22. September 2020

Die Bib ist zu – und jetzt? Die Bib ist zu – und jetzt? Studieren in Zeiten von Corona

Studieren und Lernen in Zeiten von Corona

In den eigenen vier Wänden zu lernen und zu arbeiten, ist für viele Studierende nicht die erste Wahl. Doch was tun, wenn es auf den ersten Blick der einzige Ort dafür ist? Campus-Reporter Vincent Rastfeld hat nachgefragt, wie Studierende ohne die Bibliotheken zurechtkommen und mit welchen Mitteln sie gegen die Gefahr der Ablenkung angehen.

Wohin zum Lernen?
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Die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) an der Adenauerallee ist normalerweise ein Indikator für Klausuren-Phasen und Abgabe-Termine. Denn in diesen Zeiträumen vergeht selten ein Tag, an dem nicht Trauben von Studierenden vor dem Haupteingang stehen, sich verabreden, eine kurze Pause machen oder auf dem Weg zum Mittagessen sind. Aktuell ist das natürlich anders. Denn das Lernen in dem hellen Lesesaal inklusive des herrlichen Rheinblicks ist weiterhin nicht gestattet. Maximal 20 Minuten lang dürfen sich die Studierenden im Freihandmagazin aufhalten, um sich ihre Literatur herauszusuchen.

Für manch einen stellt sich deshalb die Frage, wie die Lernphase umgestellt werden kann. In einer uniweiten Befragung zum Abschluss des „Online-Semesters“ gaben zwei von fünf Befragten an, dass sie in ihrer Umgebung nicht ungestört lernen. Die Universitätsleitung arbeitet deshalb an Lösungen, wie die Bibliotheken wieder für Arbeitsplätze geöffnet und weitere Raumangebote zum Lernen entstehen können. Wann genau erste Maßnahmen greifen, ist allerding noch unklar.

Viele Studierende fühlen sich zu Hause abgelenkt und weniger produktiv. Sei es, dass das Handy zu oft in verführerisch greifbarer Nähe liegt, oder aber ein gemütliches Beisammensein mit den Mitbewohnern angenehmer erscheint, als das nächste Kapitel im Buch anzufangen.

"Das Handy ist definitiv immer eine Ablenkung..."

„Das Handy ist definitiv immer eine Ablenkung“, erzählt eine Studentin auf ihrem Weg nach Hause. Sie hat sich gerade ein paar Lehrbücher für ihre Bachelorarbeit im Fach Lehramt ausgeliehen. Die 27-Jährige spürt einen deutlichen Unterschied in ihrer Arbeitsweise zu Hause: „Ich merke, dass ich definitiv langsamer vorankomme als normal. Allerdings liegt das auch daran, dass der Zugriff auf manche Literatur deutlich beschränkter ist. Vieles ist nicht ausleihbar:“ Für das Handy-Problem hat sie sich jedoch schon etwas einfallen lassen. „Ich habe mir in den letzten Wochen einen kleinen Garten auf meinem Balkon angelegt. Wenn ich dann mal eine Pause von der Bachelorarbeit brauche, dann werkele ich dort ein wenig. Das ist oft eine bessere Alternative, als am Handy zu versacken.“

"Musik hilft mir beim Konzentrieren"

Ihre Freundin verfolgt in dieser Hinsicht einen anderen Ansatz. Ihr geht es besonders um die Lernatmosphäre, die Sie sich zu Hause schafft. „Ich habe seit einiger Zeit Lo-Fi-Music für mich entdeckt“, so die Soziologie Doktorandin. Bei dieser Art von Musik handelt es sich um eine Unterkategorie von Hip-Hop- und Elektro-Musik die betont entspannend wirken soll. „Bei Youtube findet man immer eine große Auswahl davon. Mir hilft es tatsächlich dabei mich besser zu konzentrieren.“

Natürlich sind nicht alle Studierenden so betroffen von den geschlossenen Bibliotheken. Malte steht kurz vor seiner Mathematik-Masterarbeit und lernt sowieso am liebsten von zu Hause aus. Allerdings merkt auch er eine Veränderung: „Wenn man normalerweise zu Hause lernt, war man zuvor in der Uni und hat seine sozialen Kontakte gepflegt. Jetzt, wo man allerdings auch die Lehrveranstaltungen zu Hause vor dem Computer verbringt, ist die Motivation, danach direkt am Computer weiter zu lernen, nicht so groß.“  

"Im Café ist man nicht so abgeschottet wie zu Hause."

?Dort ist man zwar für sich, aber man ist auch nicht so abgeschottet wie zu Hause. ?Dagegen hat Laura eine Lösung: Die Master-Studentin aus dem Fach Medienwissenschaften braucht ebenfalls ab und an einen Tapetenwechsel. „Ich setze mich häufig ins Café, um dort in Ruhe arbeiten zu können. Dort ist man zwar für sich, aber man ist auch nicht so abgeschottet wie zu Hause. Bringt man dann auch noch andere Freunde mit, die arbeiten müssen, simuliert man sich so seine eigene Bibliotheksatmosphäre.“ Dass die Verpflegung deutlich besser ist als in der Bibliothek, ist natürlich ein weiterer Vorteil, so Laura schmunzelnd. Und wer beim Lernen noch dazu Rheinblick genießen will, für den ist vielleicht der Rheinpavillon an der Uferpromenade vor der ULB etwas. 

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