05. Dezember 2018

Aus der Erdgeschichte für den Klimawandel lernen Aus der Erdgeschichte für den Klimawandel lernen

Der Geologe Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim von der Universität Bonn zum Weltklimagipfel in Katowice

Beim Weltklimagipfel der Vereinten Nationen in Katowice (Polen) verhandeln Vertreter von rund 200 Staaten noch bis zum 14. Dezember darüber, wie die Erderwärmung möglichst auf unter zwei Grad, besser noch auf 1,5 Grad begrenzt werden kann. Der Geologe Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim vom Institut für Geowissenschaften und Meteorologie der Universität Bonn warnt mit Blick auf die Erdgeschichte vor den Folgen der Klimaerwärmung.

Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim - vom Institut für Geowissenschaften und Meteorologie der Universität Bonn. © Foto: Georg Oleschinski/Uni Bonn
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Woher kommt der von Menschen gemachte Klimawandel?
Froitzheim:
In den vergangenen 540 Millionen Jahren der Erdgeschichte wurde der Atmosphäre sehr viel Kohlendioxid entzogen, indem es in Sedimentgesteinen unter Meeren, Seen und Sümpfen eingeschlossen wurde. Daraus sind später Lagerstätten für Erdöl, Erdgas und Kohle entstanden. Die Menschheit befördert nun dieses gespeicherte Kohlendioxid durch Verbrennen von Kohle, Gas und Öl – aber auch durch das Brennen von Kalkstein für die Zementproduktion – mit rasanter Geschwindigkeit zurück in die Atmosphäre. Die Folgen für das Weltklima sind katastrophal.

Welche Folgen hatten abrupte Klimaänderungen in der Erdgeschichte?
Froitzheim:
Solche Klimakatastrophen hat es in der Erdgeschichte mehrfach gegeben. An der Wende vom Perm zur Trias vor rund 251 Millionen Jahren kam es zum größten Massensterben von Tieren und Pflanzen in der Erdgeschichte. Als Ursache wird ein großer Vulkanausbruch in Sibirien angenommen, bei dem sehr viel Kohlendioxid freigesetzt wurde. Wahrscheinlich gerieten zusätzlich noch Kohleflöze in Brand, die weitere Treibhausgase freisetzten. Nach solchen Aussterbeereignissen hat sich das Leben auf der Erde immer wieder erholt. Die menschliche Zivilisation würde aber eine solche Katastrophe absehbar nicht unbeschadet überleben.

Wie schnell läuft die aktuelle Erderwärmung im Vergleich zu Beispielen aus der Erdgeschichte ab?
Froitzheim:
Von Untersuchungen zum Beispiel an Eisbohrkernen und Tiefseesedimenten wissen wir, dass gegenwärtige die Erde mindestens zehn Mal so schnell erwärmt, wie es an den Übergängen zwischen Kalt- und Warmzeiten in der jüngeren Erdgeschichte der Fall war.

Welche Beiträge leistet Ihre Arbeitsgruppe zur Klimafolgenforschung?
Froitzheim:
Dr. Michael Weber aus meiner Arbeitsgruppe hat vor rund einem Jahr zusammen mit einem internationalen Wissenschaftlerteam herausgefunden, dass es vor rund 15.000 Jahren zu einem abrupten Meeresspiegelanstieg von mehreren Metern durch teilweises Abschmelzen des Eisschildes in der Antarktis kam. Damals führten Änderungen in der atmosphärisch-ozeanischen Zirkulation zu einer kalten Schicht an der Meeresoberfläche und einer warmen darunter. Dadurch tauten die Eisschilde von unten stärker auf, als wenn der umgebende Ozean besser durchmischt ist. Genau dieser Auftau-Effekt vollzieht sich momentan rund um die Antarktis.

Was muss geschehen, um das Zwei-Grad- oder besser noch das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen?
Froitzheim:
Es gibt nur zwei Wege. Die Regierungen müssen sich auf ambitionierte, verbindliche und klare Klimaziele einigen und diese auch erreichen. Darüber hinaus ist natürlich jeder gefragt: Weniger Fliegen, weniger Autofahren und weniger Fleisch essen helfen ebenso wie die verstärkte Nutzung von regenerativen Energiequellen, um die Klimaziele zu erreichen.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim
Arbeitsgruppe Strukturgeologie
Institut für Geowissenschaften und Meteorologie
Universität Bonn
Tel. 0228/732463
E-Mail: nfroitzh@uni-bonn.de

Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim - vom Institut für Geowissenschaften und Meteorologie der Universität Bonn. © Foto: Georg Oleschinski/Uni Bonn
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim - vom Institut für Geowissenschaften und Meteorologie der Universität Bonn. © Foto: Privat
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