26. März 2007

Darmkrebsvorsorge immer noch zu wenig genutzt Darmkrebsvorsorge immer noch zu wenig genutzt

Neue Zahlen zum Aktionsmonat gegen Darmkrebs

Über 70.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Dickdarmkrebs, der zweithäufigsten Krebsneuerkrankung hierzulande. Rund 30.000 sterben daran, obwohl fast alle Betroffenen geheilt werden könnten, wenn der Krebs bei einer Darmspiegelung früh genug entdeckt würde. "Auch wenn inzwischen mehr Menschen an der Darmkrebsvorsorge teilnehmen, sind es noch lange nicht genug", erklärt Professor Dr. Tilman Sauerbruch, Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Bonn anlässlich des Darmkrebs-Monats März. "Schließlich verzichten immer noch Millionen Vorsorgeberechtigte auf die oft lebensrettende Untersuchung."

Bereits seit Oktober 2002 gibt es das nationale Darmkrebs-Früherkennungsprogramm. Seitdem haben mehr als 1,7 Millionen Menschen eine Vorsorge-Darmspiegelung durchführen lassen. Im Jahr 2003 nutzten zwei Prozent der gesetzlich Versicherten über 55 Jahre das Angebot. 2005 waren es schon drei Prozent, das sind etwa 544.000 Menschen.

Aber was sind die Gründe für die dennoch geringe Bereitschaft zur Darmkrebsvorsorge? Zum einen ist Darmkrebs immer noch ein Tabuthema. Zum anderen stellen sich viele eine Darmspiegelung unangenehm, peinlich oder schmerzhaft vor. Dabei sind diese Bedenken dank moderner Geräte und größtmöglicher Achtung der Intimsphäre heutzutage nahezu unbegründet. "Unsere Aufgabe ist es, durch Aufklärung der Bevölkerung vorhandene Berührungsängste abzubauen und damit mehr Menschen zur Darmspiegelung zu motivieren", sagt Professor Sauerbruch.

Bei der Darmspiegelung, der so genannten Koloskopie, führt der Arzt einen biegsamen Schlauch mit einer Lichtquelle und einer Kamera an der Spitze in den Darm ein. Er untersucht die Schleimhaut Stück für Stück und kann dabei Krebsvorstufen, so genannte Polypen, entdecken und sofort entfernen. So entsteht Darmkrebs erst gar nicht. Und auch fünf bis zehn Jahre nach der Untersuchung treten nur äußerst selten Darmtumore auf. Ist die herkömmliche Darmspiegelung nicht durchführbar oder unerwünscht, kann die so genannte virtuelle Koloskopie eine Alternative sein. Dabei erzeugt der Computer aus verschiedenen Röntgenaufnahmen des Unterleibs ein dreidimensionales Bild, so dass der Arzt den Dickdarm virtuell am Bildschirm untersuchen kann.

Die Häufigkeit von Dickdarmkrebs steigt ab dem 50. Lebensjahr deutlich an. Ab diesem Zeitpunkt können gesetzlich Versicherte jährlich den Enddarm austasten und den Stuhl auf verstecktes Blut untersuchen lassen. Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf Darmkrebs sein, allerdings ist der Stuhltest nicht sicher. "Die Darmspiegelung ist daher die beste Vorsorgeuntersuchung, deren Kosten ab 55 von den Krankenkassen übernommen werden. Dieses Angebot sollte jeder nutzen", rät Professor Sauerbruch.

Kontakt für die Medien:
Professor Dr. Tilman Sauerbruch
Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Bonn
Tel: 0228/287-15255
E-Mail: sauerbruch@uni-bonn.de






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