28. Oktober 2010

Schonende Option bei gutartiger Prostatavergrößerung Schonende Option bei gutartiger Prostatavergrößerung

Uni-Klinikum bietet Infrarot-Laser als unblutige Alternative an

Starker Harndrang in der Nacht: Eine gutartige Vergrößerung der Prostata kann unangenehme Symptome verursachen. Oft kann nur ein Eingriff helfen. Doch für Betroffene, die beispielsweise Herzinfarkt gefährdet sind oder zu Blutungen neigen, ist das operative Standardverfahren zu belastend. Die Urologische Klinik am Universitätsklinikum Bonn bietet diesen Risikopatienten seit kurzem ein neueres Laserverfahren an – eine unblutige Alternative.

In Deutschland hat etwa jeder zweite Mann über 60 Jahren eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Sie drückt dann beispielsweise auf die Blase und Harnröhre. Leidet ein Betroffener sehr stark unter den Symptomen wie Harndrang, Harnstau oder Nachtröpfeln, ist Zeit zum Handeln. Methode der Wahl ist bisher die Ausschälung der Prostata, die so genannte transurethrale Prostataresektion (TURP). Dabei wird überschüssiges Gewebe mittels einer unter Strom stehenden Schlinge entfernt, die über die Harnröhre eingeführt wird. Doch Risikopatienten, die beispielsweise Blut verdünnende Medikamente einnehmen, können mit diesem Verfahren nicht operiert werden. Denn aufgrund der großen Wundflächen ist die Blutungsgefahr sehr hoch. Auch besteht die Gefahr eines so genannten TUR-Syndroms. Hierbei gelangt die zur Ausspülung der Gewebeteile verwendete Flüssigkeit in den Blutkreislauf, und es kann zu Herz-Kreislauf-Störungen kommen.

Sauberer Schnitt mit Infrarot-Licht

Als Alternative haben sich in den letzten Jahren moderne Laserverfahren durchgesetzt. Dabei setzt die Urologische Klinik des Universitätsklinikums Bonn auf eine neue Methode. Die Infrarot-Strahlung des so genannten Thulium-Lasers wird nicht wie das Licht anderer Laser vom Blut sondern vom Zellwasser stark absorbiert. „Jede Zelle enthält Wasser. Daher nimmt das gesamte gewucherte Gewebe diese Lichtenergie optimal auf“, sagt Oberarzt Dr. Stefan Hauser. Die Strahlung dringt nicht tiefer als bis zu einem Millimeter in das wasserhaltige Gewebe ein. So schneidet der Laserstrahl schnell mit einem sauberen Schnitt das überschüssige Gewebe heraus. Über das Endoskop, können die Bonner Urologen am Monitor dabei den Weg des Laserstrahls exakt verfolgen. Da die Gefäße gleichzeitig verödet werden, gibt es kaum Blutverlust während des Eingriffs, und die Gefahr einer behandlungsbedürftigen Nachblutung verringert sich erheblich.

Im Gegensatz zu anderen Laserverfahren wird das überschüssige Gewebe nicht verdampft. Ein Stab mit einem schnell drehenden Messer an der Spitze schneidet das herausgeschnittene Gewebe in kleine Stücke und saugt diese ab. Dies hat einen wesentlichen Vorteil: Es bleibt Gewebe für eine Untersuchung durch den Pathologen übrig, und ein mögliches Prostatakarzinom kann diagnostiziert werden.

Gute Erfahrungen mit neuer Technik

„Wir freuen uns, mit der neuen Lasertechnik eine Option zu haben, deren entscheidender Vorteil ein geringer Blutverlust während des Eingriffs ist“, sagt Oberarzt Hauser. Bisher hat die Urologische Klinik des Universitätsklinikums Bonn 100 Patienten mit der neuen Lasertechnik behandelt – davon die Hälfte mit medikamentöser Blutverdünnung. Etwa jeder Fünfte galt sogar als nicht operierbar. Die Bonner Urologen sind mit den Ergebnissen zufrieden. Bei vergleichbarer Wirksamkeit des Thulium-Lasers haben die Risikopatienten einen geringeren Blutverlust und einen kürzeren Krankenhausaufenthalt.

Kontakt:
Oberarzt Dr. Stefan Hauser
Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-14184 oder -15109 (Pforte)
E-Mail: stefan.hauser@uni-bonn.de

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