05. August 2020

Hausdorffs Abschiedsbrief mit Nachlass vereint Hausdorffs Abschiedsbrief mit Nachlass vereint

Archiv der Universität Bonn übergibt den Brief an die Universitäts- und Landesbibliothek

Der Bonner Mathematikprofessor Felix Hausdorff wählte den Freitod, um der Verfolgung und drohenden Ermordung durch das Nazi-Regime auf diesem Weg zu entgehen. Sein bewegender Abschiedsbrief vom 25. Januar 1942 wurde jetzt vom Archiv der Universität Bonn auf die andere Seite des Hofgartens gebracht und an die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB) übergeben. So ist nach über 60 Jahren der Nachlass Felix Hausdorffs wieder vollständig an einem Ort vereint.

Der Abschiedsbrief in der ULB.
Der Abschiedsbrief in der ULB. - Gut behütet: der Abschiedsbrief des Felix Hausdorff. Links im © Bild: Dr. Thomas Becker, rechts im Bild: Dr. Ulrich Meyer-Doerpinghaus. Bild: Volker Lannert / Universität Bonn
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In der Feier zur Übergabe des Schriftstücks in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn nahm der Direktor, Dr. Ulrich Meyer-Doerpinghaus, den Brief entgegen: "Wir freuen uns sehr, dass der Brief nun mit dem Nachlass Hausdorffs an einem Ort zusammen kommt."

Bis es jetzt soweit war, reiste der Brief über verschiedene Stationen. 1980 wurde der Nachlass Felix Hausdorffs der ULB übergeben, damals ohne Abschiedsbrief. Der tauchte ein Jahr später im Mathematischen Institut auf und wurde dem Universitätsarchiv übergeben. Fortan wurde der Brief auch ausgeliehen, immer wieder und im Jahr 1997 verschwand der Brief dann vermeintlich. Im Jahr 2012 fällt dem Archivar der Universität Bonn, Dr. Thomas Becker, bei der Durchsicht eines Stapels vermeintlich leerer Schnellhefter, die entsorgt werden sollten, der Abschiedsbrief buchstäblich in die Hände. "Ich war schockiert und glücklich zugleich. Beinahe wäre der Brief entsorgt worden. Seither haben wir den Brief in einer Vitrine des Universitätsmuseums zum Andenken an Felix Hausdorff ausgestellt.", erläutert Becker. Jetzt hat er den Abschiedsbrief der ULB übergeben und so ist er mit dem Nachlass Felix Hausdorffs vereint.

Der Abschiedsbrief vom 25. Januar 1942 richtet sich an Hausdorffs Freund, den Rechtsanwalt Hans Wollstein. Es geht um Dinge wie offene Rechnungen und die Übernahme seiner Bestattungskosten. Hausdorff ahnt, dass er vom Sammellager der Nazis in Endenich deportiert und ermordet werden soll. Er schreibt: „…auch Endenich ist noch vielleicht das Ende nich!….“. Bevor ihn die Nazis zu fassen bekommen, beging Hausdorff Selbstmord. Hans Wollstein wurde im KZ Auschwitz ermordet.

Hausdorff war als Mathematiker bekannt für seine Errungenschaften in Mengenlehre, Wahrscheinlichkeitstheorie und Funktionsanalysis. Zugleich war er Künstler und Philosoph. Zu seinem Nachlass zählen auch 22 literarische und philosophische Werke sowie ein Theaterstück. Zu Ehren Felix Hausdorffs wurde das Bonner Exzellenzcluster für Mathematik in „Hausdorff Center for Mathematics“ umbenannt. Das literarische, künstlerische und wissenschaftliche Werk Felix Hausdorffs wird unter dem Dach des Hausdorff Centers in einer Gesamtedition herausgegeben, koordiniert von Prof. Dr. Walter Purkert. 2021 wird die Fertigstellung der Hausdorff-Edition in einem Festakt gefeiert.

Ansprechpartner:
Dr. Ulrich Meyer-Doerpinghaus, Direktor
Universitäts- und Landesbibliothek
Adenauerallee 39-41, 53111 Bonn
Tel.: +49 228 73-7352
E-Mail: Direktion@ulb.uni-bonn.de

Der Abschiedsbrief Hausdorffs
Der Abschiedsbrief Hausdorffs - "...das Ende nich..." © Volker Lannert / Universität Bonn
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