13. Februar 2017

Die Sammlungen – ein Kosmos Die Sammlungen – ein Kosmos.

Zweihundert Jahre lang schon sind an der Universität Bonn Objekte des Sammelns und des Forschens in eigene Museen und Sammlungen eingegangen und haben die Entstehung von Fachdisziplinen gefördert. Sieben Sammlungen und das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig erwecken nun in einem dreijährigen Forschungsprojekt die Idee der Transdisziplinarität zu neuem Leben. Das vom Bundesminsterium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt wird mit einer Fachtagung in der Bonner Altamerika-Sammlung (BASA) am 20. und 21. Februar 2017 eröffnet.

KOSMOS
KOSMOS - Alexander von Humboldt: "...die ganze materielle Welt in den Objekten der Sammlungen und Museen..." © Foto: Daniel Grana-Behrens / Universität Bonn
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Alexander von Humboldt verfolgte zeitlebens die Idee, dass sich „die ganze materielle Welt in den Objekten der Sammlungen und Museen spiegelt“: es ist die Idee vom Kosmos als Vernetzungswissenschaft. Das hieß es in Humboldts Vorstellung, die Ordnung der Welt erfassen und beschreiben zu können. Das sollte „alles Geschaffene im Erd- und Himmelsraume“ erfassen. „Alexander von Humboldts Kosmos ist zum Beispiel auch in einem Wassertropfen, dessen Licht die Sonne und die Umgebung in ihm bricht und gleichzeitig in ihm vereint.“, erklärt der Projektkoordinator, Dr. Daniel Grana-Behrens. „Die Disziplinen haben sich schließlich gebildet, um Beziehungen zwischen Objekten der Natur oder um Phänomene wie die funktionelle Anpassung des Menschen an seine Umwelt beschreiben zu können. Je eigene Theorien und Modelle sind so entstanden.“

Der Kosmos „Bonner Universität“
Ausgangspunkt des Bonner KOSMOS-Projektes ist die Humboldt’sche Idee, dass Wechselwirkungen zwischen Menschen, kulturellen Phänomenen und der Natur heute solche Fragen hervorbringen, die allein transdisziplinär lösbar sind.
Dazu müssen die Disziplinen ihre entstandenen Grenzziehungen überwinden und so müssen die in verschiedene Sammlungen nach den Regeln der Disziplinen verteilten Objekte erneut zusammen geführt werden. Die Antworten auf heutige Fragen liegen in der Vernetzung. Das ist der Weg von der Disziplinarität der Objekt-, Wissens- und Wissenschaftsgeschichte zu ihrer Transdisziplinarität. Die Objekte der Sammlungen, die im KOSMOS-Projekt in den nächsten Jahren bearbeitet werden, spiegeln selbst Interaktionen und Interaktionsmuster untereinander wider. So wird sichtbar, wie die Objekte dadurch den Kosmos „Bonner Universität“ hervor gebracht haben.
Schließlich stellt sich das Forschungsprojekt der Virtualisierung von Objekten und damit einer neuen Form von Realität. Was erklären virtuelle Objekte wie beispielsweise 3D-Modelle, Simulationen, Rekonstruktionen? Und geschieht dies besser und anders als durch physische Objekte? Welche Vorteile bieten trotzdem weiterhin physische Objekte in Lehre und Forschung?

Ziele des Forschungsprojektes
Das Forschungsprojekt KOSMOS will anhand von Objekten und Sammlungen der Universität Bonn Alexander von Humboldts Idee vom Kosmos als Vernetzungswissenschaft aufzeigen. Die Wissenschaftler fragen danach, wie sich die hiesigen Wissenschaftsdisziplinen herausgebildet haben, waren es doch die Objekte und Sammlungen selbst, die dieses Wissen produziert haben.
Es soll außerdem erforscht werden, wie die universitären Sammlungen zukünftig verstärkt transdisziplinär in Lehre und Forschung wieder lösungsorientiert genutzt werden können. Schließlich soll die Forschungsarbeit zeigen, wie die universitären Sammlungen die Identifikation der Hochschulangehörigen und Dritter mit der Uni Bonn beeinflussen können und welche nationalen und internationalen Kooperationsmöglichkeiten für die Bonner Sammlungen bestehen.

Die Sammlungen Trimborn und Oberem
Ein Teilprojekt des Bonner Kosmos-Projektes befasst sich in der Bonner Altamerika Sammlung (BASA) - dem Tagungsort - mit den Sammlungen von Hermann Trimborn (1901-1986) und Udo Oberem (1923-1986), denen ungefähr 500 Objekte angehören. Die BASA umfasst insgesamt etwa 10.000 Objekte. Durch die Sammlung Hermann Trimborns gelangten seit 1948 im Wege der Schenkung oder durch Expeditionen ins südamerikanische Hochland und nach Mittelamerika ethnographische und archäologische Objekte nach Bonn, darunter die hier gezeigte Reibschale in Form eines Jaguars aus vulkanischem Gestein, die aus Costa Rica stammt..

Teilnehmer des Projektes sind diese Museen und Sammlungen der Universität Bonn: Ägyptisches Museum, Akademisches Kunstmuseum, Bonner Altamerika-Sammlung, Goldfuß-Museum (Paläontologie), Mineralogisches Museum, Sammlung der Vor- und Frühgeschichte und die Schellackplattensammlung der Musikwissenschaften.

Partner des Projektes ist das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, ZFMK. Die Biodiversitätsinformatik des ZFMK ist für die Implementierung, Modellierung und Nutzung der objektbasierten Datenbank WissKI zuständig; diese Datenbank dient der Erfassung der Objekte aller beteiligten Sammlungen. Das Biohistoricum bearbeitet darüber hinaus hunderte von Sonderdrucken umfangreichen bibliographischen Sammlung Eduard Adolf Straßburgers (1844-1912), ehemals Direktor des Botanischen Instituts und der Botanischen Gärten und ehemaliger Rektor der Universität Bonn.

Die Leitung des Projektes hat Dr. Karoline Noack, Leiterin der Bonner Altamerika-Sammlung, BASA, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie, Abteilung für Altamerikanistik und Ethnologie, Oxfordstr. 15, 53115 Bonn, E-Mail: knoack@uni-bonn.de

Die Fachtagung zur Eröffnung des Projektes, „Die Sammlungen – ein Kosmos“, findet statt am 20. und 21. Januar 2017 in der Bonner Altamerika-Sammlung; sie beginnt am 20. Februar um 11.00 Uhr.

Ansprechpartner und Projektkoordinator:
Dr. Daniel Grana-Behrens,
Institut für Archäologie und Kulturanthropologie,
Abteilung für Altamerikanistik und Ethnologie,
Oxfordstr. 15, 53115 Bonn,
E-Mail: daniel.grana-behrens@uni-bonn.de

Reibschale, Costa Rica
Reibschale, Costa Rica © Foto: Daniel Grana-Behrens / Universität Bonn
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