18. April 2016

Bonner Uni-Arzt hilft Kindern in Afrika Bonner Uni-Arzt hilft Kindern in Afrika

Hilfsaktion für Patienten mit Epilepsie in Äthiopien

In Äthiopien sind Kinder, die an Epilepsie leiden, medizinisch extrem unterversorgt. Um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, flog Prof. Dr. Christian Elger, Direktor der Klinik für Epileptologie am Universitätsklinikum Bonn, nach der Hauptstadt Addis Abeba. An der dortigen Universitätsklinik untersuchte er innerhalb von fünf Tagen 160 Patienten – dreiviertel davon waren Kinder und Säuglinge – und gab Behandlungsempfehlungen. Organisiert wurde sein Einsatz von Maike van Ueuem, einer Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Einsatz in Äthiopien:
Einsatz in Äthiopien: - Prof. Christian Elger (mi) misst ein Elektroenzephalogramm (EEG) bei einem Kleinkind; © Maike van Ueuem
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Überall auf den Fluren und in den Wartebereichen des ärmlichen und einfachen Krankenhauses drängelten sich Menschen. Auch für den deutschen Professor aus Bonn hatte sich eine Schlange gebildet. Die Ratsuchenden kamen nicht nur aus Addis Abeba und Umgebung, sondern darunter gab es sogar vereinzelt Flüchtlinge aus dem Kongo. „Zum einen wollte ich wissen, wie hoch der tatsächliche medizinische Bedarf ist und zudem genügend hoch engagierte Menschen finden, mit denen vor Ort etwas aufgebaut werden kann“, erklärt Prof. Elger, die Ziele seiner Reise nach Äthiopien. Maike van Ueuem und ein Äthiopier, der gut Deutsch spricht, hatten sich um die Patienten-Akquise gekümmert und den Einsatz vor Ort organisiert – bis hin zu einer Sammlung für das Hotelzimmer des deutschen Arztes. Den Flug bezahlte Prof. Elger aus eigener Tasche.

An fünf Tagen hielt der Bonner Epileptologe jeden Morgen eine Vorlesung. Anschließend schaute er sich von 9 bis 18 Uhr mit nur einer kurzen Pause von 20 Minuten Patienten an. Da war beispielsweise ein 14-jähriges, trotz ihres Leidens glücklich wirkendes Mädchen, das aufgrund eines frühkindlichen Schlaganfalls halbseitig gelähmt ist und gleichzeitig häufig schwere epileptische Abfälle hat. Sie gehört zu den 15 der 160 untersuchten Patienten, die von einer Operation profitieren könnten. „Dies würde ihr Leben verändern“, betont Prof. Elger. Doch sind solche Operationen nicht nur unbezahlbar, sondern dort in dem Krankenhaus auch nicht möglich.

„Man kann auch mit Medikamenten älterer Generation gut therapieren“

Als Option bleiben da nur Medikamente, doch diese sind in Äthiopien sehr beschränkt. „Alles was hochmodern ist, ist sehr teuer. Das kann sich ein Großteil der Bevölkerung nicht leisten“, sagt Prof. Elger. Bezahlbar sind nur vier vor 1970 entwickelte Medikamente, die jedoch größtenteils falsch eingesetzt werden. Denn bei gleichzeitiger Einnahme beeinflussen sich diese Arzneimittel in ihrer Wirkung, so dass ihr Effekt oft abgeschwächt oder sogar aufgehoben wird. „Kennt und versteht ein Arzt diese vielschichtigen Wechselwirkungen aber, kann er auch mit den älteren Medikamenten gut therapieren“, sagt Prof. Elger. „Und die äthiopischen Mediziner haben schnell verstanden, wie man diese Medikamente kombinieren kann und worauf man achten muss.“ Bei etwa jedem siebten der untersuchten Patienten konnte der Bonner Arzt eine Fehldiagnose aufdecken.

„Sie sind stolz, dort zu arbeiten“

Vor allem das große Engagement und Interesse der angehenden jungen Ärzte machte für Prof. Elger den Aufenthalt zu einem schönen Erlebnis. „Die jungen Leute waren mit Begeisterung dabei, das hat richtig Spaß gemacht“, erzählt Prof. Elger. „Ich war immer von etwa zwölf jungen Personen umgeben, die quasi an meinen Lippen gehangen haben.“ Zudem kümmerten sie sich nett um die Kinder und spielten mit ihnen. Dies alles trug zu einer sehr schönen Atmosphäre bei. „Sie sind sehr patriotisch. Sie wollen etwas lernen, nicht um im Ausland viel Geld zu verdienen, sondern um es in ihrem Land besser zu machen“, betont der Bonner Epileptologe, der selbst die dortige Situation weiter verbessern möchte.

So möchte Prof. Elger über den Förderverein der Bonner Universitäts-Klinik für Epileptologie eine „Äthiopien-Hilfe“ aufbauen und unter anderem an der Universitätsklinik in Addis Abeba eine eigenständige Abteilung für neuropädiatrische Epilepsie gründen. Dazu fehlt es dort auch an vielen kleinen Dingen von modernen Medikamenten bis hin zu Laptops für die Ärzte. Auch möchte er fünf Kinder nach Bonn holen, damit sie hier am Universitätsklinikum Bonn von den Neurochirurgen operiert werden können.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Christian Elger
Direktor der Klinik für Epileptologie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-19388
E-Mail: Christian.Elger@ukb.uni-bonn.de

Einsatz in Äthiopien:
Einsatz in Äthiopien: - Angehende Mediziner hören gebannt Prof. Christian Elger (2. re) zu; © Maike van Ueuem
Einsatz in Äthiopien:
Einsatz in Äthiopien: - Ein junger Arzt diskutiert mit Prof. Christian Elger (re) über das Krankheitsbild eines Patienten; © Maike van Ueuem
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