30. September 2007

Ein jüdischer Forscher zwischen Anerkennung und Exil Ein jüdischer Forscher zwischen Anerkennung und Exil

Ein internationales Symposium an der Uni Bonn würdigt den ehemaligen Bonner Professor Wilhelm Levison

Professor Dr. Wilhelm Levison (1876-1947) war einer der wenigen deutschen Mittelalterforscher, deren wissenschaftliche Reputation weit über Deutschland hinaus reichte. Trotz seiner Fähigkeiten wurde der jüdische Wissenschaftler durch die Nürnberger Gesetze 1938 ins Exil nach England getrieben. Sein 60. Todestages ist nun an seinen beiden Wirkungsstätten an der Universität Bonn und im englischen Durham Anlass für zwei Tagungen. Die Bonner Veranstaltung findet vom 11. bis 13. Oktober im Festsaal des Universitäts-Hauptgebäudes statt.

Levison stammte aus einer Düsseldorfer Textilfabrikantenfamilie und schlug eine Karriere als Historiker ein, die ihn nach Bonn führte. Er ist auf mehreren Gebieten Vorreiter der modernen Mittelalterforschung; seine Anregungen werden noch heute in der Mediävistik aufgegriffen. Die Tagung wird Leben und Arbeit des jüdischen Gelehrten beleuchten. Organisiert wird sie von dem Bonner Professor Dr. Matthias Becher, der Levisons ehemaligen Lehrstuhl innehat, und seinem Kollegen Professor Dr. Yitzhak Hen (Universität Beer-Sheva).



Levison war einer der ersten, der die damals viel geschmähten Heiligenlegenden als historische Quelle ernst genommen und auf die vielfältigen Möglichkeiten zu ihrer Auswertung hingewiesen hat. Die moderne Hagiographie - also die Erforschung derartiger Quellen als Texte mit ganz spezifischen Zielsetzungen im politischen Kontext ihrer Zeit - wäre ohne Levison undenkbar. Der Wissenschaftler war zudem ein bedeutender Urkundenforscher. So untersuchte er unter anderem die Konstantinische Schenkung: In dieser gefälschten Urkunde schenkte der römische Kaiser Konstantin I. den Päpsten angeblich die Oberherrschaft über die gesamte Westhälfte des Römischen Reiches.



Levinsons Schicksal in der Zeit von 1933 bis 1945 kann beispielhaft für viele stehen. Allerdings glaubte der jüdische Gelehrte auch in widrigen Zeiten stets an die Möglichkeit zur Versöhnung, für die er sich nach dem Krieg bis zu seinem Tode persönlich stark engagierte.

Das komplette Tagungsprogramm gibt es im Internet unter http://www.uni-bonn.de/news/1063.html .



Kontakt:

Markus Knipp

Abteilung für Mittelalterliche Geschichte, Universität Bonn

Telefon: 0228/73-6519, -6518

E-Mail: m.knipp@uni-bonn.de,
levison2007@uni-bonn.de







Wird geladen