03. Juni 2014

Kleinkind bekommt von Mutter eine Niere geschenkt Kleinkind bekommt von Mutter eine Niere geschenkt

Erste Nierentransplantation bei einem Kind am Uni-Klinikum Bonn

Lisa ist mit fehlgebildeten Nieren auf die Welt gekommen. Jetzt spendete die Mutter ihrer 17 Monate alten Tochter ein intaktes Organ. Es ist die erste Nierentransplantation bei einem Kind in Bonn und somit der Auftakt des Pädiatrischen Nierentransplantationsprogramms am Universitätsklinikum Bonn. Lisa war mit sieben Kilo relativ klein für einen Eingriff dieser Art, der in enger Zusammenarbeit von Chirurgen und Kindernephrologen – Top-Spezialisten auf diesem Gebiet - durchgeführt wurde. Empfängerin und Organspenderin sind bereits kurz nach der erfolgreichen Transplantation wohlauf.

Erste pädiatrische Nierentransplantation in Bonn:
Erste pädiatrische Nierentransplantation in Bonn: - (v. li) Privatdozent Pollok, Lisa auf dem Arm ihrer Mutter und Prof. Hoppe; © Rolf Müller / UK Bonn
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Im fünften Monat der Schwangerschaft kam der Schock: Da beide Nieren des Ungeborenen nicht richtig arbeiteten, war viel zu wenig Fruchtwasser vorhanden. So können sich auch die Lungen nicht richtig entwickeln und Lisa hatte nur eine sehr geringe Überlebenschance. Hilfe fanden die Eltern am Universitätsklinikum Bonn primär in der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, sowie der Neonatologie: „Die Ärzte haben um ihr Leben gekämpft.“ Agnieszka und Waldemar waren sich einig, dass sie, falls notwendig, ihrer Tochter eine Niere spenden.

Lisas erste Lebensmonate waren nicht leicht

„Da beide Nieren unserer kleinen Patientin gar kein Urin produzierten, war für Lisa von ihrem zweiten Lebenstag an eine künstliche Blutwäsche lebensnotwendig“, sagt Prof. Dr. Bernd Hoppe, Leiter des Schwerpunktes pädiatrische Nephrologie und Oberarzt in der Allgemeinen Pädiatrie des Universitätsklinikums Bonn, der bereits seit vielen Jahren nierenkranke und transplantierte Kinder betreut. Die Eltern entschieden sich für eine Bauchfelldialyse, die sie auch selbst zu Hause durchführen können. Dabei fungiert das stark durchblutete Bauchfell als körpereigener Filter zur Blutreinigung. Siebzehn Monate lang bestimmten Dialysezeiten, Lisas häufige Krankenhausaufenthalte und Operationen das Leben der Familie, zu der noch zwei schulpflichtige Kinder zählen.

„Kleine Kinder sollten frühzeitig eine Niere transplantiert bekommen“, betont der erfahrene Kindernephrologe Prof. Hoppe. „Ohne Lebendspende, wie hier bei Lisa, sind die Wartezeiten lang und die Dialyse bringt Komplikationen mit sich, die sich unter anderem negativ auf spätere Chancen und die Lebenserwartung der Kinder auswirken.“

Die große Niere der Mutter hat nicht so viel Platz

Dann war es soweit: Zahlreiche Untersuchungen stellten sicher, dass die 31-jährige Mutter und ihre Nieren kerngesund sind, und prüften, ob das Spenderorgan gut zu Lisa passt. „Normalerweise werden Kindern ab zehn Kilogramm eine Niere transplantiert. Unsere kleine Patientin mit sieben Kilogramm war da schon eine besondere Herausforderung“, sagt Privatdozent Dr. Dr. Jörg-Matthias Pollok, Teamleiter Transplantation und Oberarzt in der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn. Er gehört zu den wenigen Chirurgen, die ihren Schwerpunkt auf Transplantationen bei Kindern gesetzt haben.

Die Gefäße der kleinen Patienten sind winzig im Vergleich zu denen von Erwachsenen. Für die große Niere der Mutter fand der erfahrene Transplanteur Platz in Lisas Unterbauch. Besonders knifflig war, dass ihre Harnblase extrem klein war, da sie nie einen Tropfen Urin transportiert hatte. So erfolgte der Anschluss des Harnleiters nicht über die Blase sondern über Lisas eigenen Harnleiter. „Neben dem Anreiz einer technisch so anspruchsvollen Operation ist meine Motivation, dass wir bei unseren kleinen Patienten extrem gute Ergebnisse erreichen können“, sagt Privatdozent Pollok.

Erfolgreicher Eingriff ohne Komplikationen

So auch bei Lisa. „Jetzt muss sie erst einmal alles aufholen, um unter anderem endlich richtig laufen zu lernen“, sagt ihr betreuender Arzt Prof. Hoppe. Zudem gehören weiterhin Medikamente und Kontrolluntersuchungen zu ihrem Leben. Trotzdem sind ihre Eltern überglücklich, ihre Tochter jetzt nach allen Strapazen zu Hause zu haben und hoffen auf die Rückkehr der Normalität in ihrem Familienleben: „Man muss alles Mögliche tun – und es hat sich gelohnt. Jetzt wird alles gut“, danken die Eltern Lisas Ärzten.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Bernd Hoppe
Oberarzt in der Allgemeinen Pädiatrie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-33446
E-Mail: bernd.hoppe@ukb.uni-bonn.de

Priv.-Doz. Dr. Dr. Jörg-Matthias Pollok
Oberarzt in der Chirurgischen Klinik
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15152
E-Mail: joerg.pollok@ukb.uni-bonn.de

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