21. März 2007

Eine Geschwulst so groß wie eine Orange Eine Geschwulst so groß wie eine Orange

Uni-Klinik: Strahlende Kugeln lassen Lebertumor schrumpfen

Sie hat einen Tumor in der Leber, etwa so groß wie eine Orange. Hilfe fand Gisela K. am Universitätsklinikum Bonn: Mit Erfolg bekämpfen dort Nuklearmediziner und Radiologen Lebertumore bereits seit über einem Jahr mit einer neuartigen Therapie. Radioaktive Mikrokugeln wirken direkt in der Leber gezielt auf die Krebszellen und schonen das gesunde Gewebe. So wächst der Tumor nicht weiter oder schrumpft wie bei der 60-jährigen Patientin sogar.

Bild Eine Geschwulst so groß wie eine Orange
Bild Eine Geschwulst so groß wie eine Orange © Universität Bonn
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Es war eine Zufallsdiagnose: Gisela K. hatte gar keine Beschwerden. Doch vor einem halben Jahr wurde bei einer Routineuntersuchung ein Lebertumor entdeckt. "Ich habe mich von Anfang an nicht aufgegeben " auch dank meiner Tochter", sagt die Großmutter von zwei Enkeln. Eine Operation oder eine Chemotherapie war nicht möglich. Daher unterzog sich Gisela K. einer so genannten Selektiven Internen Radiotherapie (SIRT) am Bonner Universitätsklinikum.

Leberkrebs ist in Deutschland selten. Häufiger finden sich in der Leber aber Tochtergeschwülste einer anderen bösartigen Krebsform. SIRT ist ein spezielles Verfahren gegen Lebertumore und "metastasen und wird nur an wenigen Zentren in Deutschland angeboten. Die Bonner Mediziner setzen dieses Verfahren ein, wenn alle anderen Therapien versagen. Dabei fließen radioaktive Mikrokugeln aus Kunstharz im Blut durch die Leberarterie gezielt zum Tumor und docken dort an. Die radioaktive Strahlung des Betastrahlers Yttrium zerstört anschließend treffsicher Tumorgewebe. "Diese Selektion funktioniert, da der Tumor stärker durchblutet ist als die Leber. So lässt diese Therapie gesundes Gewebe am Leben", erklärt Professor Dr. Holger Palmedo, Leitender Oberarzt an der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Bonn.

Der Eingriff dauert 20 Minuten bei lokaler Narkose. Dabei legen die Bonner Mediziner einen Katheter etwa so dünn wie eine Kugelschreibermine über die Leiste in die Leberarterie. "Es erfordert viel Fingerspitzengefühl den Katheter genau so zu platzieren, dass möglichst keine Mikrokugel woanders hinwandert", sagt Privatdozent Dr. Kai Wilhelm, Oberarzt an der Radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn. Denn sonst könnten Geschwüre im Magen-Darm-Trakt oder Atemnot auftreten. In der Regel ist SIRT aber gut verträglich und es treten meist keine Nebenwirkungen auf.

Nicht für alle Leberkrebspatienten ist SIRT geeignet " entscheidend sind vor allem eine gute Leberfunktion und die Verträglichkeit von Radioaktivität. Auch wenn die Krankheit meist schon sehr weit fortgeschritten war, haben die Bonner Mediziner bereits 20 Patienten mit SIRT erfolgreich behandeln können. Bei zwei von drei Patienten schrumpften die Tumore oder hörte das Wachstum der Tumore auf. "Wir können unsere Patienten nicht vollständig heilen; jedoch am ehesten ihre Lebenszeit verlängern, und das mit mehr Lebensqualität", sagt Professor Palmedo.

Dank SIRT ist der Lebertumor von Gisela K. innerhalb von zwei Monaten um mehr als die Hälfe geschrumpft. "Es ist wahrscheinlich, dass der Tumor unserer Patientin in den kommenden Monaten noch weiter zurückgedrängt wird"; sagt Professor Palmedo. Gisela K. hat keine Zweifel wieder ganz gesund zu werden: "Ich möchte bald wieder arbeiten gehen!"


Kontakt für die Medien:
Leitender Oberarzt Professor Dr. Holger Palmedo
Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-16973
E-Mail: holger.palmedo@ukb.uni-bonn.de







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Professor Palmedo im Gespräch mit seiner Patientin Gisela K. Foto: Kurt Dederichs, Kommunikationszentrum Foto+Medien/UKB




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