellten.
Ihre Anfänge werden auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts datiert, erklärt Direktorin Prinz, „aber die Wurzeln reichen viel weiter zurück und bis heute nehmen Sammler, Museen, auch junge Künstler sich der Kunstrichtung kulturübergreifend international an. Konkrete Kunst fördert die Verständigung über Sprachbarrieren hinweg“, erklärt Direktorin Prinz, „sie ist ähnlich allgemeingültig wie die Mathematik.“
Der Begriff wurde 1930 vom Künstler Theo van Doesburg in seinem Manifest der Konkreten Kunst von 1930 eingeführt: Es gebe nichts Konkreteres oder Wirklicheres als eine Linie, eine Farbe oder eine flache Farbfläche, erklärt das Manifest. Später wurde der Schweizer Künstler Max Bill zum Wortführer der Konkreten Kunst. 1944 hat er die erste internationale Ausstellung in Basel organisiert. Nach Bill ist Ziel der Konkreten Kunst, „eine sichtbare und greifbare Form von Dingen zu schaffen, die vorher nicht existierten.“