03. September 2025

„Es ist schön, dass an uns gedacht wird“ Pathways: „Es ist schön, dass an uns gedacht wird“

Wie das Förderprogramm Pathways to Research Studierende mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte unterstützt

Ein Studium an einer Universität zu beginnen, ist für viele junge Menschen ein großer Schritt – noch größer wird er, wenn sie zusätzlich eine Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte im Gepäck haben. An der Universität Bonn unterstützt ein spezielles Förderprogramm Studierende und Promovierende mit diesen Hintergründen. Es bietet nicht nur finanzielle Entlastung, sondern auch Vernetzung und Perspektiven. Zwei Geförderte berichten, wie ihnen Pathways to Research hilft.

Alexandra Alumyan studierte als Erste in ihrer Familie in Deutschland.
Alexandra Alumyan studierte als Erste in ihrer Familie in Deutschland. © Gregor Hübl / Uni Bonn
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Alexandra Alumyan studierte als Erste in ihrer Familie in Deutschland.
Alexandra Alumyan studierte als Erste in ihrer Familie in Deutschland. © Gregor Hübl / Uni Bonn

„Als ich mich an der Uni Bonn einschreiben wollte, brauchte ich meine Geburtsurkunde. Dafür musste ich erstmal in den Irak fliegen, um sie mir dort ausstellen zu lassen. Zehn Tage habe ich dort darauf gewartet.“ So beschreibt Haydar Sahib die größte Hürde, die er auf dem Weg zur Einschreibung überwinden musste. Kein Einzelfall, denn junge Menschen mit Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte werden oft vor besondere Herausforderungen gestellt, wenn sie in Deutschland studieren wollen. Die können ganz unterschiedlich aussehen: eine oft nur schwer durchschaubare Bürokratie, fehlende Kenntnisse über das hiesige Bildungssystem, Sprachbarrieren, keine akademischen Vorbilder im eigenen Umfeld oder eine angespannte finanzielle Situation sind typische Beispiele. Kein Wunder also, dass diese Gruppe an deutschen Universitäten unterrepräsentiert ist. 

Mehr Vielfalt und Bildungsgerechtigkeit 

Um dem entgegenzuwirken, hat die Universität Bonn das Programm Pathways to Research ins Leben gerufen, das Teil der Exzellenzinitiative ist. Seit 2023 fördert es Studierende und Promovierende mit Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte finanziell und durch speziell auf sie zugeschnittene Veranstaltungen. „So wollen wir sie während ihres Studiums oder ihrer Promotion begleiten und unterstützen“, erklärt Daina Hues, die bei der Stabsstelle Chancengerechtigkeit und Diversität das Programm koordiniert. „Pathways to Research stärkt die Vielfalt und die Bildungsgerechtigkeit an unserer Universität.“ 39 Studierende und fünf Promovierende wurden bislang mit 300 bzw. 1.500 Euro pro Monat gefördert. Studierende erhalten das Stipendium für bis zu zwei, Promovierende für bis zu drei Jahre. Damit ist Bonn eine der wenigen Universitäten in Deutschland, die ein spezielles Förderprogramm für diese Zielgruppe aufgebaut hat.

 

Einer der Stipendiaten ist Haydar Sahib. Er war ein Kind, als seine Familie aus dem Irak nach Deutschland floh. Aufgewachsen ist er in Bergheim westlich von Köln. Seit dem Sommersemester 2022 studiert er an der Universität Bonn Pharmazie. Von Pathways to Research hat er über einen befreundeten Kommilitonen erfahren. „Zu der Zeit war ich ohnehin gerade auf der Suche nach einem Stipendium. Dann habe ich gehört, dass die Uni Bonn eines speziell für Studierende mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte anbietet. Es ist schön, dass auch an uns gedacht wird!“

Haydar Sahib schätzt die finanzielle Unterstützung sehr.
Haydar Sahib schätzt die finanzielle Unterstützung sehr. © Volker Lannert / Uni Bonn

Das Stipendium entlastet finanziell und mental

Sahib schätzt die finanzielle Unterstützung sehr, durch die er sich stärker auf sein Studium konzentrieren kann. So kann er sich beispielsweise Fachbücher leisten, die in der Pharmazie oft zwischen 50 und 100 Euro kosten. Doch bei der Förderung geht um weitaus mehr als um die Ausstattung mit Lernmitteln. Das bekräftigt Alexandra Alumyan, eine weitere Pathways to Research-Stipendiatin. Ihre Familie ist vor ihrer Geburt aus Russland eingewandert, sie wuchs zweisprachig auf und studiert heute – als Erste in ihrer Familie in Deutschland – an der Uni Bonn Rechtswissenschaften. Als sie das Stipendium erhielt, steckte sie bereits in den Examensvorbereitungen – eine herausfordernde Zeit, in der der gesamte Stoff des Jurastudiums noch einmal wiederholt wird. „Das ist eine hohe Belastung, die viele Studierende körperlich und psychisch mitnimmt“, erklärt Alumyan. Das Stipendium unterstützt sie hier enorm: „Ich konnte meine beiden Nebenjobs kündigen und habe nun neben den zeitintensiven Examensvorbereitungen noch genug Luft, um Sport zu treiben und mich gesund zu ernähren.“ Die finanzielle führe also auch zu einer körperlichen und mentalen Entlastung, erklärt sie.

Doch Pathways to Research bietet weitaus mehr als Fördergeld. „Wir haben eine richtige Unterstützungsstruktur für die Geförderten geschaffen“, betont Daina Hues. So organisiert sie immer wieder Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmenden andere Stipendiat*innen kennenlernen und sich vernetzen können. Und es gab auch schon ein Treffen mit Mitgliedern der Auswahlkommission. Außerdem stehen berufliche Weiterbildungen auf der Agenda, zum Beispiel Karriere- oder Lebenslauf-Coaching sowie Stimm- und Sprechtraining. „Man kommt in ein Umfeld, das einen versteht, weil alle eine Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte haben“, beschreibt Haydar Sahib den besonderen Geist dieser Veranstaltungen. Auch Alexandra Alumyan schätzt diese Events. Besonders beeindruckt hat sie die Begegnung mit einer Professorin aus der Auswahlkommission, die aus dem Iran stammt: „In einem sehr offenen Gespräch hat sie mir wertvolle Impulse für meine akademische Laufbahn gegeben.“  

Und wie soll es nach der Uni weitergehen? Haydar Sahib und Alexandra Alumyan haben sich ehrgeizige Berufsziele gesetzt: Apotheker und Richterin. Auf einem Abschnitt des Wegs dahin begleitet sie Pathways to Research.

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