09. Juli 2021

Welche Zukunft wünschen sich Menschen in Afrika? Welche Zukunft wünschen sich Menschen in Afrika?

Publikationen und Runder Tisch der Universitäten Bonn und Köln zu den Perspektiven im ländlichen Afrika

Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen blicken die Menschen im ländlichen Afrika in die Zukunft? Welche individuellen Pläne und Ziele verfolgen sie jenseits staatlicher Entwicklungsprogramme? Der Sonderforschungsbereich (SFB) „Future Rural Africa“ der Universitäten Bonn und Köln präsentiert Antworten auf diese Fragen in einem aktuellen Themenheft der Fachzeitschrift „European Journal of Development Research“ auf Grundlage gemeinsamer Forschungsarbeiten mit afrikanischen Partnerinstituten. Am Donnerstag, 26. August, ab 15 Uhr findet zu diesem Thema auch ein virtueller Runder Tisch statt.

Wie führen Infrastrukturprojekte in afrikanischen Ländern zu Konflikten um Land?
Wie führen Infrastrukturprojekte in afrikanischen Ländern zu Konflikten um Land? - Diese Frage untersuchten Wissenschaftler im Sonderforschungsbereich „Future Rural Africa“. © Foto: Britta Klagge
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In 14 wissenschaftlichen Teilprojekten untersucht der SFB “Future Rural Africa”, wie Regierungen und Bevölkerungen die Zukunft des ländlichen Afrika gestalten. Die jetzt veröffentlichten Beiträge in dem Themenheft befassen sich mit der treibenden Kraft von Wünschen, Hoffnungen und Visionen in den Prozessen des “Zukunft-Machens”. Dieser Aspekt fand in der Entwicklungsforschung bisher vergleichsweise wenig Beachtung, obwohl dies eine wichtige Voraussetzung für eine aktive Beteiligung der Menschen an Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen darstellt. Die Bedeutung eigener Vorstellungen und Wünsche gilt für die Mitglieder ländlicher Gemeinschaften ebenso wie für nationale Planungen. Sogar die Afrikanische Union stellt ihre Agenda 2063 unter die programmatische Überschrift “The future we want for Africa”.

Das aktuelle Themenheft des „European Journal of Development Research“ betrachtet individuelle Zukunftsbestrebungen im Verhältnis zu nationalen Entwicklungsagenden und Großprojekten. Die hier gebündelten Beiträge zeigen eindrucksvoll das breite Spektrum an Forschungsergebnissen aus dem Bonn-Kölner Verbundprojekt, an dem sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Geographie, Ethnologie, Agrar- und Umweltwissenschaften beteiligen.

Mehrere Artikel untersuchen die derzeit in vielen afrikanischen Ländern verfolgten Aktivitäten zum Bau von riesigen Entwicklungskorridoren und Infrastrukturprojekten. Beispielsweise diskutieren die Bonner Geographin Britta Klagge und der Kölner Ethnologe Clemens Greiner, wie Projekte zur Energiegewinnung und zum Straßenbau zu Konflikten um Land führen und damit die dünn besiedelten Trockengebiete im Norden Kenias verändern. Zwei Artikel aus den Arbeitsgruppen des Agrarökonomen Thomas Heckelei und der Geographin Mariele Evers zeigen in Fallstudien, wie bäuerliche Haushalte angesichts ökologischer Schockereignisse und Wasserknappheit schwierige ökonomische Entscheidungen treffen. In einem Artikel des Entwicklungsgeographen Detlef Müller-Mahn zusammen mit den kenianischen Kooperationspartnern Kennedy Mkutu und Eric Kioko geht es um die zwiespältigen Ergebnisse und Risiken von Megaprojekten in Kenia, die von vielen Menschen als “Leuchttürme der Hoffnung” betrachtet werden. Sämtliche Mitglieder der Universität Bonn des Sonderforschungsbereichs „Future Rural Africa“ gehören auch dem Transdisziplinären Forschungsbereich "Innovation und Technologie für eine nachhaltige Zukunft" an.

Das Themenheft berichtet über Ergebnisse aus Forschungsprojekten des SFB/Transregio 228 „Future Rural Africa“, des International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT/ CGIAR) in Nairobi und des Center for International Forestry Research (CIFOR - ICRAF) in Nairobi. Der Wirtschaftsgeograph Javier Revilla Diez von der Universität Köln, einer der Initiatoren des Themenheftes, erklärt: „Entwicklungsprozesse werden immer auch von versteckten Agenden und Machtverhältnissen beeinflusst, die den Fortschritt für alle behindern können“. Detlef Müller-Mahn, der zugleich Sprecher des SFBs ist, fasst die Ergebnisse der bisherigen Forschungen zusammen: “In Afrika wie überall auf der Welt entfalten sich Zukünfte im Zusammenspiel verschiedener Akteure mit ihren jeweils eigenen Interessen, Visionen und Wünschen. Der Erfolg großräumiger Entwicklungen wird maßgeblich dadurch bestimmt, wie sich die Menschen mit den Zielen identifizieren.”

Die Ergebnisse werden zusätzlich bei einem öffentlichen virtuellen runden Tisch am Donnerstag, 26. August 2021, 15 bis 16.30 Uhr (CEST) diskutiert. Die Veranstaltung „Virtual roundtable discussion: Rural aspirations in Africa – livelihood decisions and rural development trajectories“ findet in englischer Sprache statt. Registrierungslink: https://www.cifor-icraf.org/event/rural-aspirations/

Weitere Informationen: www.crc228.de/

Pressemitteilung der Universität zu Köln: https://portal.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/presseinformationen/detail/save-the-date-veranstaltung-zu-entwicklungsperspektiven-im-laendlichen-afrika

Publikation: Rural aspirations in Africa – livelihood decisions and rural development trajectories. European Journal of Development Research, volume 33, issue 4, July 2021, Link: https://link.springer.com/journal/41287/volumes-and-issues/33-4

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Detlef Müller-Mahn
Geographisches Institut
Universität Bonn
Tel. (+49) 228 73-7232
E-Mail: mueller-mahn@uni-bonn.de

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