16. Oktober 2018

Menschen im Seniorenheim sind augenärztlich unterversorgt Menschen im Seniorenheim sind augenärztlich unterversorgt

Die Anzahl der Menschen höheren Lebensalters ist gestiegen, die in Seniorenheimen vollstationär gepflegt werden. Mit dem Wechsel in ein Heim wird aber die ärztliche Versorgung komplizierter. Die OVIS-Studie untersucht die aktuelle augenärztliche Versorgung in Seniorenheimen in Deutschland und kommt zum folgenden Ergebnis: In Deutschland besteht eine erhebliche augenärztliche Unterversorgung in Seniorenheimen. Im Rahmen der Eröffnungsfeier des 17. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung in Berlin wurde jetzt Dr. Petra P. Larsen (geb. Fang) der Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis 2018 verliehen. Die Jury wählte die Arbeit, die 2017 von einer Autorengruppe um die Preisträgerin an der Augenklinik des Universitätsklini-kums Bonn (Direktor: Prof. Dr. Frank G. Holz) und einer multizentrischen Studiengruppe publiziert wurde, aufgrund der hohen Relevanz für die Patientenversorgung aus.

OVIS-Studie zur aktuellen augenärztlichen Versorgung in Seniorenheimen:
OVIS-Studie zur aktuellen augenärztlichen Versorgung in Seniorenheimen: - Dr. Petra P. Larsen (geb. Fang) wurde jetzt der Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis 2018 verliehen; Symbolfoto © colourbox.de
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Deutschlandweit wurden 600 Bewohner, die im Durchschnitt 83 Jahre alt waren, in 32 Seniorenheimen durch 14 Augenkliniken untersucht. Fast jeder Zweite gab aktuelle Sehprobleme an. Bei den Untersuchungen in der OVIS-Studie  zeigten sich bei 61 Prozent behandlungsbedürftige Augenbefunde. Den meisten wurden jährliche Kontrollen bei einem Augenarzt empfohlen, jedem Fünften jedoch eine rasche Vorstellung innerhalb von zwei  Monaten und vier Prozent sogar eine sofortige Vorstellung beim Augenarzt. Fast jeder Zweite hatte einen grauen Star, der in 62 Prozent  der Fälle als operationswürdig eingestuft wurde. Doch lag im Durchschnitt der letzte Augenarztbesuch etwa vier Jahre zurück .Mehr als die Hälfte gab an, prinzipiell dafür noch mobil genug zu sein. Die Restlichen gaben folgende Hürden an: fehlender Transport, fehlende Unterstützung/Hilfe, fehlende subjektive Notwendigkeit sowie fehlende barrierefreie Augenarztpraxis und Kosten

Das Ergebnis der OVIS-Studie ist, dass im Bereich der augenärztlichen Versorgung weitere Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden müssen, um die Unterversorgung zu beheben. Die Implementierung neuer Ausbildungskonzepte in der Pflege unter Einbeziehung der Augenheilkunde, die Durchführung regelmäßiger augenärztlicher Untersuchungen oder die Dokumentation von Sehhilfen auf Überleitungsbögen sind erste sinnvolle Schritte. Um die augenärztliche Versorgung von Bewohnern in Seniorenheimen auf einem ausreichenden Niveau sicherzustellen, besteht in Deutschland jedoch auch der Bedarf für neue beziehungsweise eine Erweiterung der derzeitigen Modelle zur augenärztlichen Versorgung von älteren Menschen in Heimen

Die OVIS-Studie wurde von der Stiftung Auge der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gefördert.

Publikation: Fang PP, Schnetzer A, Kupitz DG, et al. Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen: Die OVIS-Studie. Ophthalmologe. 2017;114(9):818-827. doi:10.1007/s00347-017-0557-0.

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